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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0341

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Der Neckar-Bote erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstags
u. Freitags Bestellungen kön-
nen bei der Expedition in Hei-
delberg , bei Kausin. Lcmpp
in Mosbach, Kausm. Frank in
Adelsheim, Abraham Stumps
in Eberbach und bciallcnPost-
Acmtcrn gemacht werden.

Neckar-Byte.
Freitag, den 13. Oktober KK43.

Der AbonnementSprcis betragt
für ein Jahr i si. 36 kr, für
ein halbes Jahr 5/, kr. für
ein Vierteljahr 3o kr. Die
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spaltene Zeile od. deren Raum
beträgt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Expedition Aus-
kunft eriheilt, 3 kr.

Buntes aus der Leit»
In Griechenland ist plötzlich in der Nacht vom 2. auf
den 3. September nach dem alten Kalender (14. auf
den Ü8. nach dem unsngen) eine Revolution ausgebro-
chen, der fick König Otto fügen mußte. — Die Entfer-
nung der bayerischen Soldaten aus dem Lande und zn
Anfang des Septembers die Auflösung des Artillerie-
Bataillons (man behielt nur wenige Kanonen) gab den
Häuptern der weitverzweigten Verschwörung den Muth,
den rt). Sept, zum Tage des Aufstandes zu bestimmen.
Die Regierung erhielt aber Kenntniß von der Sache, und
in der angegebenen Nacht erschienen bei Makrojanni,
einem der Hauptbetheiligten, Gendarmen, ihn zu ver-
haften, was ihn und die Seinen schon jetzt zum Aeußer-
sten trieb. In kurzer Zeit" war der Palast vom Volk
und der Garnison, umringt, welche den Ruf: Es lebe
die Consiitu iou! ertönen ließen. Die Artillerie, statt
dem König zu Hülfe zn kommen, richteten die scharf ge-
ladenen Kanonen auf das Schloß, in welches sich als-
bald der Staatsrath begab, dem Könige die folgenden
Bitten vvrzutrageu: Er möge das Ministerium verän-
dern, und vom Staatsrath namentlich bezeichnete Män-'
ner das neue bilden lassen, ferner möge eine National-
Versammlung zusammenberufen werden, die am 18,
Oktober ihre Sitzungen mit den nähern Berathnngcn
über die zu gebende Constitution eröffnen werde. Der
König, fast allein stehend, wollte anfänglich auf die
Krone verzichten, nahm dann aber die Vorschläge deö
Staalsralhs an. Als der König em folgenden Tage im
offenen Wagen durch die Straßen Athens fuhr, wurde
er überall freudig begrüßt, wie er denn überhaupt per-
sönlich geliebt sein soll. Der Tag" ist unter die National-
feste erhoben und eine Denkmünze geprägt worden. —
Neuere Berichte schildern den Obersten Kalcrgi Md
Makrojanni, die Anführer und die neuen Minister zum
Thcil als Leute, welche nicht Eifer für die Sacke, son-
dern Privatintcressc beseelen. — Erfreulich ist cs, daß
bei einer so großen Umwälzung nicht die sonst gewöhn-
lichen Ausschweifungen begangen worden sind (man be-
klagt in Athen nur ein Menschenleben); aber die Insur-
genten hatten keinen Widerstand zu bekämpfen, den der
König nicht leistete. Auch in den andern Städten des
Landes hat der Aufstand startgefunden; die Nationalver-
sammlung wird aber jetzt erst am 18. Nov. zusammentreten.
Klabauter m a n n.
ä (Fortsetzung.)
„Der Klabautermann, — fuhr der lange Klaus
zu mir allein gewendet fort, denn unsere Kame-
raden hatten sich längs dem Strande zerstreut, —
der Klabautermann ist ein Geist,- der auf jedem
Schiffe einheimisch ist, und cs vor Gefahren schicht,
so daß man dreist wetten kann , es wird den: Schiffe
fo wie der Mannschaft kein Schaden geschehen, so

lange er an Bord aushalt; doch kann man ihn leicht
verlieren, und einmal fort, findet er sich nicht wie-
der ein."
„Klaus machte-cinc kleine Pause, zog eine Korb-
flasche mit Rum gefüllt aus der Tasche, that einen
langen Zug und fuhr fort: Ich hatte mein Leb-
tage nicht gehört, was der Klabautermann ist und
wohin er geht, sobald er das Schiff verlaßt, aber
nur zu bald sollte ich's erfahren. Du erinnerst dich,
daß ich in früher» Jahren mich tüchtig unter den
Seeleuten auswärtiger Nationen herumgctrieben
habe, und nur ihnen kann ich es danken, daß ich
geworden bin, was ich bin. So trieb ich mich denn
auch einmal dicnsikoS in Plymouth umher, und war
mit einem alten Fischer, bei dem ich mich in Kost
gegeben hatte, nach dem Ebdystone hinausgefahren.
Das schöne Wetter, welches uns auf die osfne See.
hinausgelockt hatte, hörte bald auf, ein heftiger
Sturm tobte aus Nordwest, wir suchten die Küste,
und legten uns hinter den schützenden Felsen von
Eddystons. Wir saßen um ein wärmendes Feuer
und sahen, so wie wir jetzt, auf das osfne Meer
hinaus, dessen hochausgeregtc Wellen ein Schiff
mit französischer Flagge hoch in die Luft hoben,
und von der bctrüglichen Löhe wieder in den tiefen
Abgrund schleuderten. Ich äußerte meine Besorg-
nis;, das Schiff möchte, zumal da kein kundiger
Lootse an Bord zu sein schien, untcrgchen, und for-
derte meine Gefährten auf, dies Unglück zu verhü-
ten und uns bei dem Franzosen an Bord zu begeben."
„Obgleich kein eigentlicher Lootse unter ihnen
war, so hatten doch fast alle, unter Voraussetzung
eines klingenden Verdienstes, große Lust dazu. Der
alte Sym aber, der erfahrenste und tüchtigste See-
mann unter uns allen, meinte, das wäre eine un-
nütze und vergebliche Arbeit, er habe das Schiff
schon lange bemerkt, und gesehen, daß der Kla-
bautermann cs verlassen; es sei also ausgemacht, daß
es untergeben müsse, und zwar noch vor der Sonne."
„Diese Aeußcrung des alten Sym machte ganz
verschiedenartigen Eindruck auf die Zuhörer. Ich,
der ich nie etwas vom Klabautermann gehört hatte,
wandte mich an Vater Sym und bat ihn, er möchte
doch so gut sein, mir darüber eine Erklärung zu
geben."
„Nachher, mein Sohn, sagte dieser; jetzt aber
stelle dich hier zu mir her und laß uns unrein
liges Ende für diejenigen bitten, welche auf jen
Schisse sind."
„Mit den Worten zog er andächtig Len Lut ab
 
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