Der Ncckar-Votc erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstags
u. Freitags. Bestellungen kön-
nen bei der Erpedition in Hei-
delberg , bei Kaufm. Lempp
in Mosbach. Kausm. Frank in
Adelsheim. Abraham Stumpf
in Ebcrbach und bei allen Post-
Acmtcrn gemacht werden.
Neckar-Bote.
SS.
Dienstag, den 7. November Z843.
Der AbonnemcntSpreis betrügt
für ein Jahr i fl. 36 kr, für
ein halbes Jahr 5/, kr. für
ein Vierteljahr 3o kr. Die
Einrückungsgebühr für die ge-
spaltene Zeile od. deren Raum
beträgt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Expedition Aus-
kunft erthcilt, 3 kr.
Vuntes aus der Leit.
In Irland bekommt die Sacke eine neue, aber
nickt bessere Wendung und artet in einen Religions-
krieg aus. Seit O'Evnnell vor Gericht geladen ist und
nickt mehr unmittelbaren Antheil nehinen darf, treten
vie katholischen Geistlichen mehr hervor und an die Spitze.
Sie halten die Zusammenkünfte in den Kirchen und
geben so der Sache einen religiösen Anstrich. Ihr Zweck
ist, Irland zu einem ganz katholischen Land zu machen,
der Grundbesitzer los zu werden und das Land unter
sich zu tbeilcn. O'Connell selbst gesteht ein, das Volk
und die Priester seien ihm über den Kopf gewachsen.
Die jungen Offiziere im Preußischen, die etwas
Tüchtiges gelernt haben, können sich freuen. Es soll
künftig beim Avancircn durchaus nickt mehr auf das
Alter, sondern allein auf die militärische Tüchtigkeit
Rücksicht genommen werden. Auch sollen die geheimen
Conduitcnüsten wegfallen, dagegen offene Zeugnisse ge-
führt werden, die jedem, der sich zurückgcsetzt glaubt,
auf Verlangen vorgelegt werden müssen. Da wird das
alte Sprüchwort: wer den Papst zum Freund hat u.s. w.,
auch bald aus der Mode kommen.
Ein sonderbarer Diebstahl wurde in diesen Tagen
bei Dresden verübt. Auf dem Ostraporwerke wurde die
Tochter des Domänenpachtcrs auf der Treppe von einem
fremden Manne überfallen und mit einem Schnitte ihres
Haupthaars beraubt. Für die Entdeckung des Rau-
bes sind 200 Thalec ausgesetzt.
Klabauterman n.
sFoetsestung. i
„So waren nun ein Paar Jahre und wieder ein
Paar Jahre verstrichen, ich nahm mit dem Anfang
eines jeden neuen Monats vor, mich cinzuschränkcn,
aber nie hatte ich die Kraft dazu, und fo kam cs
denn bald dahin, daß nicht allein mein Vermögens-
antheil, sondern auch der meiner Kinder nach und
nach darauf ging. Es wahrte auch nicht lange, fo
war selbst das Letzte ansgegcbcn und sogar unser
Haus mit Schulden belastet. Meine Söhne (unter
diesen vorzüglich der Acltestc), die nach und nach
herangcwachsen und zur Vernunft gekommen wa-
ren, machten mir Vorwürfe über Vorwürfe, und
verlangten von mir, daß ich ihnen ihr mütterliches
Vermögen wieder ergänzen sollte. Ich hielt mir
die Jungens durch Toben und Schelten vom Leibe,
bei mir selbst aber machte ich Plane auf Plane,
wie ich ihren Entwürfen genügen und für mich felbst
wieder eine Geldquelle, deren Ertrag mich einiger-
maßen befriedigte, öffnen könne, aber alles mein
Nachsinncn war vergebens. Unterdessen ging ich
noch immer von Zeit zu Zeit mit meinem Ever in
See und nahm in der letzten Zeit nie Jemand an- Z
dcrs als meine Söhne mit. Warum? kann ich felbst
nicht sagen, aber ein dunkles Gefühl flüsterte mir
zu, ich müßte fremde Augen scheuen."
