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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0321

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Der Ncckar-No te erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstag»
». Freitag» Bestellungen kön-
nen bei der Erudition in Hei-
delberg , bei Kaulm. Llcmpp
in Mo»bach, Kausm. Frank in
Adelshcim, Abraham Stumps
in Ellerbach und bei allen Post-
Acmtcrn gemacht werden.


ES«
Dienstag, den 26. September A 843.

Der Abonnemcntsprei» betrügt
für ein Jahr i st. 36 kr, für
ktn halbe» Jahr 5/, kr. für
ein Bicrtcljahr 3o kr. Di«
Ei»rückung»gebühr für die ge-
spaltene Zctle od. deren Raum
betrügt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Erpcdition Aut-
kunft crtheilt, 3 kr.

Für das mit dem 1. Oktober beginnende neue Quartal wolle man gefällige Abonnements-Bestellungen
für Heidelberg bei dem Unterzeichneten, für Mosbach und Neudenau bei Herrn F. Lempp, für Eberbach bei
Herrn A. Stumpf, für Adelsheim bei Herrn I. G. Frank, und bei den betreffenden verehrl. Postämtern machen.
Der Abouncmentsprcis ist 30 kr.
Heidelberg, im September 1343. Otto August Oßwald.

Runtes aus der Leit»
Die Badgäste machen's wie die Zugvögel und rü-
cken allmalig wieder ins Winterquartier ein, doch gar
manche nicht so gesund und vergnügt. Die freilich sind
am wenigsten zu bedauern, die sich die besten Federn
beim Spiel ansrupfen ließen.
Unter allen deutschen Städten bat die Maßigkeits-
sacbe den metstcn Anklang und Fortgang in Osna-
brück gefunden. Das Branntweintnnken ist dort fast
aus allen Familien verbannt und die Wirthc bringen
ihren Schnaps nur noch bei fremden Gästen an.
Während in vielen Zweigen der Industrie Alles auf
die Spitze getrieben wird, nimmt die eigentliche Spitzen-
Fabrikation in Sachsen immer mehr ab. Dagegen
kommt die in Brüssel wieder zu ihrem alten Rubine
und wird dort ucbe.- dem Christcnthume in den Schu-
len gelehrt, und somit ebenfalls auf die Spitze getrieben.
Dem jungen König von Griechenland wird sein
Jugendleben auch vielfach getrübt und die goldne Kö-
nigskrone mag ihn oft schwer drücken.
Der Königin von England scheint das Reisen zur
See bei dem schönen Wetter zu gefallen. Sie hat sich
schon wieder anf's Wasser gemacht und ist mit ihrem
Gemahl nach Ostende abgefahren, wo der König und
die Königin von Belgien sie erwarten. Man wünscht
und hofft, daß sie auch nach Brüssel kommen und Gent
und Antwerpen besuchen werde. (D.Z.)

Der Andreaöabend.
Aus den Papieren der Frau v, P.
Es war am heiligen Andreasabcnd. — Ach
saß mit meinen beiden Cousinen, den Töchtern des
General V., am traulichen Kamin im gothischen
Zimmer eines alten Felsenschlosscs. Seit einigen
Monaten hatte sich mein Onkel gänzlich der großen
Welt entzogen und wohnte nun mit seiner Familie
auf dieser Burg, ein seltenes Altcrthum der Rit-
terzeit. Stolz darauf, das Stammschloß seiner
Ahnen noch ganz so erhalten zu besitzen, wie es
vielleicht zur Zeit Kaiser Karl des Fünften war.

wurde sedc Neuerung von ihm mit der größten
Strenge vermieden. Kein Wunder, daß es meinen
Cousinen, welche früher in der glänzenden Haupt-
ffadt erzogen waren, durchaus nicht in diesen gro-
ßen altmodischen, mit sonderbaren Verzierungen
und Bildern ausgcschmücktcn Zimmern behagen
konnte. Die Sommermonate waren so leidlich ver-
gangen. — Die äußerst romantische Gegend, ange-
nehme Spaziergänge, zuweilen auch Besuche, hat-
ten die Zeit verkürzt. Aber nun nahte der Winter.
—- Eine trübe Aussicht in diesen bemoosten einsa-
men Mauern für heitre lebenslustige Mädchen! —
Meine Mutter, des Generals Schwester, lebte
nach dem Tode meines Vaters, welcher als Haupt-
mann in der Schlacht blieb, mit mir, ihrer einzigen
Tochter, in der Residenz, und erlaubte mir zuwei-
len, auf einige Wochen die Cousinen in ihrer Ein-
samkeit zu besuchen und zu trösten. Die Zeit ver-
ging uns dann immer schnell und heiter; ich brachte
Neuigkeiten und Moden aus der Hauptstadt mit,
wir scherzten und lachten.
So war es denn auch am Andreasabcnd. Wir
hatten uns mancherlei erzählt von vergangenen
schönen Zeiten, und kamen nun auf den heutigen
stürmischen Abend zu sprechen. „Wißt Ihr denn,
daß wir den heiligen "Andreas haben, wo jedes
Mädchen ihren zukünftigen Geliebten sehen kann?"
— rüste plötzlich Agnes aus — „hört, laßt uns
einen Spaß machen! Äm zweiten Zimmer liegen
noch ganz alte Bücher mit großen schönen Bildern;
wir sagen das Sprüchlein an den heiligen Andreas
her, welches ich noch von meiner alten Muhme
weiß, schlagen dann jede ein Blatt des Bilderbuchs
auf, und ich wette, wir finden unsre zukünftigen
Herren und Gemahls, förmlich abkonterfeit."
Der Vorschlag ward lachend angenommen, das
Buch geholt und feierlich auf den großen runden
steinernen Tisch gelegt; der Spruch wurde andäch-
tig hecgesagt, aber Keine wollte den Anfang ma-
chen. Uns war ganz unheimlich zu Muthe. „So
muß das Loos bestimmen," entschied Emilie, und
brachte sogleich Papier, Tinte und Feder. Es traf
mich zuerst. —> Das Buck ausschlagcn, eine furcht-
bare Kreuzspinne erblicken, erblassend zurückprallcn
 
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