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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0197

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Der Neckar-Bote erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstags
u, Freitags Bestellungen kön-
nen bei der Erpediüon in Hei-
delberg , bei stautm. Lcmpp
in Mosbach, Kaufm. Frank in
Adelsheim, Abraham Etumpf
in Ebcrbach und bei allen Post-
Acmtern gemacht «erden.

Neckar-Bote.
-FG«
Freitag, den 9. Juni 1843.

Der 2ldonnementspreis betrögt
für ein Jahr i fl. 36 kr, für
ein halbes Jahr 5/, kr. für
ein Vierteljahr Zc> kr. Dir
EinrückungSgebühi für die ge-
spaltene Zeile ad. deren Raum
beträgt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Expedition Aus-
kunft eriheilt, 3 kr.

Buntes aus der Leit»
Heidelberg 7. Juni. Gestern ereignete sich auf
dem Neckar, gerade der Stadt gegenüber, ein trauri-
ger Unglückssall, den viele mit anscchen ohne scbncll
genug bclfeu zu können. Der Kupferschmied Presse!
und dessen Freund Schaaf wollten mit den beiden er-
wachsenen Schwestern des ersteren und einer Freundin
derselben, in einem leichten aus Eisenblech selbst ge-
bauten Boote, eine Spazierfahrt auf dem Neckar
machen. Trotz der Warnung, die man au sie gerich-
tet haben soll, bei dem ungünstigen Winde und gerade
sehr hohen Wasser die Fahrt zu unterlassen, ließen sie
sich doch nicht abbalten, und begingen noch die Un-
vorsichtigkeit in dem obnehin zu überfüllten Boote ein
Segel aufzuricbteu; kaum war dies geschehen, so sing
der Wind sich plötzlich so stark von der Seite her da-
rin, daß das Boot Umschlag und alle fünf Personen
ins Wasser sielen ohne sich an dem Boote das vom
Strome schnell weiter sortgerisscn wurde halten zu
können. Schaaf suchte sich und zwei der Mädchen
durch Schwimmen über dem Wasser zu erhalten; dies
gelang ihm auch glücklich und sie wurden durch her-
bcicilende Schiffer gerettet. Prcssel aber der seiner
jüngeren Schwester znschwamm, um sic zu retten
wurde von ihr mit hinab in die Tiefe gezogen, noch
einigemal sah man beide ans dem Wasser anftanchen,
dann aber waren sie plötzlich spurlos verschwunden.
Trotz des augenblicklichen rastlosen Suchens, wurden
die Unglücklichen wegen des zu großen und trüben
Wassers erst nach einer Stunde und beinahe hundert
Schritte unterhalb der Stelle wo sie versunken waren
miteinander aufgefunden. Leider war alle ärztliche
Hülfe, die augenblicklich augewendet wurde, fruchtlos.
Hannover. Der Fünfte der Göttinger Gefange-
nen vr. Th. Brauns ist m diesen Tagen begnadigt
worden, nachdem er von seiner achtjährigen Gcfang-
nißstrafe bereits sieben Jahre abgebüßt hatte. Die
Begnadigung ist aber nur unter die Bedingung aus-
gesprochen, daß er Hannover auf immer verlassen und
sich seinen neuen Aufenthalt in Amerika wählen müsse.
Es soll ihm aber, da er ohne alles Vermögen
und dabei durch die lange Gefangenschaft kränklich ist
eine nickt unansehnliche Unterstützung von Seiten der
Regierung ausgesetzt worden sein.
Die Zahl der Flüchtlinge die sich gegenwärtig in
Frankreich aufhalten beträgt über 16,000, worunter
über 10,000 Spanier, gegen L000 Polen, 600
Italiener und 333 Deutsche. Sechstausend von diesen
Flüchtlingen erhalten Unterstützung vom Staate.
Der PUnz von Joirwille von dein man seit Marz
gar nickt mehr wußte wo er hingekommeu war, hat
auch wieder etwas von sick hören lassen. Er besuchte
mehrere Inseln des atlantischen MeereS und hielt sich
ans einer derselben einen ganzen Monat auf. Bekannt-

lich soll er in Rio Janeiro heirathen, er meint aber
dorthin komme er immer noch zeitig genug.
In Baiern sind kürzlich neue zwei Tbalersiücke aus-
gegeben worden, die besonders, wenn sie in Compag-
nien ausgestellt erscheinen, sehr schön sick ausuebmen
sollen. Die Komaudnnten solcher Armeen sind beson-
ders wenn sie auch noch einiges schweres Geschütz
dabei befehligen, mehr zu beneiden als General Bu-
geaud in Algier.
In Berlin haben die Armen eine große Stütze ver-
loren, an dem kürzlich verstorbenen Freiherrn Hans
von Kotlwitz der sich seit dem Jahre 1006 vielfach
ihrer angenommen, er hatte selbst eine Anstalt errichtet
worin 100 arme Familien Beschäftigung und ihren
Lebensunterhalt erhielten. Seinem Sarge folgte ein
achtspäuniger königlicher Galiawagcn, aber eine grö-
ßere Galla waren die Thränen der vielen Hunderten
die an seinem Grabe weinten.
In Würtemberg, wo die Söhne der Geistlichen,
welche Theologie studieren vom Militärdienste befreit
sind, haben mehrere Schulzen darauf angetragen, daß
diese eben so gut dienen müßten als ihre Söhne. Bei
der Abstimmung war die Mehrzahl der Stimmen auf
ihrer Seite Der König hat aber einen Strich durch
die Rechnung gemacht, indem er sagte, die Theologen
sollten zwar auch kämpfen, aber mit dem Schwerte
des Geistes, man brauche die Pfarrer eben so nöthig
als die Soldaten.
Bisher halfen sich in Preußen arme Adelige dadurch
auf, daß sie reiche Bürgerliche heiratheten. Der
neueste preußische Adel ist aber nur unter der Bedin-
gung verliehen, daß er sich nie mit bürgerlichem Blute
vermengen darf.
Darmstadt. Der Großhcrzog von Hessen hat
verfügt, daß alle politischen Gefangenen etwa 16 an
der Zahl in Freiheit gesetzt werden sollen.

Auflösung der Charade in Nro. 43.
Kompaß.

Die Nase des Wucherers.
Schwank nach einer Anekdote.
(Schluß.)
Er erzählte nun der vor Freude glühenden
Schönen, was wir bereits vernommen. „Ja,
denke Dir meine Verlegenheit — fuhr er fort—-
als ich hinein mußte, denn er hatte die Ordre
dazu zurückgclaffcn. Es waren eine Menge
 
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