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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0193

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Der Neckar-Bo te erscheint
wbchenlUch zweimal, Dienstags
u, Frcüags Bestellungen kön-
nen bei der Erpedilion in o>ci-
delberg, bet .ttaulm. vc.upp
in Mosbach, Kauf'". Z'->"k in
Adelsheim, Abraham t-lnmof
in Ebcrlmch und bei allen Post-
Acmiern gemacht werden.



Dienstag, den 6. Juni

Der Abonnemcnlspreis betragt
für ein Jahr i fl. 36 kr, für
ein halbes Jahr ü/, kr. für
ein Diciteljahr 3o kr. Di«
Eim ückungsgebnhi für die ge-
spaltene Zeile ad. deren Nauru
brtlägt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Erpedition Aus-
kunft ertherll, 3 kr.

Vuntrs aus Der Lett.
Heilbronn. Die Neckaldampfsckiffsahrt erfreut siel',
besonders seit sie bis Mannhenn ausgedehnt ist, und
vermöge einer Uebereinkunft mit der Kölnischen Dampf
schifffahrkhsgesellschast direkte Karten bis Köln iiid
Düsseldorf, und ebenso entgegen gesetzt bis Speier und
Straßburg abgegeben werden, einer starren und täglick,-
nocb wachsenden Lhciluahme des Publikums, die bei
eintrctcnder günstigeren Witterung, welche zum Reisen
und Besuchen der Bäder einladet, auf eine hohe Stufe
sich zu heben aste Aussicht gibt.
Es wurden vom 1. bis 27. Mai 3333, und seit
Beginn der Dampsschifffahil (Anfangs März) der
Ungunst der Witterung ungeachtet, über 8000 Per-
sonen befördert.
Die badis»en Hauptstationcn Neckarelz und Eberbach
besonders aber cruere durch ihre geregelte Verbindung
mit Wcrthheün und Würzburg mittelst bequemer Eil-
wagen liefern den Booten stets eine beträchtliche An-
zahl Passagiere, und wird letzter- nicht zurückflcycn,
sobald die projcktirte Verbindung mir Miltenberg durch
schön eingerichtete Omnibus uu Gange sein wird.
Der Güterverkehr zwischen hier und Mannheim
mittelst der Dampfschiffe gewinnt ebenfalls täglich mehr
an Bedeutung, und veiaulaht die rasche Erpedttivu
besonders Manufacturnr - WaarcuhänLler ihre Waare
auf diesem Wege an sich zu bringen.
In etwa 6 Wochen wird die Ankunft eines neuen
Bootes von 30 Pferdekrüstcn, mit fotilauseudem Ver-
deck, und sonstigen neuen zweckmäßigen Einrichtungen
von Herrn Gache in Nantes erwancl; dasselbe wird
mit einem für die Donau, und zwei andern für
die Mosel bestimmten Dampfbovten in der ersten Wo-
che des nächsten Monats von Nantes abgchcn und
soll nach der Versicherung eines Augenzeugen ein Mei-
sterstück sein, das au Eleganz und Bequemlichkeit alle
frühern Erzeugnisse dieses auelkannt tüchtigen Schiffs-
baumeister übertreffen. Es wird die Bciummung be-
kommen, dem täglichen Dienst eine solche Einricllnng
zu geben, daß neben Erhaltung einer rnnmelbrockenen
Verbindung zwischen hier und Mannheim den Bewoh-
nern am Neckar eine zweite Gelegenheit zur Weiter-
reise gegeben und dadurch der Besuch des schönen
Neckarthales und Odenwalds mit seinen Burgen, ro-
mantischen Thälern und Höhen erleichtert wird.
Rußland. Die Abschaffung der Stockprügel
von welcher sich vor einiger Zcir die Journale zu er-
zählen wußten, ist zwar noch nicht erfolgt, und das
Halle!- war etwas voreilig. Indessen wird die Sacke
doch „demnächst" auf die Rolle derjenigen Angele-
genhoilen gesetzt werden, welche ,, im richtigen
Moment" rn nähere Ueberlegung genommen werden
sollen.
Sp a n ien. Es wird Manchem die Lust ankommen,
nach Spanien auszuwandern, wenn es wahr ist, was

Pariser Blätter neiden, nämlich, daß der Regent
Eopcutelo (denn Minister gibt cs im Augenblick nicht)
den Spaniern srcigestcUt bat, vom 1. Januar 184F
an Steuern zu zahlen, oder nickt zu zahlen. Zwangs«
milchen sind dadurch nickt ausgeschlossen.
Preußen. Der Minister Eickhorn bat bei Gele-
genheit der Sacnlarseier ter Eck ul pforte der Frei*
beit des Geistes, insofern er sich inncrbalb der gehö-
eigen Schranken balle, ein Hock gekrackt. Wenn
der Sultan von der Pforte kort, stehen wir nicht
dafür, ob er nicut seinen Bruder, einen Knaben von
l-r Iabren, hin schicken wird, der ihm in Stambul
sehr entbehrlich sein soll.
Nacken. Eine Petition zu Gunsten der Juden,
emancipation geht auch von hier an den Landtag ab.
Verschiedenes. Ein Kalenderstückchen. Ein Bauer
von Wieblingen kaufte einem Pferdehändler ans dem
Amre Sinsheim einen Gaul ab. Der Kauf wurde
protokollirt, und der Verkäufer, wie cs im Protokoll
wörtlick hieß, garanlirte „nach Landes gesetz,
— sodann für Koppen und Leder fr essen,"
und daß er sdcr Gaul) einspännig in der Laune
(Sckeerc) geht." Der Käufer fand bald, daß sein
Thier ein Köpper (Krippenbeißei) war. Als die güt-
liche Aufforderung zur Zurücknahme des Pferdes nichts
half, stellte er eine Klage an. Der Verkäufer ant-
wortete: as ich wohl hab gewußt, daß er koppt; hab
ich nit garantirt for Koppe? Der Vertreter des
Bauern antwortete: Gut, nenn Ihr für Koppen so
garantirt habt, so muß der Gaul auch Leder fres-
sen. Wir haben ihm schon alle Sorten vorgelegt;
er frißt keines. Der Beklagte erwiederte, man füttere
dock nick t mit Leder.
Wir überlassen dem Scharfsinn des Lesers die Ent-
scheidung. Der Verkäufer war sehr unzufrieden dar-
über.

Höfliche Entschuldigung.
Ein leidenschaftlicher Tabaksschnupfer, der beständig
zwei Tabaksdosen und zwar eine von Gold und eine
von Papier Nackeo in den Taschen trug, wollte im
Theater eine Priese aus der letzteren nehmen, als er
zu seinem Befremden sie vermißte! In der Meinung,
er habe sie auf seinem Schreibtisch zurückgelassen, griff
er nach der goldenen Dose und begnügte sich für den
Augenblick mit der einen Sorte Tabak. Nach einer
Weile, als ihn die Lust wiederum anwandelt, seiner
Nase eine Labung zu reichen, fehlt ihm nun die gol-
dene Dose, und er findet statt ihrer die vorhin ver-
mißte Papier Aaolröo Dose. Unbegreiflich! ruft er
aus; und als er sie geöffnet hatte fand er ein Zettel-
chen darin mit den Worten: „entschuldigen Sie mein
Herr, man hatte sich geirrt!"
 
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