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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0151

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Der Ncckar-Botc erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstags
u. Freitag» Bestellungen kön-
nen bei der Erpcdition in Hei-
delberg , bei Kaulm. Lcmpp
in Mosbach. Kausm. Frank in
Adelsheim. Abraham Stumpf
in Cbcrbach und bciallcn Post-
Aemtern gemacht werden.


SS«
Dienstag, den 2- Mai l843.

Der Abonnemenispicis betrögt
für ei» Jahr r fi. 36 kr, für
ein halbes Jahr ü/, kr. für
ein Vierteljahr 3o kr. Die
Einrückunqsgcbühr für die ge-
spaltene Zeile ad. deren Raum
betragt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Erpedition Aus-
kunft erlheilt, 3 kr.

Vuntes aus der Leit»
Hannover. Der König ist, wie schon gemeldet,
von Berlins unerwartet abgereist, und die Verhand-
lungen über den Anschluß des Landes an den Zollver-
ein sollen gänzlich abgebrochen sein. Der König wird
nach England reisen, aber schwerlich andere Ansichten
zurück bringen.
London. Die Polemik des torystisckcn Blattes
Times gegen Preußen dauert fort, und die Redaktion
erwartet das Verbot desselben von Seiten der preuß.
Regierung, was ibr freilich keinen großen Schaden
bringen wird, da das Blatt sehr thencr ist. — In
österreichischen Blättern wird darauf aufmerksam ge-
macht, daß von der österr. Regierung selbst die Leip-
ziger allgemeine Zeitung nie verboten gewesen sei,
obschon sie gegen Oesterreich weit schärfere Artikel,
als gegen Preußen enthalten habe.
Der schwarze Präsident Boyer von Haiti ist ab-
gcreisi, — aus Verdruß über die Insurgenten. Er
hat 900,600 Dollars als Reisegeld mitgenommen,
etwa 2,200,000 sl. in unserm Geld. Die Gastwirthe
am Rhein wollen ihn cinladcn, sichs bei Ihnen bequem
und leicht zu machen.
Bonn. Man hat das Skelett eines nrweltlicben
Pferdes gefunden. Das Thier hatte in Folge einer
Knochcnverwachsung ein steifes Bein, wäre aber viel-
leicht noch geheilt worden, wenn nickt die Arbeiter
beim Ausgräber- den Schädel zertrümmert hätten.
Berlin. Seydelmann ist bekanntlich gestorben,
aber nur unvollkommen erseht, da unser größter Schau-
spieler seit einiger Zeit nicht mehr öffentlich auftritt,
wie man sagt ans Verdruß über das Durchfällen in
einigen seiner Hauptrollen.
Norwegen. Es gibt in Norwegen über 300 nickt
««gestellte Candidaten der Theologie, welche nack einem
gemachten Vorschläge im Zoll fach verwendet werden
sollen.
Sammtlicke allerhöchste Geldmächte haben sich in
Paris versammelt, um den Opcrationsplan über einen
Feld- und Geldzug zu beratben. Es ist der Herr Ba-
ron Salomon, James und Amschcl v. Rothschilds
und eö soll ein großes Geschäft mit den Niederlan-
den gemacht werden. Die Herren v. Rothschildt könn-
ten dabei reich werden, wenn sies nicht schon wären.
Um dem Laster der Trunksucht zu steuern, ist bei
den Cherokcsen im Westen von Nordamerika das
Gesetz erschienen, nicht nur alle Branntweinbrennereien
zu vernichten, sondern auch alle geistigen Getränke,
die cmgesührt werden, auf die Erde zu schütten. Wer
^'gend kann, stücktet aus einem solchen Hottentotcn-
dand und wandert nach einem civilisirtcn Lande, z. B.
nach Deutschland aus.

Hört! Im Gothaiscken soll von I84Z an durch-
weg die Stallfükteruug des Rindviehs eingeführt
und das Weideland in kleinen Parccllen verpachtet
werden.
Brüssel. Demoiselle Kathinka Heinefetter
wird ihre Memoiren herausgebe»; sie werden unter
dem angenommenen Namen einer vom. Lutin erscheinen,
und ihre vollkommene Unschuld darrbnn, so glänzend
als die des Caum art in von den Geschworenen ge-
rechtfertigt worden ist.
Paris. Herr Thiers macht Rechtsum. — Bet
Bugeaud ist eine neue Mcusckallsuniform billig zu
haben. Er batte sie in der bis setzt nicht in Erfüllung
gegangenen Erwartung der Würde macken lassen,
kann sie aber, selbst wenn er cs setzt wird, auf keinen
Fall brauchen, da er ans Aergcr über sein Durchfällen
und über den fatalen Abd-el-Kader außerordentlich
mager geworden ist.
Das Stelldichein.
Ein Scherz von Panse.
(F-ortscßung.)
Meine Wcibcrphilosophie war zerstoben in einem
Moment, und das kannibalische Gefühl der Ent-
sagung schlug in die Wonne eines wietergcwonne-
rrcir Glückes um. Im Zorn über mich stieß ich die
Hand vor die Stirn: „Hans! Hans!" aber ich
kann nicht sagen welcher Sinn eigentlich in dem
Hans lag. Die Minuten drängten, das Her)
schlug ungestüm, und die Phantasie trieb sich in
wunderlichen Bildern herum, daß ich Mühe hatte,
sie in mein horazischcs Gedicht zu fesseln. Doch die
Zitrone muß gepreßt werden, wenn sic Säst geben
soll, dacht' ich, und — ich stack wirklich, wie eine Zi-
trone, unter zwei Armen der Prcßmaschine, der
Zeit und des Gedichtes. Nach einer halben Stunde
lag das Liebes-Duett deutsch vor meinen Augen.
Hm! dacht' ich, du hast sa nicht für die Rezensen-
ten überseht, die, wie die alten Weiber, vom Mor-
gen bis Abend brummen; du willst nichts als ein
Küßchen damit verdienen.
Die Thurmglocke schlug eben sechs Mal an,
Brauchst du einen Schlüssel, Hans? Nein, ant-
wortete ich mir selbst, legte mein Gedicht zusammen,
nahm Hut und Stock und trabte, die Poesie in der
Tasche, durch die langen Straßen nach ihrer
Wohnung.
„Ist der wirkliche Herr Geheime Ockonomierath
zu sprechen?" fragt' ich einen gähnenden Bedienten,
 
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