„Zu Anfang des Winters im Jahre 18" lagen
wir auf der Kurhasencr Rhede, um am andern
Morgen in die See zu gehen und einige Schiffe in
Empfang zu nehmen, welche noch in Hamburg er-
wartet wurden. Meine Söhne waren alle drei
schlafen gegangen; ich stand, weil der Schlaf mich
schon lange, wenigstens vor Mitternacht floh, am
Steuerruder und blickte in die See hinaus, da durch-
fuhr mich auf einmal eine schaurig süße Ahnung,
als müsse mir von daher plötzlich die Hoffnung
kommen. Als ich noch mein geübtes Auge anstrcngte,
nm in der dunklen Ferne etwas zu entdecken, knickte
und knackte cs vorne am Ever, als ob der ganze
Vorderbug eingedrückt würde. Schnell eilte ich da-
hin, aber schon auf dem halben Weg blieb ich stehn;
in der Nähe der Ankerwinde bewegte sich etwas
auf und nieder, welches ich auf den ersten Augen-
blick nicht recht unterscheiden konnte. Es war eine
kleine, schwärzliche Figur, beinahe durchsichtig und
kaum zwei Fuß hoch; sic hatte eine solche Gelenkig-
keit in den Gliedern, daß sie keinen Augenblick still
zu stehen vermochte, sondern immer hin und her
hüpfte, ohne irgend ein Geräusch zu verursachen."
„Martin Koch! Martin Koch! erscholl cs plötz-
lich, abcr so fcin, als ich noch nie einen mensch-
lichen Ton gehört hatte."
„Zitternd an Händen und Füßen trat ich näher."
„Martin Koch! MartinKoch! riefes nocheinmal."
„Nur mit Mühe vermochte ich die Worte über die
Zunge zu bringen: Wer bist du? Was willst du?"
„Einige Minuten vergingen, ehe ich eine Ant-
wort bekam, da hörte ich folgendes, während die
kleine Figur in steter Bewegung blieb: Klabauter-
mann bin ich und meine es gut mit dir; nimm dich
in Acht, der Böse hat dein Herz gefaßt und ist mit ei-
nem Kabeltau geankert; schneide es ab, schneide es ab,
damit du dich und deine unsterbliche Seele rettest "
„Und kaum waren diese Worte verhallt, als das
kleine schwarze Mesen verschwunden war. Mir
standen die Haare zu Berge und kaum war ich im
Stande , mich von der Stelle zu bewegen. Lils ich
etwas zur Besinnung gekommen war, stürzte ich
nach der Stelle hin, wo ich den Klabautermann
gesehen hatte, aber alles umsonst, ich entdeckte
nichts und mußte mich zufrieden geben; mit Angst
und Schrecken erwartete ich den Anbruch des Tages."
(Foitsepung folgt.)
wöchentlich zweimal, Dienstags
u. Freitags. Bestellungen kön-
nen bei der Erpedition in Hei-
delberg , bei Kaufm. Lempp
in Mosbach. Kausm. Frank in
Adelsheim. Abraham Stumpf
in Ebcrbach und bei allen Post-
Acmtcrn gemacht werden.
Neckar-Bote.
SS.
Dienstag, den 7. November Z843.
Der AbonnemcntSpreis betrügt
für ein Jahr i fl. 36 kr, für
ein halbes Jahr 5/, kr. für
ein Vierteljahr 3o kr. Die
Einrückungsgebühr für die ge-
spaltene Zeile od. deren Raum
beträgt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Expedition Aus-
kunft erthcilt, 3 kr.
Vuntes aus der Leit.
In Irland bekommt die Sacke eine neue, aber
nickt bessere Wendung und artet in einen Religions-
krieg aus. Seit O'Evnnell vor Gericht geladen ist und
nickt mehr unmittelbaren Antheil nehinen darf, treten
vie katholischen Geistlichen mehr hervor und an die Spitze.
Sie halten die Zusammenkünfte in den Kirchen und
geben so der Sache einen religiösen Anstrich. Ihr Zweck
ist, Irland zu einem ganz katholischen Land zu machen,
der Grundbesitzer los zu werden und das Land unter
sich zu tbeilcn. O'Connell selbst gesteht ein, das Volk
und die Priester seien ihm über den Kopf gewachsen.
Die jungen Offiziere im Preußischen, die etwas
Tüchtiges gelernt haben, können sich freuen. Es soll
künftig beim Avancircn durchaus nickt mehr auf das
Alter, sondern allein auf die militärische Tüchtigkeit
Rücksicht genommen werden. Auch sollen die geheimen
Conduitcnüsten wegfallen, dagegen offene Zeugnisse ge-
führt werden, die jedem, der sich zurückgcsetzt glaubt,
auf Verlangen vorgelegt werden müssen. Da wird das
alte Sprüchwort: wer den Papst zum Freund hat u.s. w.,
auch bald aus der Mode kommen.
