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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0301

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Der Neckar-Bote erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstag»
u. Freitags. Bestellungen kön-
nen bei der Erpcdiiion in Hei-
delberg , bei Kausm. Lempp
in Mosbach, Kausm. Frank in
Adelsheim, Abraham Stumps
in Eberbach und bei allen Pofl-
Aeuitcrn gemacht werden.

Meckar-Bste.
Freitag, den 8. September , 843.

Der AbonnomcntSprciS betrögt
für ein Jahr i fi. 36 kr, für
ein halbes Jahr 5/, kr. für
ein Vierteljahr 3o kr. Dir
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Der L a e o.
(Fortsetzung.)
„Wer da!" rief Antonio mit tiefer Stimme,
seinen Earabiner anschlagcnd.
Don Piedras (denn er war's, der langsam von
seinem nächtlichen Gauge zurückkam) ward, als er
diese Stimme vernahm, außer Fassung gebracht

Buntes aus der Lett«
Die bayerischen Deputaten haben just 9 Monate
beim Landtag zugebracht, und daß sie auch fleißig ge-
wesen sind und sich brav aufgesnhrt haben, das können
sie Schwarz ans Weiß aufzeigcm Der Abschied, den
ihnen der König mit nach Hause gegeben hat, ist in
jeder Hinsicht ein ehrenvoller und schmeichelhafter, und
die Fran Deputirtin darf nur ihrem Mann mit dem
allerfrenndlickstcn Gesicht entgegen kommen.
Der König von Frankreich ist immer gut beim
Feuerlöschen gewesen, wie das die Hitzköpfe wissen, die
von der Freiheit entbrannt waren. Kürzlich kam im
Schlosse zu En ordinäres Feuer ans. Man weckte den
König und gegen Morgen war Alles gelöscht. Der Wind
war ihm auch günstig hier wie dort.
Um Berlin her ist es jetzt durchs die Heerschau,
welche der König über einen Theil feiner Truppen in
den neuen Waffcnröckcn und Pickelhauben abhält, sehr
lebendig. Die Truppen sind gut einerercirl und der Kö-
nig selbst hat seine größte Freude daran, wie rasch
.und bestimmt jede Bewegung ansgeführt wird.
In Breslau hat man eine Dicbsbandc von vier-
zehnjährigen Knaben cingefangen, welche den Sommer
hindurch ihr Brod und ihren sonstigen Bedarf an Le-
bensmitteln in den benachbarten Dorfscbaften mit gro-
ßer Kühnheit durch Einbruch stahlen, während die Leute
meist auf dem Felde waren. Zur Auskundschaftung in
den Häusern boten sie Heiligenbilder zum Verkauf aus.
Es sind meist verwahrloste und rohe Jungen, die we-
der eine häusliche Erziehung, noch eine Schulbildung
genossen haben.
Es wird immer besser, vorläufig aber nur auf den
Eisenbahnen und Dampfschiffen. In Ediubnrg hat der
Ingenieur Williams eine Erfindung gemacht, wo-
durch die Steinkohlen vollständig verbrennen, keinen
Rauch geben und die Hitze bedeutend vermehren. Durch
diese Erfindung wird sehr viel Material erspart.
Auf das Jubelfest der Universität Erlangen hat
der König von Bayern einen neuen Geschichtsthaler,
den 32. seit seiner Regierung prägen lassen. Die Haupt-
seite bringt das Bildniß des Königs, auf der andern ist
der MarkgrafFriedrich abgebildct mit der Umschrift: Hun-
dertjährige Gründung der Hochschule zu Erlangen durch
den Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Bayreuth.
So viel gegen den Branntwein geschrieben und geredet
wird, so nimmt das Branntweintrinken dennoch immer
zu. Eine schlesische Zeitung erzählt, duß in der Provinz
Schlesien allein gegen 36 Millionen Quart Brannt-
wein jährlich getrunken werden, ohne die Vettern des
Branntweins, Rum, Liqueur u. s. w., das macht das
Jahr fast 3 Mill. Thaler für Branntwein. Es soll
Städte in Schlesien geben, wo Arbeiter bis 3 Thaler
wöchentlich versaufen, und Gegenden, wo auch Weib
und Kind die Freuden des Branntweins mit dem Mann
theilen. (D.Z.)

und antwortete nicht.
„Werda! oder beim heiligen Antonio, meinem
Schutzpatron, Du biss des Todes," rief die Schild-
wache, noch einmal dabei anschlagcnd.
„Dein Oberst," sprach endlich Don Piedras,
blad das Gewehr erklang heftig in den vor Zorn
zitternden Händen des Reiters, als er seinem Ofst-
z.er den militärischen Gruß machte. Denn kaum
hatte Antonio das Gespräch in der Hütte vernom-
men, als er eilig auf seinen Posten zurücklief, und
er war erst einige Minuten vor seinem Schildcrhaufe
auf- und adgcgangen, als der Oberst erschien.
„Hat sich Niemand während der Nacht entfernt,
ist Alles ruhig geblieben im Lager?" fragte er, ei-
nen forschenden Blick auf den stolzen Kopf des wacht-
habenden Soldaten werfend.
Der die Runde habende Brigadier näherte sich
mit einer Laterne, und sparte dem Reiter die Ver-
legenheit, antworten zu müssen.
Nach der Inspektion entfernte sich derEomman-
dant. Während er hinter dem matten Lichte der
erlöschenden Klamme des Wachtfeuers verschwand,
wie ein böser Geist, murmelte Antonio Worte der
Wuth, legte sein Gewehr nochmals an, und senkte
es wieder. Endlich warf er es von steh.
„Nein!" rief er, „das wäre feige Verratherei.
Es wirb mir an Gelegenheit zur Rache nicht fehlen."
Er ging wieder auf und ab vor feinem Schil-
derhause.
Der Indianer aber, dessen scharfes und durch-
dringendes Auge allen Bewegungen des Reiters
während der Nacht gefolgt war, erhob sich, nachdem
der Oberst sortgegangen war, ganz leise von der
Erde, und holte ihn ohne Geräusch bei dem Schop-
pen, in welchem das Fußvolk lag, wieder ein. Als
die Schildwache, die ihn gleich einem Schatten die
Hütten im Dorfe entlang schlüpfen sah, anrief,
antwortete er auf ihren Anrufmit dem bloßen Worte:
„Delaware!" das er mit indianischer Emphase
betonte, die linke Hand auf die Brust legend, die
rechte dem Soldaten zum Gruße darbictend. Der
geheimnißvolle Wilde klopfte leicht auf die Schulter
des Don Piedras, und zog ihn zurück zum Feuer,
 
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