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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0421

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Dcr Neckar-Volk erscheint
«öckienil'ck, zweimal, Dirnstag»
u. Firilaq» Best,llunqen kön-
nen bei der Erprduion in Hci-
»eiberq, bei Kautm. Lcmpp
in Morbach, Kausm. Frank in
ilbclkbcim, Abraham Stumpf
,n Tbcrbach und bc> allen Post-
Aemlcrn gemacht werden.

Neckar-Bote.
Freitag, den 15. Dezcnibcr 1843.

Der Abonncmenttprcit betragt
für ein Jahr i fl. "46 kr, für
ein halbes Jahr 5/, kr, für
ein Vierteljahr 3o kr. Die
Einrückungrgcbüh, für dir ge-
spaltene Zeile ad. deren Naum
beträgt 2 kr. Bel Anzeigen,
worüber die Expedition Au»-
kunft ertheilt, 3 kr.

Vuntes aus der Lett.
Es ist wieder ein Komet zu scheu, doch nur mil
bewaffnetem Auge. Er steht beim Gamma des Orion,
hat einen sehr deutlichen Kern und bedeutenden Schweif.
Abermals hat Rußland in Tscherkessien eine ziem-
liche Schlappe bekommen und das russische Heer mußte
sich nach einem langen und blutigen Kampfe zurückziehen.
Dem jungen Herzog von Bordeaux, sonst
auch Heinrich V. in 8po genannt, scheint's Freude zu
machen, dem französischen Hof einige Angst mit Aerger
vermischt zu machen. Er macht in London einen or-
dentlichen Hof, ladet zur Tafel, gicbt große Abendge-
sellschaften und läßt sich die in Schaaren von Paris
kommenden Franzosen vorstellen. Herzoge, Prinzen, Gra-
fen und Damen machen ihm die Aufwartung. Der König
Ludwig Philipp sieht nicht hin, ärgert sich aber im Stillen.
Es zirkuliren falsche bayerische Kronthalcr.
Sie unterscheiden sich von den ächten durch ihre auf-
fallende Größe, dnrch den verschiedenen Klang und
durch die dnnkle Metallfarbe an den erhabenen Stellen
des Geprägs.
In diesen Tagen geht das erste preußische Schiff auf
den Wallfischfang aus. Es sollen von einer Ge-
sellsck'aft drei Schiffe zum Wallfischfang in der Süd-
see ausgerüstet werden, und die Borussia segelt dem-
nächst ab.
Man bat in Frankreich 23,000 Blinde und
20,000 Taubstumme zusammengezählt und gefunden,
daß davon nur 990 in Blindenanstalten und LOO in
Taubstummenanstalten untergebracht sind. Alle übrigen
sind ihrem Schicksal überlassen. Da ist doch in Deutsch-
land weit besser für diese Unglücklichen gesorgt.
Das Haus Rothschilds, das lange in der Wolle sitzt,
sitzt nun auch in der Baumwolle. Es hat ansehnliche
Einkäufe in Amerika gemacht und 23 Proc. gewonnen.
Vor einigen Tagen bestieg ein Herr den Dampfwa-
gen, um auf der Eisenbahn von Berlin nach Potsdam
zu fahren. Drinnen saßen einige Damen und ein ält-
licher Herr, welche die Hanptsitze eingenommen hatten.
Sich a>. den Herrn wendend spricht er: Ich bin der
Landrath von N., kann den Rücksitz nicht vertragen und
bitte, mir Ihren Platz einzuräumen. Recht gern, erwie-
derte der Gefragte und setzte sich rückwärts. In Pots-
dam angckommen, sagte der alte Herr zum Landratb:
Sie haben mir Ihren Namen genannt, erlauben Sie,
daß ich auch den meinigen nenne. Ich heiße: Alexan-
der v. Humboldt. (D.Z.)

Landwirtschaftliches.
Das Veredle« deS fertigen Flachses.
Nro. LJ. Unser auS Flachs bereitetes Tuch hat ge-
wöhnlich den Fehler, daß es auch nach der besten Blei-
et e noch immer eine röthlich braune Färbung behält,

die cs nie ganz verliert und die namentlich ins Auge
fällt, wenn es feucht wird. Wir empfehlen daher ein
von dem berühmten Hermbstädt veröffentlichtes Verfah-
re», das diesem Uedelstande abhclfen dürfte, und bit-
ten diejenigen, die in Folge des bewährten Urtheiles
dieses Gelehrten Veisuche anstellen, uns von dem Re-
sultate in Kenntniß setzen zu wollen.
Man schichtet nämlich die Flachsbündcl kreuzweise
übereinander in einer hölzernen Bütte mit doppeltem
Boden. Der zweite durchlöcherte Boden befindet sich
in einem Abstande von 4 Zoll über dem wahren Bo-
den entfernt. Ist die Bütte mit dem Material ange-
füllt, so wird reines Flußwasscr darauf gegossen, bis
solches darübersteht, und damit 24 Stunden lang ru-
hig stehen gelassen, worauf mittelst eines am Boden
der Bütte placirten Zapfen^ die Flüssigkeit abgelassen
wird, die ganz dunkelbraun abfließt. Diese Arbeit
wird mit frischem Wasser noch drei- bis viermal wie-
derholt, oder so oft, bis das Wasser meist farblos ab-
fließt. Jetzt wird die Oberfläche des Materials, für
jede 100 Pfund desselben, mit 2 Pfund Pottasche und
2 Pfund grüner Seife, die vorher mit heißem Wasser
aufgelöst worden, übergossen, sodann aber bis zum
Bedecken der Fasern die ganze Bütte mit siedend hei-
ßem Flußwasser angefüllt und 24 Stunden lang zuge-
deckt damit in Ruhe gelassen. Tie Flüssigkeit wird
hierauf abgezogen, in einem Kessel zum Sieden erhitzt
und dann abermals 24 Stunden stehen gelassen, dann
die Flüssigkeit abgelassen. Ist auch diese Arbeit voll-
endet, so wird die von der Flüssigkeit befreite Faser
mit siedend heißem Wasser übergossen, abermals 24
Stunden in Ruhe gelassen, dann die Flüssigkeit abge-
lassen. Die nun folgende Operation besteht darin, daß
die nach dem Ablassen deS Wassers geschichtete Faser
für jede 100 Pfund nochmals mit 2 Pfund in Was-
ser gelöster und durch Leinwand gegossener Pottasche
übergossen, dann mit siedend heißem Flußwasser äuge,
füllt wird, das nach einer Stunde wieder abgerissen
und, ohne solches weiter zu erwärmen, noch drei» sl
durch die Faser hindurch geleitet wird. Ist auch diese
Operation vollendet, dann wird noch einigemal kaltes
Wasser durch die Faser geleitet, um alle noch ankle-
bende Pottasche vollkommen hinweg zu nehmen, wor-
auf jedes einzelne Bund herausgenommen, sanft aus-
gedrückt, dnrch Schütteln aufgelockert, und auf den
Rasen oder sonst an geeignetem Orte zum Trockne»
ausgelegt wird. Der so zubereitete Flachs erscheint
von der edelsten Beschaffenheit, und was man an Pott-
asche und Seife gebraucht hat, ersetzt sich dnrch dir
bessere Qualität und wird wieder bei der Bleiche des
Tuä es erspart.
Mosbach, den 10. Dez. 1843.
Der landwirthschaftl. Bezirksverein.
 
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