Ein sonderbarer Diebstahl wurde in diesen Tagen
bei Dresden verübt. Auf dem Ostraporwerke wurde die
Tochter des Domänenpachtcrs auf der Treppe von einem
fremden Manne überfallen und mit einem Schnitte ihres
Haupthaars beraubt. Für die Entdeckung des Rau-
bes sind 200 Thalec ausgesetzt.
Klabauterman n.
sFoetsestung. i
„So waren nun ein Paar Jahre und wieder ein
Paar Jahre verstrichen, ich nahm mit dem Anfang
eines jeden neuen Monats vor, mich cinzuschränkcn,
aber nie hatte ich die Kraft dazu, und fo kam cs
denn bald dahin, daß nicht allein mein Vermögens-
antheil, sondern auch der meiner Kinder nach und
nach darauf ging. Es wahrte auch nicht lange, fo
war selbst das Letzte ansgegcbcn und sogar unser
Haus mit Schulden belastet. Meine Söhne (unter
diesen vorzüglich der Acltestc), die nach und nach
herangcwachsen und zur Vernunft gekommen wa-
ren, machten mir Vorwürfe über Vorwürfe, und
verlangten von mir, daß ich ihnen ihr mütterliches
Vermögen wieder ergänzen sollte. Ich hielt mir
die Jungens durch Toben und Schelten vom Leibe,
bei mir selbst aber machte ich Plane auf Plane,
wie ich ihren Entwürfen genügen und für mich felbst
wieder eine Geldquelle, deren Ertrag mich einiger-
maßen befriedigte, öffnen könne, aber alles mein
Nachsinncn war vergebens. Unterdessen ging ich
noch immer von Zeit zu Zeit mit meinem Ever in
See und nahm in der letzten Zeit nie Jemand an- Z
dcrs als meine Söhne mit. Warum? kann ich felbst
nicht sagen, aber ein dunkles Gefühl flüsterte mir
zu, ich müßte fremde Augen scheuen."
„Zu Anfang des Winters im Jahre 18" lagen
wir auf der Kurhasencr Rhede, um am andern
Morgen in die See zu gehen und einige Schiffe in
Empfang zu nehmen, welche noch in Hamburg er-
wartet wurden. Meine Söhne waren alle drei
schlafen gegangen; ich stand, weil der Schlaf mich
schon lange, wenigstens vor Mitternacht floh, am
Steuerruder und blickte in die See hinaus, da durch-
fuhr mich auf einmal eine schaurig süße Ahnung,
als müsse mir von daher plötzlich die Hoffnung
kommen. Als ich noch mein geübtes Auge anstrcngte,
nm in der dunklen Ferne etwas zu entdecken, knickte
und knackte cs vorne am Ever, als ob der ganze
Vorderbug eingedrückt würde. Schnell eilte ich da-
hin, aber schon auf dem halben Weg blieb ich stehn;
in der Nähe der Ankerwinde bewegte sich etwas
auf und nieder, welches ich auf den ersten Augen-
blick nicht recht unterscheiden konnte. Es war eine
kleine, schwärzliche Figur, beinahe durchsichtig und
kaum zwei Fuß hoch; sic hatte eine solche Gelenkig-
keit in den Gliedern, daß sie keinen Augenblick still
zu stehen vermochte, sondern immer hin und her
hüpfte, ohne irgend ein Geräusch zu verursachen."
„Martin Koch! Martin Koch! erscholl cs plötz-
lich, abcr so fcin, als ich noch nie einen mensch-
lichen Ton gehört hatte."
„Zitternd an Händen und Füßen trat ich näher."
„Martin Koch! MartinKoch! riefes nocheinmal."
„Nur mit Mühe vermochte ich die Worte über die
Zunge zu bringen: Wer bist du? Was willst du?"
„Einige Minuten vergingen, ehe ich eine Ant-
wort bekam, da hörte ich folgendes, während die
kleine Figur in steter Bewegung blieb: Klabauter-
mann bin ich und meine es gut mit dir; nimm dich
in Acht, der Böse hat dein Herz gefaßt und ist mit ei-
nem Kabeltau geankert; schneide es ab, schneide es ab,
damit du dich und deine unsterbliche Seele rettest "
„Und kaum waren diese Worte verhallt, als das
kleine schwarze Mesen verschwunden war. Mir
standen die Haare zu Berge und kaum war ich im
Stande , mich von der Stelle zu bewegen. Lils ich
etwas zur Besinnung gekommen war, stürzte ich
nach der Stelle hin, wo ich den Klabautermann
gesehen hatte, aber alles umsonst, ich entdeckte
nichts und mußte mich zufrieden geben; mit Angst
und Schrecken erwartete ich den Anbruch des Tages."
(Foitsepung folgt.)