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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0305

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Der Neckar-Bskc erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstags
u. Freitags. Bestellungen kön-
nen bei der Expedition in Hei-
delberg, bei Kausm. Lcmpp
in Mosbach, Kaufm. Frank in
Adelsheim, Abraham Stumpf
in Ebcrbach und bei allen Post-
. Acmtcrn gemacht werden.



Dienstag, den 12. September 1843.

Der AbonncmentSpreis betragt
für ein Jahr i fl. 36 kr, für
ein halbes Jahr 5/, kr. für
ein Vierteljahr 3o kr. Die
Einrücknngsgebühr für die ge-
spaltene Zeile od. deren Raum
beträgt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Expedition Aus-
kunft crtheilt, 3 kr.


Der L a e o.
(Schluß.)
Von allen vier Enden der Rennbahn schmetter-
ten abermals Trompeten, die Reiter rissen das die
Augen der Pferde bedeckende Zeug ab, und schwan-
gen sich wie zwei Panther aus den Rücken derselben.
Das Geschrei der Anwesenden durchdrang nicht so
schnell die Bahn, als Vic beiden wilden Pferde.
Anfangs sah man nur einen Punkt sich bewegen;
dann als der Wind die Wolken zcrstreueke, welche
beide Reiter einhüllten, sah man sie mit gebücktem
Haupte dahin stiegen, wie einen Strauß, der. vor
dem Speere des Indianers sticht. Mitten in diesem
Rennen siel der eine Reiter vom Pferde, und ein
durchdringender Schrei ging durch die ganze Ver-
sammlung , aber über Don Piedras Lippen zuckte ein
triumphircndes Lächeln. Sein Blick siel auf den In-
dianer, dessen ernste Miene sich gleich geblieben war.
Von Schweiß bedeckt kam der zweite Reiter heran-
gesprengt, sein schwarzes Ha.n,- statterte entfesselt
um den nervigen Racken, die Schenkel waren wie
angefchmiedet in die Weichen des rasenden Rosses
gedrückt, und in der ganzen Figur lag so viel Schön-
heit und Anmuth, daß Jedermann die Gefahr ver-
gaß und den Mann bewunderte, den die allgemeine
Stimme als Sieger begrüßte. Seine über der tief
anfathmenden Brust gekreuzten Arme verschmähten
es, sich an der Mähne festzuhalten; er warf einen
stolzen Blick auf alle Anwesenden, bis er die schüch-
terne Clara bemerkte und vor ihr die brennenden
Wimpern niedersenktc; denn der Sieger war Antonio.
Und der außer Fassung gebrachte Don Piedras
wußte nicht, ob er seinen Augen trauen sollte. Feucr-
röthc der Wuth drang durch die gebräunten Wan-
gen , und nie hatte der Augapfel eines Spaniers
so glühend von Rache gestrahlt. Das gebändigte
Pferd ward vorgeführt, und auf Befehl des Ober-
sten sollte untersucht werden, ob Antonio Sieger sei.
Ucbcrall auf dem Plane erhob sich ein Gemur-
mel des Unwillens, man schrie über Ungerechtigkeit,
Antonio sei Sieger und habe den Preis gewonnen.
Aber dieNache des Obersten verfolgte sein Opfer;
doch jetzt nahm Antonio die Gelegenheit wahr, den
Feind zu vernichten. Das Rennen begann von
Neuem; der Sieger, außer sich, angcspornt durch
den eben erworbenen Ruhm, beseelt vom glühend-
sten Haß, schwang sich auf den zweiten Renner, und
alte Anstrengungen des tobenden Thiercs, ihn ab-
znwerfen, waren vergebens. Von demselben Stand-

orte, wie das erste Mal, ritt er aus, aber diesmal
pstss der Lago um seinem Haupte, wie eine Schleu-
der. Erstaunen und die gespannteste Aufmerksam-
keit herrschte in der ganzen Versammlung, die Be-
wegungen des Reiters waren phantastisch und schreck-
lich anzusehcn; rings herrschte ein tiefes Schweigen.
Jetzt war Antonio keine hundert Schritte mehr von
dem Platze entfernt, wo der Gencralstab hielt; in
der linken Hand hielt er das äußerste Ende der Leine,
und sein glühender Blick ruhte unverwandt auf einem
einzigen Punkte, aus der Mitte der Gruppe von
Offizieren. Da schleuderte er plötzlich mit gewal-
tiger Kraft den Knoten, und der Lago hatte fein
Ziel getroffen, und so reißend schnell, daß der
Oberst Don Piedras aus Santa Fä schon im
Staube mit zerschmetterter Stirn am Boden lag,
ehe man nur bemerkt hatte, daß der kostbare Sattel
auf dem weißen Roste seinen Reiter verloren.
Wohin der Reiter gekommen war, wußte Nie-
mand.
Heut zu Tage erhebt sich auf der den nordame-
rikanischen Freistaaten gehörenden Seite des Sa-
bino-Flusses ein zierliches Gebäude, in dem jeder
Reisende eine gastliche Aufnahme findet. Abends
erblickt man da einen großen und schönen Mexikaner,
der Madera trinkt und Havannahcigarrcn raucht,
und sich in einer Hangematte schaukelt, während sein
hübsches Weib dem Fremden ein Mahl bereitet,
und neben ihr sitzt ein kleiner Papagei und wieder-
holt zum Oeftern die Worte: Antonio! Antonio!

L o g o g r y p h.
Hier steh' ich im Schatten, sag' an, was ich bin!
Ich bin Dir so fremd nicht, befind'st Dich darin,
Ob günstig, ob mißlich, das ist nicht entschieden,
Doch so viel, mit mir bist Du selten zufrieden.
Setz' nur nicht das P noch, Vermcff'ner, voran,
Sonst bin ich zur Qual Dir; bist du nicht ein Mann,
Wirst Du mich nicht ruhig, gelassen ertragen;
Du, möchtest zum Teufel, zur Hölle mich jagen.
Dann hängt sich das K vor dem Wörtchen statt P,
Und läßt sich nur Horen mit Ach undmm't Weh,
Ist immer mit Thranen und Seufzern verbunden,
Und doch dem Juristen kommt's stets wie gefunden.
 
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