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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0337

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Der Neckar-Bote erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstag»
u. Freitags. Bestellungen kön-
nen bei der Erpcdilion in Hei-
delberg , bei Kaufm. Lcmpp
in Mosbach, Kanfm. Frank in
Adelsheim, Abraham Stumps
in Ellerbach und bei allen Post-
Aemtcrn gemacht werden.

Neckar-Bote.
Dienstag, den 10. Oktober !843.

Der AbonncmcntSprcis betragt
für ein Jahr i fi. 36 kr, für
ein halbes Jahr 5/, kr. für
ein Bicrtcljahr 3o kr. Die
Cinrückungsgcbühr für die ge-
spaltene Zeile od. deren Rau»
betragt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Expedition Aus-
kunft ertheilt, 3 kr.

Für das mit Nummer 70. begonnene neue Quartal wolle man gefällige Abonnements - Bestellungen
für Heidelberg bei dem Unterzeichneten, für Mosbach und Neudenau bei Herrn F. Lempp, für Ebcrbach bei
Herrn A. Stumpf, für Adelsheim bei Herrn I. G. Frank, und bei den betreffenden verehrt. Postämtern machen.
Der Abonncmentspreis ist 30 kr.
Heidelberg, im Oktober -043. Otto August Oßwald.

Klabauterman n.
lFortschung.)
Die Ebbe verlief nach und nach, mit der ein-
tretenden Flut brach auch die völlige Finfferniß
ein; der Wind stürmte aus Nordwest, die Fahrt
konnte nicht weiter fortgesetzt werden. Die kundi-
gen Lootsen suchten stch einen bequemen Ankerplatz,
ließen das Segel nieder und warfen den Anker aus.
Die Wachen wurden vertheilt. Jakob erhielt die
erste, Röhrs die zweite. Als die Zeit des letzter»
um war, ging er hin, den alten Koch zu wecken.
Dieser kam ihm bereits entgegen. „Ich habe dich
schon gehört," sagre er, „geh' nur hinunter und
lege dich schlafen." Dieser that wie ihm geheißen
wurde, Martin Koch stieg auf's Verdeck und hüllte
sich fest in seinen warmen Kapnt, denn der Wind
wehte kühl und die Luft war sehr frisch. Die Ein-
samkeit wirkte nicht wohlthätig auf ihn, die trau-
rigen Bilder, welche vvr der Abfahrt seine Sinne
umdüstertcn, stiegen auf's Neue vor ihm auf; er
seufzte tief und ging mit heftigen Schriften auf und
nieder, aber die Ruhe wollte ihm nicht kommen.
Er war in einer besammernswerthcn Lage.
Eine halbe Stunde war ungefähr vergangen, da
trat der alte Röhrs wieder auf das Verdeck. „Den
möchte ich sehen," begann er, „der da schlafen
könnte, wenn du anfängst mit deinen Füßen den
Marsch zu schlagen. Was fehlt dir denn?"
f Martin Koch seufzte tief auf: „Gib mir meine
-Kinder wieder! ich bin verwaist, ich bin kinderlos."
„Kinderlos?" fragte Röhrs, „hast du denn nicht
noch einen tüchtigen, kräftigen Zungen, welcher zu
deiner und aller Menschen Freude heranwächst?"
„Den habe ich," sagte dieser, „aber nur so lange,
als es Gott und dem Klabautermann gefällt."
„Der Klabautermann?" fragte Röhrs. „Pfui,
Alter, ich hätte dich für zu vernünftig gehalten,
als daß ich mir eingebildet hatte, du glaubtest an
dergleichen Unsinn."
„Unsinn?" seufzte der unglückliche Vater, „da-
für habe ich cs auch lange Zeit gehalten, aber ich
bin bald zu meinem Unglück eines Andern belehrt
worden. Höre mir zu."
Er zog seinen Freund zu sich auf das Bratspill

(dieAnkerwinde) nieder und begann: „Mir saßen einst
unserer sieben bis acht junge Kerle am Strande der
Insel Ncnwcrk und schauten neugierig nach einem
Schiss in die See hinaus, welches vom letzten Süd-
oststurm nordwärts geschleudert worden war. Ei-
nige von uns äußerten lebhaft die Gefahren, wel-
chen das Schiff in der letztvergangencn Nacht
ausgesetzt gewesen sein mußte. Alles geht gut,
sagte der lange Klaus, so lange noch der Klabau-
termann bei ihnen aushält; sobald der aber das
Schiff verläßt, so ist weder an Glück noch an Se-
gen zu denken."
„Einige lachten, einige schwiegen still; ich wußte
nicht reckt, ob ich scherzen oder böse werden sollte
und fragte endlich, als hätte ich nie vorher etwas
davon vernommen: „Was ist denn das für ein
Kerl, der Klabautermann?"
„Der lange Klaus erhob sich von seinem Sitze,
sah mir seft in die Augen und sagte: Kennst du
ihn nicht, so ist cs gut, kennst du ihn aber und ver-
leugnest ihn, so steht es schlimm um dich."
„Diese, mit einem festen, etwas hohlen Tone
ausgesprochenen Worte machten einen sonderbaren
Eindruck auf mich; ich hatte allerdings schon von
diesem seltsamen Wesen etwas gehört, aber um
meine Verwirrung nicht merken zu lasten, wandte
ich mich von ihm ab und sagte so keck als möglich:
Ich habe von dem Kerl zeitlebens nichts gehört."
„So will ich dich mit ihm bekannt machen, sagte
Klaus, denn ich glaube nicht, daß du ihn absicht-
lich verleugnest; so du es thätest, würde cs dein
großer Schaden sein, denn so wie er cs erfahrt,
wird er dich verlassen, und wie cs alsdann um
dich steht, wirst du zu deinem Unglück nur allzu-
bald erfahren."
(Fortsetzung folgt.)

Anekdote.
Ein Rekrute rief die Runde mit den Worten: »Wer
da?« an, vergaß aber hinzuzusetzen: »Runde vor-
bei!« Der Unteroffizier schalt ihn daher heftig: Kannst
du denn nicht sagen, Rindvieh — »Vorbei!» Jetzt
paß auf, ich will die Runde vorstellen; und alsobald
schrie der Bursche: »Wer da? Rindvieh vorbei!»
 
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