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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0349

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Freitag, den 20. Oktober L843.

ar-

e

S A.

Neckar - Bolc erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstags
Freitags Bestellungen kön-
»rn bei i>er Erpedilion in Hci-
^lberg, bei Kautm. Lcmpp
W Mosbach, Kaufen. Frank in
Adelsheim, Abraham Stumpf
w Eberbach und belasten Post-
-lcmtcrn gemacht werden.

Vuntes mrs der Lett.
Seit aus Griechenland die letzten Deutschen fort-
Zewiesen sind, bis auf wenige, die sckon früher ins
Neugriechische übersetzt worden sind, geht Alles den
guten alten griechischen Gang. Die Parteien sind hcf-
llg hintereinander, cs fehlt an Geld, an Crcdit, an
besonnenen Rathgebern. Dem König Otto wäre es
Nicht zu verargen, wenn er lieber in Bamberg rcsidirte.
-7 Die vormaligen Minister sind, weil'man ihnen
nicht traut, und fürchtet, sie möchten mit dem König
cvinmunicircn, portofrei auf verschiedene Inseln tranS-
Nortirt worden.
So geht das constitntionelle Griechenland keiner
erfreulichen Zukunft entgegen; die neuen Minister schal-
en und walten ganz nach Willkür und haben die al-
len in die Verbannung geschickt. Auch die Philhelle-
N.en, von denen ein großer Theil schon seit 1829 dort
eingebürgert sind, müssen das Land verlassen, obgleich
lhnen ausdrücklich versprochen war, daß sie bleiben könn-
en. Unter der Beamtcnwelt ssuden große Veränderun-
gen statt, die brauchbarsten und tüchtigsten Männer wer-
den entlassen und die Revolntionsfreunde befördert. Der
Oberst Kalergi, der die Verschwörung leitete, ist jetzt
der Mann des Volkes und ist zum Generalgouvernenr
von Athen ernannt worden. Der König soll durchaus
keine Lust mehr haben, die griechische Krone zu tragen
"Nd sich in sein deutsches Vaterland zurückschnen. Man
lst begierig, was die hohen Schutzmächte dazu sagen
werden.
Unter der niedcrn Volksklasse der Grieche» herrscht
die Meinung, daß mit der Verfassung und ihrer Frei-
heit die für sie goldene Zeit wiedergekehrt sei, wo man
hngestrafl rauben und plündern dürfe. Man sieht daher
letzt auf allen Straßen den Pöbel mit Messern und
Pistolen bewaffnet einherschreiten.
Mit der Hopfenernte ist man in Franken wohl zu-
wieden und man verkauft den Ccntner zu 30— 60 fl.
Königreiche Bayern ist den Juden der Handel
Wit Hopfen gänzlich untersagt und alle Bemühungen,
das Verbot rückgängig zu machen, sind bis jetzt gescheitert.
In dem Marktflecken Pfarrkirchen in Niederbayern
bat der Obcrknecht einer Brauerei, dem ein Sud Bier
Uwgeschlagen war, sich durch einen hausirenden Krä-
wer (Balsamsträgcr) ein Mittel geben lassen, das Bier
Usll zu machen. Das Mittel schlug an, allein gleich
die ersten 13 Menschen, die davon tranken, wurden
'rank und starben. Unter den Gestorbenen befindet sich
uuch der Brauknecht und der hausirende Krämer. Meh-
rte Menschen liegen noch sehr krank darnieder. Man
Uat bis jetzt noch nickt herausbringen können, woraus
dw Mischung des Mittels bestand.
Für die Stadt Regensburg hat der daselbst ver-
dorbene Geh. Rath v. Miller ein Legat von 72,000 fl.
^stacht, dessen Zinsen zur Errichtung öiner höher»
WMttillLML-^Lrcnnlwlr und ädausmiethe für Arme,

zu Studien-Stipcndcn und zur Unterstützung herabge-
kommener Gewcrbsleute verwendet werden sollen.
Der Dichter Hoffmann von Fallersleben ist in
Düsseldorf mit Gesang und Musik ausgenommen und
hoch gefeiert worden.
Bei der letzten großen Repeal-Versammlung trug
O'Eonnell den purpurrothcu, pelzverbrämten Sammt-
rock des Lordmayors und ließ sich von einer Deputa-
tion die grünsammteue, goldgestickte Nationalmütze auf-
setzen, die in Gestalt der alten milesischcn Krone ge-
arbeitet war. In seiner Daukrede versprach O'Eonnell
die Mütze lebenslang zu tragen und mit sich begraben
zu lassen.
Am 16. September früh 2 Uhr sah man in Cat-
taro bei wolkenfreiem Himmel ein leuchtendes Meteor,
das mehrere Minuten lang sichtbar war. Die Erschei-
nung hatte im Durchmesser ungefähr 10 Fuß und zog
von Osten nach Wessen, wo es nach und nach an Glanz
abnahm und plötzlich verschwand. (D.Z.)

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> Der Abonncmentspreis beträgG^
für ein Jahr i st. 36 kr,
ein halbes Jahr 5/, kr. für^xi
ein Vierteljahr 3o kr. Die <
Einrückungsgebühr für die ge-
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beträgt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Erpedition Aus-
kunft ertheilt, 3 kr.

Eine schlechte Partie.
(Schluß.)
„Was gibt cs, mein Vater?" rief die junge
Dame, sich eilig nähernd.
„Nichts! Frage mich nicht!" sprach der König
mit bebender Stimme, und suchte die Thränen zu
unterdrücken, die aus seinen-Augen quollen. „Um-
arme mich, mein Kind," setzte er hinzu, als wollte
er in der Zärtlichkeit seines Kindes Trost für sei-
nen Kummer suchen.
Die Prinzessin drückte ihn sanft an ihre Brust
und überhäufte ihn mit kindlichen Liebkosungen.
Aber bald entzog er sich denselben und trat an's
Kcnstcr, um frische Luft zu schöpfen; Schmerz,
Scham und Zorn bemächtigten sich feiner zu glei-
cher Zeit. Er hatte wohl genügende Ursache dazu,
denn d'Estrües hatte ihm in dem empfangenen
Briefe angczeigt, daß die Pflicht ihm geböte, auf
die Hand der Prinzessin zu verzichten, und daß er
ihm sein königliches Wort zurückgäbc. Er brauchte
als Vorwand, daß es ihm nicht möglich gewesen
sei, den Herzogstitel und die Pairswürde zu erlan-
gen, und daß er sich deshalb nicht würdig erachte,
eine so hohe Verbindung zu schließen. Diese und
ähnliche Phrasen waren wenig dazu gemacht, eine
Unbeständigkeit zu beschönigen. Die Prinzessin sah
die Aufregung des Vaters, sie sah Len Kummer,
der sein Herz belastete, und die Thränen, die dieser
aus seinen Augen prcßte. Sie wußte nicht, wie sie
den innig geliebten Greis trösten sollte, und stand
unschlüssig da, als ihre Augen auf den zweiten Brief
 
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