Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0261

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Neckar-Bote erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstags
u. Freitag». Bestellungen kön-
nen bei der Expedition in Hei-
delberg , bei Kaufm. Lempp
in Mosbach, Kaufm. Frank in
Adelsheim, Abraham Stumpf
in Ebcrbach und bei allen Post-
Ncmtcrn gemacht werden.



Freitag, den 4. August 1843.

Der AbonnemcnlSpreiS betragt
für ein Jahr i fl. 36 kr, für
ein halbes Jahr 5/, kr. für
ein Vierteljahr 3o kr. Die
EinrückuugSgcbühr für die ge-
spaltene Zeile ob. deren Raum
beträgt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Expedition Aus-
kunft ertheilt, 3 kr.


Buntes aus der Leit*
Tas englische Parlament hat beschlossen, so lange
in Irland nickt mit Waffengewalt ciuzusckreiten, als die
Irländer selbst sich nicht thatsächlich gegen die Union auf-
lehnen würde. Die Repealversammluugen könne man nickt
verbieten, da sie sich bis jetzt ganz unschädlich gezeigt hat-
ten. O'Connell hat seine Freude darüber ausgesprochen,
daß die Regierung ihre Versammlungen billige und er-
muntert fortwährend durch kräftige Reden seine Lands-
leute, das gute Werk der Trennung nickt anfzngcbcn. Die
Sccretariatsgeschäfte bei den Versammlungen, Corrcspon-
denzen u. s. w. versehen seine beiden Söhne, die sich durch
körperliche Schönheit eben so wie ihr Vater durch seine
Beredsamkeit auszeichnen sollen.
Die Verhandlungen am rheinischen Landtag zu
Düsseldorf sind am 20. Juli durch den königlichen Com-
miffär geschlossen worden. Das Volk ertheilt seinen Ver-
tretern allgemein das Lob der Freisimügkeit und männ-
lichen Besonnenheit, doch soll es verboten worden sein,
ohne Genehmigung der Negierung denselben Ehrenfeste
zu geben.
Bei der bayerischen StLndeversammlung wurde der
Antrag des Abgeordneten Bestclmeyer angenommen, den
König zu bitten, bei den Zokvereinöstaaten dahin wirken
zu lassen, daß man wie bei den. Silbermünzen sich auch
bei den Goldmünzen vereinige, nur nach einem gemein-
samen Fuß prägen zu lassen und den Werth den gegen-
wärtig cursirenden Goldmünzen gleichförmig zu bestimmen.
Von Bremen ist der Bürgermeister Smidt nach Ber-
lin geschickt worden, wegen Anschluß an den deutschen
Zollverein zu unterhandeln. Man hofft, daß diese Sen-
dung ein erwünschtes Resultat bewirke.
Die Israeliten in Cölu haben aus Dankbarkeit für
die Stimme, die sich auf dem rheinischen Landtag für
sic erhob, der dortigen. Armeuverwaltnug 800 Thalcr
zugcschickt, wovon die Hälfte unter die Stadtarmen ver-
theüt, die andere Halste zu Ankauf von Brod verwen-
det werden soll. Auch anderwärts haben die Israeliten
ähnliche milde Sammlungen veranstaltet.
Zum ersten Mal hat in Frankfurt am Main ein
angesehener Israelit die Beschneidung an seinem neugc-
boruen Sohn unterlassen. Man findet das Aufgcben
dieser Sitte um so vernünftiger, als sie aus einer vor-
mosaischen Zeit herstammt und Moses mehrere seiner
eigenen Söhne nicht beschneiden ließ.
In Augsburg hat sich der Handelsstand dahin ver-
einigt, nur mit jenen Fabrikanten und Handelshäusern
in Geschäftsverbindung zu treten und zu bleiben, deren
Reisende blos mit den dazu berechtigten Handelsleuten
Geschäfte machen, nicht aber von Haus zu Haus gehen
und ihre Waaren an Privatpersonen verkaufen.
Aus den Nadeln der Kiefer-' oder Föhrenbäume wer-
den jetzt durch eine eigenthümliche Behandlung hanf-
artige Fasern gewonnen, die man unter dem Namen
Waldwoüe recht zweckmäßig zu Matratzen und Stepp-

decken verwendet. Der Erfinder ist der Papiermüller
Weiß aus Ziegcnhals.
In Nürnberg starb der 42jährige Gehülfe des
Platner'schcn Großhandlungshauscs, I. I. Knauer. Don
seinem erworbenen Vermögen vermachte er der Stadt
2 t,000 fl. zu milden Stiftungen und den Rest seinen
Verwandten und Freunden.
Bei der Versteigerung des Nachlasses des Herzogs
von Sussex gingen die Tabake allein um mehr als
20,000 Thlr. weg. Manche einzelne Cigarre kam auf
einen Thalcr. (D.Z.)
Ebcrbach am Neckar.* Unsere Stadt nimmt von
Tag zu Tag au Frequenz zu, sowohl die Dampfboote
als andere Gelegenheiten bringen uns täglich Fremde
aus der Nähe und Ferne, und der am 1Z. beginnende
tägliche Eilwagencurs zwischen Würzburg und Heidel-
berg über Amorbach, Miltenberg rc., wodurch freilich
den Dampfbooten bei ungünstiger Witterung mancher
Abbruch entstehen mag, wird zur Vermehrung dieser
Frequenz gewiß wesentlich beitragen. Schade nur, daß
nun die hier über den Neckar projectirte fliegende Brücke,
die schon am 1. September dieses Jahrs eingeweiht wer-
den sollte, wodurch auch die Verbindung mit dem jen-
seitigen Neckarufer bedeutend erleichtert worden wäre,
wie man sagt, vorerst nicht zu Stande kommen soll,
weil sich leider einige Mitglieder des großen Ausschusses
so sehr dagegen strauben.
Unser diesjähriges Schießfcst, welches vom 11. bis
14. dieses Monats dauert und zu dessen Verherrlichung
am Sonntage den !F. ein großer Ball stattsmden wird,
wobei sich dis hiesige türkische Blechmusik besonders aus-
Z eich neu will, wird gewiß von vielen auswärtigen
Schieß - und Tauzliebhabcrn bestickt werden.
Eberb ach. Der letzte hiesige Viehmarkt war so be-
deutend, daß er alle früheren, so wie alle in der nächsten
Umgebung abgehaltenen, z. B. den bekannten Beerfelder
bei weitem übertraf, besonders hatten sich viele auswär-
tige Käufer und Verkäufer sogar von weiter entfernten
Gegenden eingesunden. Der Verbrauch an Getränken
und besonders an Bäckerwaaren war dabei so bedeutend,
daß schon am frühen Morgen Mangel an allem Gebäck
war, dem jedoch schon in ein paar Stunden wieder ab-
geholfen war, an Getränken fehlte es jedoch nicht, da
haben wir ja zur Noth noch Wasser genug. — Es wur-
den im Ganzen 681 Stück Vieh auf den Markt ge-
bracht, und am Schluffe desselben war alles bis auf
8 Stück verkauft.

Die Wette.
»Denken Sie sich, Herr Baron!« erzählte
mein Friseur, indem er mir das Haar zum glan-
zenden Casino ordnete, »denken Sie sich, wie mir
es heute morgen mit Ihrem Nachbar da drüben,
dem alten steinreichen Kaufmann, gegangen ist.
Nein, so ein filziger Geiz ist mir von Einem,
 
Annotationen