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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0333

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Der Neckar-Bote erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstags
u. Freitag». Bestellungen kön-
nen bei der Erpcdition in Hei-
delberg , bei Kausm. Lempp
in Mosbach, Kauf,». Frank in
Adelsheim, Abraham Stumpf
in Ebcrbach undbciallcnPost-
Acmtern gemacht werden.

Neckar-Bote.
SO.
Freitag, den 6. Oktober 8 843.

Der AbonnemcntSprci» betragt
für ein Jahr l fl. 36 kr, für
ein halbe» Jahr 5/, kr. für
ein Vierteljahr 3o kr. Die
Einrückungsgcbühr für die ge-
spaltene Zeile od. deren Raum
beträgt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Erpcdition Aus-
kunft «rtheiit, 3 kr.

Für das mit voriger Nummer begonnene neue Quartal wolle man gefällige Abonnements-Bestellungen
für Heidelberg bei dem Unterzeichneten, für Mosbach und Neudenau bei Herrn F. Lempp, für Ebcrbach bei
Herrn A. Stumpf, für Adelsheim bei Herrn I. G. Frank, und bei den betreffenden verehrt. Postämtern machen.
Der Abonnementspreis ist 30 kr.
Heidelberg, im Oktober 1843. _Otto August Oßwald.
Eine schlechte Partie.
(Historisch-romantische Skizze.)

Vuntes aus der Lett.
Unter dem Vorsitz des Magistrats hat sich in Nü ru-
ber g ein Verein gegen den Kleiderlurus constituirt, des-
sen erste Versammlung der Bürgermeister Binder mit
einem guten Vortrag über den Zweck und dieNothwen-
digkcit deö Vereins eröffnete. Dem Verein ist nicht nur
der Schutz der Regierung, sondern auch die Unterstützung
mehrerer edlen Vereine zugesagt. Die Modchäudler und
Putzmacherinnen wollen dort auswandern. Die Nürn-
berger Frauen meinen, man solle vor Allem das Ta-
bakrauchen abschaffen, namentlicb das Cigarrenrauchen,
das jetzt so allgemein ist, koste dem Manne weit mehr,
als alle Jahre ein neuer Hut für die Frau; ja cs gibt
Frauen, welche behaupten, die Cigarren kosteten ihren
Männern jährlich 30 Gulden und darüber.
Der ehrenwcrthe Senat zu Hamburg hat auf's
Neue ein scharfes Edict gegen das verderbliche Einsetzen
in Zahlenlotterien und gegen den Absatz fremder Lottc-
rielovse ergehen lassen. Die Uebertretung des Gesetzes
wird mit einer Strafe von 30 bis 400 Thlr. belegt oder
mit schwerer Gefängnißstrafe geahndet. Um dem Gesetz
mehr Nachdruck zu geben, wird verordnet, daß kein Lot-
teriespieler ein öffentliches Amt erhalten soll, daß jeder
Spieler oder Collecteur, der ein solches verwaltet, sofort
seinen Dienst verlieren und daß jede Herrschaft gehalten
sein soll, ihre spielenden Dienstboten sofort zu entlassen
und den verdienten Lohn derselben zur Armenkasse zu geben:
Aus dem Henncbergischen. Unter die Merkwürdig-
keiten des Jahres 4843 gehört gewiß auch ungewöhnlich
großer Haser, welcher unter andern in Sülzfeld
in frisch umgebrochenen, vorher mit Luzerne bestellten
Boden gebaut wurde. Aus einem einzigen Samenkorn
hatten sich 17 kräftige Stengel gebildet, an welchen 2437
einzelne Körner gezählt wurden. Dieser Riesenhafer,
(sonst ganz gewöhnlicher Art, daher der Samen nickt
loth- oder prisenweis ausgeboten wird) ist 7' 5" bock.
Der Erzherzog Johann hat seine Gäste, die Na-
turforscher, nicht nur mit den Genüssen seines Geistes
und seiner Tafel tractirt und auf das Wohl ihrer Haus-
frauen einen Toast ausgebracht, sondern hat auch ihren
Führer in die Natur gemacht und ihnen die merkwürdigsten
Punkte von Gratz mit schönen Fernsichten selbst gezeigt.
Fürs nächste Jahr ist Bremen zur Versammlung erwählt.
In der Türkei geht's jetzt hoch her, Geld gibt's in
Ueberfluß und das Militär hat seinen Sold auf zwei Mo-
nate voraus bezogen. Die Casernen und Zelte im Lager-
würden illuminirt und auf dem Bosporus ein großes
Feuerwerk abgebrannt. Der Großsultan hat die lebens-
längliche Dienstzeit der Soldaten abgeschafft und aus 4
bis 6 Jahre im stehenden Heere herabgesetzt. (D.Z.)

1
An einem August-Abend des Jahres 17^3 sah
man in der Stadt Weißenburg im Elsaß drei Per-
sonen in einem Saal vereinigt, Vesten geringe Aus-
schmückung auf das beschrankte Einkommen des Be-
wohners hindeutete. Diese drei bezeichneten Per-
sonen waren ein stattlicher Mann, besten Haare
sich bereits weiß zu färben begannen, ein junges
Mädchen in der ersten Blüthe der Jugend und
Schönheit, und ein Offizier, der höchstens zwanzig
Jahre zahlen mochte. Der Erstere, besten Züge
Würde und Sanftmuth, Kühnheit und Melancholie
zugleich andcutetcn, saß an einem Tische, den Kopf
in die hohle Hand gestützt, wahrend er mit der
andern mechanisch einen Stoß Papiere durchblät-
terte. Diese Beschäftigung hinderte ihn indessen
nicht, aufmerksam auf die Worte zu hören, die der
junge Offizier, der in einer ehrerbietigen Haltung
vor ihm stand, an ihn richtete. Das junge Mäd-
chen saß vor einer Stickerei; stc horchte neugierig
auf das Gespräch der beiden Männer, aber ohne
das Geringste davon zu verstehen, denn es ward in
der ihr fremden englischen Sprache geführt. Den-
noch ließ stc nicht ab, ihre Augen auf Beide zu
richten, und ihre Blicke sprachen deutlich eine ehr-
furchtsvolle Anhänglichkeit für den Einen und ein
freundliches Wohlwollen für den Andern aus.
Die Hauptfigur dieses Bildes war Stanislaus
Leczinski, vormaliger König von Polen, der jetzt
im Elsaß von einer Pension lebte, die der fran-
zösische Hof ihm auszahlcn ließ; die junge Dame
war seine Tochter, der einzige Trost in seiner Ver-
bannung, und der junge Mann war der Graf von
Estrees, Capitain in einem Regimcnte, welches
Ludwig der Fünfzehnte zur Garde des entthronten
Königs bestimmt hatte. Der junge Graf sah sich
mit dem besonder» Vertrauen des Königs beehrt,
er befand sich fast immer in dem Hause des Fürsten,
und hatte diesen durch seine seltenen und glänzenden
Eigenschaften die Franzosen lieben und achten ge-
lehrt. Er hatte sich an diesem Abend eingefundcn,
um dem Könige eine Botschaft auszurichtcn, die
von großer Wichtigkeit sein mußte, denn er redete
 
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