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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0257

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Der Neckar-Bote erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstags
».Freitags Bestellungen kön-
nen bei der Erpcdition in Hei-
delberg , bei Kautz». Vcmpp
in Mosbach, Kauf,». Frank in
Adelsheim, Abraham Stumpf
in Ebcrbach und bciallcn Post-
Aemtcrn gemacht «erden.

Neckar-Bote.
GF«
Dienstag, den 1. August 1843.

Der AbonnementSpreis beträgt
für ein Jahr i fi. 36 kr, für
cur halbes Jahr 5/, kr. für
ein Vierteljahr 3c> kr. Die
Einrückungsgebühr für die ge-
spaltene Zeile od. deren Raum
beträgt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber hie Erpcdition Aus-
kunft crtheilt, 3 kr.

Buntes aus der Leit.
Heidelberg im Juli. Am 26. d. M. wurde von
einer ziemlich großen Anzahl hiesiger Einwohner ein
Comitc von 12 Mitgliedern gewählt, das sich mit Zu-
ziehung des Gcmeinderaths zu berathen hat, wie hier
der 22. August, der 2Ljährige Geburtstag unserer
Verfassung, würdig begangen werden soll.
Die Einladung an die Freunde der Mission zum
diesjährigen Jahresfcst der badischen Missionsgescllschaft
hat in Nro. 170 des Mannheimer Morgenblattes die
Üeberschrift »Weinversteigerung.« Sehr lo-
ckend !!! —
So nahe steht Irland noch nicht an der Entschei-
dung seines Schicksales, doch kann es auch hier nicht
lange so bleiben, wie bisher. Irland fordert fest, Tren-
nung der Union mit England, die nichts als Elend
über das Land gebracht habe; diese Aufhebung sucht
man durch Drohungen und Einschüchterungen zu er-
langen; »Repeal (Trennung) oder Blut« ist die Lo-
sung auf den Fahnen. O'Eonncl droht offen und will
jetzt eine selbstständige Regierung neben der englischen
Verwaltung errichten. In England ist man über
die Frage, was da zu thun sei, gethcilt, die Königin
wünscht schonend zu verfahren, Peel hält es für noth-
wendig, eiuzugreifcn, und man sprach schon allgemein
davon, daß er abtreten und ein ganz neues Ministerium
austrcten werde. In dieser gewaltigen Aufregung hat
der greise, aber noch immer kräftige Herzog von Wel-
lington eine treffliche, offene, entschiedene, umsichtige
und versöhnende Rede in dem Parlament gehalten,
und eine zweite Schlacht bei Waterloo erfochten. Drohun-
gen dürfe man nicht nachgeben, und die öffentliche
Ruhe müsse man mit dem Arme des Gesetzes und der
Gewalt bewahren, aber gegründeten Beschwerden Ir-
lands müsse man abhelfen, — das war das Resultat.
ES fragt sich nun, was O'Connell thun wird.
Bei dem ungarischen Reichstag ist eine merk-
würdige königl. Entschließung und Genehmigung einge-
gangen. Bei gemischten Ehen soll cs den Eltern ganz
frei stehen, in welcher Religion ihre Kinder erzogen wer-
den sollen, sie sollen aber einen Vertrag darüber ma-
chen. Vereinigen sie sich nicht darüber, so werden sämmt-
liche Kinder in der Religion des Vaters erzogen, er mag
Katholik oder Protestant sein. Die Stände haben diese
Resolution fast einstimmig abgelehnt, und namentlich
hat sich die gesammte Geistlichkeit und der Primas des
Reichs entschieden gegen die Regierung erklärt.
Wer nach Rußland reist, mag sich vorsehen. Nach
einem eben ergangenen kaiserlichen Befehl sotten alle
preußische Unterthanen, welche die russische oder russisch-
polnische Grenze ohne Paß überschreiten , nach Sibirien
geschafft werden, wenn sie zum Civilstande gehören; falls
sie aber dem Militärstande angehören, werden sie auf
die Festungen im Innern Rußlands abgeliefert. Das
ist gut russisch.

Der König von Bayern hat den Gedanken angeregt,
daß alle deutsche Bundesfürstcn einen Verein zum Aus-
bau des Kölner Domes errichten sollen, und er selbst
hat sich sofort erboten, auf seine Lebenszeit jährlich
10,000 fi. aus der Cabinetskasse dazu zu geben.
Der hessiscbe landwirthschaftliche Verein empfiehlt, die
Ernte des Korns nicht zu sehr hinauszuziehen und nur
in der kühlen Tageszeit zu schneiden und zu binden, da
die vollen Aehrcn dieses Jahr leicht ausfallen und es
überhaupt für das Mehl besser sei, bald zu ernten.
Alles geht leichter und schneller von statten, auch
das Beiuabnehmen. Der berühmte vr. Mayor in
Lausanne hackt Arme und Beine mit einem großen Hack-
messer mit einem Schlage ab, ohne daß cs den gering-
sten Schmerz verursacht. Jeder ist eingeladen.
Da viele Leute in Lübeck vergeben, es werde ihnen
schaden, wenn sie sich das Branntweintrinken auf
einmal abgewöhuteu, so haben die sammtlichen Aerzte
dort öffentlich bekannt gemacht, das habe gar nichts zn
bedeuten, sie wollten für allen Schaden stehen. Mit
dem allmäügen Lassen des Schnappstrinkens sey's nichts,
es sey besser, den Teufel mit einem ordentlichen Stoß
zur Thüre hinaus zu werfen, sonst lamentire er, bis
man ihn behalte. (DZ.)

Der Neger.
Ein transatlantisches Bild.
(Schluß.)
Und die andern Neger waren scheu zurückge-
wichen. Der, den sie als ihr Oberhaupt betrachte-
ten, dessen Zurückbleiben ste verheimlichen wollten,
damit nicht des Aufsehers Zorn auf ihn falle, lag
da, ohne eine Spur von Leben. Der weiße Mann
aber betrachtete ihn mit wildem Blicke, und man
hörte nichts als zuweilen ein ängstliches Röcheln,
das aus der Brust des Gegeißelten dumpf empor-
stöhnte. Alles war still, der Neger kämpfte zwifchen
Schmerz, Furcht und Haß. Da erhob er stch auf
einmal, und der Schatten, den sein riesenhafter
Körper warf, verdunkelte die schmächtige Figur des
Aufsehers. „Herr," sprach er, die beiden Hände
seines Peinigers mit einer Faust fassend, „ich liebte
Dich; ich rettete Dir das Leben, als die Indianer
Dein Haus und Hof verwüsteten, ich arbeitete Tag
und Nacht, um das Wasser abzulciten, das Deine
Erndte zu verderben drohte; dreißig Jahre habe
ich Deinen Acker bestellt, Du hast mich gleich ei-
nem Stier vor Deinen Pstug gespannt, und ich
habe die Furchen gezogen, ich, der ich einst frei
war, und Haupt meines Stammes. Ich sattelte
Dein Pferd, ich hick Dir die Steigbügel, ich schlief
vor Deiner Thür! Genug; Du zitterst, Du kannst
 
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