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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0405

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Dcr Neckar-Bott erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstags
u. Freitag» Bestellungen kön-
nen bei der Erpcditio» in Hei-
delberg , bei Kaulin. Lempp
in Mosbach, Kauf»,. Frank in
Adelsheim, Abraham Stumpf
,,, Lberbach und bei allen Post-
Aemtern gemacht werden.

Neckar-Bote.
.KV'tt. SS.
Freitag, den 1. Dezember 1843.

Der Abonncmcntsprcis beträgt!,
für ein Jahr i si. 36 kr, für
ein halbes Jahr Üst kr. für
ein Bierteljahr Zo kr. Die
Einrückungsgebühr für die ge-
spaltene Zeile od. deren Raum
betragt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Erpcdition Aus-
kunft ertheilt, 3 kr.

Buntes aus der Lett.
In Irland wurde die erste Eisenbahn mit atmos-
phärischer Kraft am 20. November dem Verkehre er-
öffnet. Man legte die Fahrt von Kingstown nach
Dalkcy in 3^ Minuten zurück.
Die Tscherkessen haben sich einmal wieder über
die Russen hergcmacht, und sie zu Paaren getrieben.
Sie griffen, 1200 Mann stark, zwei russische Batail-
lons, die auf dem Marsch begriffen waren und andere
Truppen ablösen wollten, unversehens an und machten
einen großen Theil der Mannschaft nieder. Unter den
gefallenen Offizieren befindet sich auch ein sächsischer
Kapitän, Namens Schneider.
Seit dem Jahre 1816 hat sich die Bevölkerung in
dem Kaiserthum Rußland jährlich um 600,000 See-
len vermehrt. Wird nun diese Zunahme bis zum Jahr
1900 keine Veränderung erleiden, so zählt das Land
eine Bevölkerung von 94 Mill. Seelen.
Griechenland. Das Syntagma oder die Verfas-
snngsurkunde ist glücklich fertig und liegt dem König
vor. Die Sitzungen der Deputaten sollten am 20.
eröffnet werden.
In Betreff seines Gesandten in Griechenland hat
der Kaiser von Rußland folgenden Ukas erlassen:
»Wir befehlen, den Geh. Rath Katakazi unter Ab-
berufung von dem ihm anvertrauten Posten eines Ge-
sandten in Griechenland, gänzlich aus dem Staats-
dienst zn enllassen.«
Um zu sparen, hat dcr König von Holland nickt
nur viele Offiziere mit geringem Gehalt pensionirt, son-
dern auch aus allen Regimentern die Musikanten ent-
lassen. Nur die Trommler und Trompeter hat er bei-
behalten. Die Roth des Schatzes ist auf's höchste ge-
stiegen und man hat nur die Wahl zwischen einem förm-
lichen Bankerott des Staats oder einer gezwungenen
Anleihe von 36 Mill,; weniger hilft nicht. So war
Holland noch nie in Nöthen.
Die französische Regierung hat dem Prinzen Louis
Napoleon seine Befreiung aus der Gefangenschaft unter
der Bedingung angeboren, daß er die schriftliche Erklä-
rung abgebe, sich künftig nickt mehr in politische Hän-
del cinzulasscn. Da er dies aber standhaft verweigerte,
so soll er noch länger in seiner Haft verbleiben.
In dem Königsbade im Würtembcrgischen hat
eine Gesellschaft von 130 Personen an Pferdefleisch sich
delcctirt. Alle Speisen, sogar die Suppe waren vom
Pfird. "Man lobte allgemein die delicatett Gerichte.
Im Bodensee hat ein Fischer aus Lindau einen
reichen Fischzug gcthan. E^ fing in seinem Netz an
80 Centner Fische, die eine Schwere von einem halben
Hi6 zu fünf Pfund hatten. Er ließ sogleich seinen Se-
gen austrommeln und verkaufte Las Pfund zu 2 kr.
Man prophezeiht aus der Menge von Fischen einen
frühen und harten Winter. (D.Z.)

Klabautermann.
(Schluß.)
Mit sanfter Schonung brachte Nöhrs dem Jakob
die Nachricht von dem Tode seines Vaters bei, die
die Ursache desselben verschwieg er. Der gute, un-
verdorbene Jüngling war untröstlich. Röhrs, der
das Taschenbuch seines Freundes behalten hatte,
fand darin Nachricht über alles, was demselben
gehöre und nicht gehöre, und beschloß, dem Jakob
alles zu entziehen, was der Vater nicht auf eine
rechtliche Art erworben. Dazu gehörte auch ein
niedliches Häuschen in ihrem Geburtsort; welches
dcr Alte für das Sündengeld an sich gekauft und
bequemer ausgebaut hatte; noch hatte er ssch da-
von nicht trennen können.
Als sie mit einem frischen Nordwcsswind die
Elbe heraufbrausicn, zog sich über ihnen ein Ge-
witter zusammen; bedenklich sahen Röhrs und Ja-
kob in die ziehenden Wolken. Als das Fahrzeug
um die Schubauer Landzunge schnitt, lag das kürz-
lich erst verlassene Blankenese vor ihnen; mit wel-
chem schmerzlichen Gefühl sahen sie cs jetzt vor
sich liegen. Das Gewitter brach los, dcr Donner
rollte, die Blitze zischten und ein endloser Regen
stürzte herab.
Der Wind trieb das Fahrzeug mit immer ra-
scherer Eile durch die Flut, das Gewitter wurde
immer heftiger, da warf Röhrs das volle Gewicht
des Segels nieder vom Masi und Jakob fließ den
klirrenden Anker über Bord, dieser schleifte lang-
sam über den Boden hin, endlich faßte er, und
das Fahrzeug stand gegen Sturm und Strom.
Als Röhrs und Jakob vor dem rauhen Wetter
Friede hatten und halb erlöst umherblicktcn, wir-
belte eine schwarze Rauchsäule von den Bergen auf.
Des Markin Kochs Wohnhaus hatte Feuer gefan-
gen und war bis auf den Grund abgebrannt, die
Nebenhauser standen unversehrt.
Der alte Röhrs sah cS, wandte sich erschüttert
ab und zog andächtig betend seine Barcnmütze ab.
Acht Tage darauf, nach Sonnenuntergang,
legte Röhrs Jakobs und Mikens Hände auf den
Ruinen des väterlichen Hauses ineinander.
 
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