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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0365

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Der Neckar-Bote erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstags
n. Freitags Bestellungen kön-
nen bei der Expedition in Hei-
delberg , bei Kanfm. Lempp
in Mosbach, Kausm. Frank in
Adelsheim, Abraham Stumpf
in Ebcrbach und bei allen Post-
Slcmtcrn gemacht werden.


SS.
Freitag, den 3. November 1843.


Der Abonncmcntüpreis beträgt
für ein Jahr r 36 kr, für
ein halbes Jahr 5/, kr. für
ein Vierteljahr 3o kr. Die
Einrückungsgebühr für die ge-
spaltene Zeile od. deren Raum
beträgt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Expedition Aus-
kunft crtheilt, 3 kr.

Luntes aus der Lett.
In London gibt eine einzige Fabrik, die chemische
Zündhölzchen'zurichtet, jährlich 4!,000 fi. für Fich-
tenholz aus und verfertigt wöchentlich gegen 13,000
Schachteln solcher Zündhölzchen, deren !00 Stück in
eine Schachtel gehen. In Berlin gibt es mehrere sol-
cher Fabriken/dic das ganze Jahr hindurch mehreren
hundert Leuten Beschäftigung bieten. Davon wußte man
vor r»0 Jahren auch noch nichts. Dagegen haben die
fleißigen Neustadter (am Rennsteig), die sonst ganz
Europa mit Schwamm durchzogen, ein Stück Brod
weniger.
Zwischen dem deutschen Zollverein und den nord-
amerikanischen Freistaaten soll der Abschluß eines
Handelsvertrags nahe sein. Man will wissen, daß der
Zoll gegenseitig sehr bedeutend ermäßigt werde. Auch
die Verbrecher sollen gegenseitig ausgclicfcrt werde».
In das Dunkel, das auf den griechischen Ange-
legenheiten ruht, kommt der erste und höchst auffal-
lende Lichtstrahl. Der Kaiser von Rußland hat seinen
Gesandten in Athen, Katakazi, der bei dem Aufstand
vorzüglich thätig war und ihn mit herbeigefülpt haben
soll, seiner Stelle entsetzt und soll ihm dazu haben schrei-
ben lassen, er möge fick künftig von den Palikaren er-
nähren lassen, nach Rußland dürfe er nicht wieder kom-
me». Das würde der Sache jedenfalls eine andere
Wendung geben, aber sie nunmehr nicht besser machen.
Die bayerischen Blätter fahren fort, zu beweisen, daß
die griechische Revolution lediglich eine russische Jntri-
gue sei, nm einen Schattenkönig unter russischem Schutz
auf den Thron zu setzen. — Der russische Gesandte,
Herr von-Severin, durch den Alles gegangen sein soll,
ist bei Nacht und Nebel von München abgereist. —
Immer niehr Deutsche reisen ans Griechenland ab.
Das griechische Landvolk hatte sich am Tage nach
der Revolution in Sebaaren i» Athen cingefunden und
erklärte, nickt eher von dannen zu gehen, bis sie die
Constitution sähen. Man erkannte gar bald, daß sie
unter Constitution klingende Münze verstanden, drückte
einem jeden 20 Drachmen in die Hand, und so gingen
die Rebellen mit ihrer Constitution seelenvergnügt nach
Hause- (D.Z.)

Klabautermann.
(Fortsetzung.)
,,Mein gutes, verstorbenes Weib hatte ein Leben
geführt, so rein, so schuldlos, als nur irgend ein
menschliches Wesen feine Tage auf Erden hinbrin-
gen kann, sie lebte nur für mich und ihre Kinder
und bekümmerte sich wenig um die Außenwelt. Daß

sie reich und ich arm war, darüber hatte ich von
ihr nie ein Wort, nie eine leise Anspielung ge-
hört, ja es schien ihr sogar, als ob Alles, was sie
haben müßte, ein Geschenk meiner Güte wäre, so
sehr behutsam war sie mit ihren Forderungen und
Ansprüchen. Dagegen war ich nun ganz anders;
ich berührte in der ersten Zeit nur immer mit einer
gewissen Scheu das ihr zugehörige Vermögen, und
machte mir Vorwürfe, wenn mir etwas davon zu
Gute gekommen war. Nach und nach reizte es
meinen Stolz, und ich wünschte mich in den Stand
gesetzt zu sehen, eben so viel Geld aufwcisen zn
können, als meine Frau mir zugcbracht hatte. Ich
sing cs auf allerlei Art und Weife an, mein Vor-
haben ins Werk zn richten, aber keins wollte mir
glücken."
„Je öfterer mir meine Unternehmungen fehl-
schlugen, nm so eifriger wurde ich, und es war,
als ob mein guter Geist von mir gewichen und dem
Teufel des Geizes und der Habsucht ausschließlich
Platz gemacht habe. Dazu kamen Verdrießlichkei-
ten in der Familie, die mir alle diejenige heitere
Laune raubten, welche mir meine sonstigen bösen
Gedanken übrig ließen, und in der letzten Zeit
meiner Ehe hatte ich mit meiner Elsbeth beinahe
auf einem gespannten Fuß gelebt."
„Nun war sic todt, und hatte ich es bei ihrer
Lebszeit arg getrieben, so wurde es jetzt nach ih-
rem Tode noch zehnmal arger. Bei der Neguli-
rung des Vermögens (welches nämlich, da kein
Testament vorhanden war, unter mir und meinen
Söhnen gleich gethcilt ward) fand es sich, daß das-
selbe durch die Thcilung bedeutend cingeschmolzcn
sei und ich nicht mehr so gut fortlcben könne, als
ich es bisher gethan. Daß ich mich jetzt einschrän-
kcn sollte, wollte mir gar nicht in den Kopf, und
meine Jungens, die nun nach und nach heranwuch-
fcn, und denen das gute Leben, welches früher im
altcrlichen Haufe herrschte, auch zu Gute gekom-
men war, fanden die neuen Einrichtungen nicht
nach ihrem Sinn, doch hatte ich sie durchaus in
meiner Gewalt, und wenn sie mir eö gar zu bunt
machten, fuhr ich mit lauten Flüchen und Don-
nerwettern dazwischen."
(Fortsetzung fokgt.)
 
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