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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0277

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Der Neckar-Bote erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstags
n. Freitags. Bestellungen kön-
nen bei der Expedition in Hei-
delberg , bei Kanfm. Lempp
in Mosbach, Kaufm. Frank in
Adelsheim, Abraham Stumpf
in Ebcrbach und bei allen Post-
Aemtcrn gemacht werden.

Recks e-'N o t e.
Freitag, den 18. August LK43.

Der AbonnementSprcis beträgt
für ein Jahr i fl. 36 kr, für
ein halbes Jahr 5ü kr. für
ein Vierteljahr Zo kr. Die
EinrückungSgebühr für die ge-
spaltene Zeile od. deren Raum
beträgt 2 kr. Bet Anzeigen,
worüber die Expedition Aus-
kunft ertheilt, 3 kr.

Runtes aus der Lett«
Heidelberg, azn 16. August. Seit Tagesanbruch
waren die Straßen mit Zufuhren auf den hiesigen Frucht-
markt so zu sagen angefüllt, so daß die Wagenreihen
öfters in Stocken geriethen. Selbst die ältesten Leute,
können sich kaum eines so überfüllten Fruchtmarkles
erinnern. Es wurden in allem 4600 Malter auf den
Markt gebracht. Nun kömmt an die Kornwürmer, die
bei dem lange anhaltenden Regen, sich schon zum Vor-
aus auf reichliche Erndte, b. h. iu ihren Seckel, ge-
freut hatten, die Reihe des Lamcntirens. Die Armen
aber, die bisher au Manchem Mangel leiden mußten,
dürfen sich nun freuen, denn cs gibt jetzt Alles im
Ueberfluß, Getreide aller Art, und ebenso Kartoffeln
sind in großer Menge vorhanden, und die Preise, die
jetzt schon ziemlich nieder stehen, werden immer noch
mehr fallen.
Das Korn, das am 4. Juli für 18 fl. 26 kr. d. Malter.
18. « « 10 -> 23 «
LZ. « » 9 « 23 »
I.Aug. -- 9 ° 16 «
8. « « 8 » ZZ <r
Verkauft wurde, kostete auf dem heutigen Markte zwi-
schen 6 — 7 fl.
Die Kartoffeln, deren Preis in der theuern Zeit
30, 28, 26 und bisher LO kr. per Simmern war,
wurden heute für 12 und 14 kr. verkauft.
In gleichem Verhältnisse die übrigen Getreidesorten.
Um der Noth in Franken abzuhelfen, hat der König
von Bayern befohlen, daß bei den Wcgarbeitcn jeder,
der sich darum meldet, angestellt werden soll, wer also
arbeiten will, dem wird'ö nicht an Brod fehlen.
Der Cölner Dom, an dem unausgesetzt gearbeitet
wird, soll bis zum Jahre 1348 zur zweihundertjähri-
gen Jubelfeier soweit fertig werden, daß er zum Got-
tesdienste gebraucht werden kann.
Der Erfinder der wasserdichten Oberrocke CH. Ma-
kintosh ist in Glasgow gestorben. Er hat mit seiner
Erfindung mehr gewonnen, als einst Columbus durch
die Entdeckung von Amerika.
Die Bauern von Hannover sind zu bedauern, es soll
nämlich eine Verordnung vom Jahre 1640, weiche
bisher nicht mehr beachtet wurde, wieder geltend ge-
macht werden, woruach alle Verträge, welche Bauern
unter einander ohne Genehmigung der Behörden abge-
schlossen haben, für ungültig erklärt werden. Wie viele
Prozesse hierdurch entstehen werden, läßt sich denken.
Schon wieder eine neue Maschine ist in Paris er-
funden worden; mit der man in einer einzigen Stunde
-2 bis 1500 Stück Ziegelsteine machen kann. Die
ganze Maschine wird von vier erwachsenen Personen,
zwei Knaben und einem Pferde getrieben. — Warum
denn nicht lieber mit Dampf? die Dampf-Ziegelsteine
würden gewiß mehr Abgang finden als die ordinären.

Der L a o 0.
Eine mexikanische Erzählung.
Antonio! Antonio!
Die Tambours gaben das Zeichen zum Rück-
züge, und die Hellen Töne der Querpfeife drangen
durch das dumpfe Geräusch, welchen das feste Auf-
treten der dahinzichcuden Krieger verursachte. Als
die kleine Schaar vor der Bank vorbcizog, auf
welcher der Oberst Don Piedras faß, hob der
Tambour-Major den Bambusstock bis an feinen
schwarzen Schnauzbart empor, und auf dieses ge-
gebene Zeichen ertönte alsbald laut der patriotische
Gesang der neuen Republik: Viva la lab erlast!
Der Oberst erhob sich mit Würde und warf
selbst den Rest seiner Cigarre weg. Gleich ihm
verbeugten sich Alle, welche feinen Gcneralstab
bildeten, vom Adjutanten mit betreßtem Lute und
zierlicher Uniform bis zum Mönche, dessen Rosen-
kranz steh in zwei elfenbeinernen Todtenköpfen en-
digte. Dann traten alle Soldaten in Masse in
einen großen Wagcnfchoppcn, der zum gottesdienst-
lichen Gebäude bestimmt war. Als der letzte Wir-
bel der Trommel ertönte, warfen alle sich auf die
Knice, und ein Gemurmel tiefer Stimmen be-
zeugte, daß diese Kriegsleute mit dem gebräunten
Antlitze in der frommen Ergebung und in der
Verehrung Gottes alle Gefahren des Kriegs und
der Walder vergaßen. In demselben Augenblicks
ertönte von der andern Seite des Dorfes her das
Schmettern der Trompeten; die Degenscheidcn klap-
perten, man hörte die Sporen an den großen
Stiefeln der Reiter klwrcn; doch bald folgte auf
dieses Geräusch die tiefste Sülle; das vom Bri-
gadier vorgesagte Gebet ward von allen Ginetes
(leichten Reitern) im Chor nachgefprochen.
Nach vollendetem Abendgebet war vor der Thür
jeder Kaserne ein großes Feuer angezündet. Der
Anblick, den jetzt dieses Dorf oder vielmehr dieser
Posten, wie ihn die Einwohner nannten, darbot,
war für einen Europäer ein so wunderbarer, daß,
wer ihn zufällig auf feinen Reisen einmal sah,
dem Vergnügen, ihn zu beschreiben, nicht wider-
stehen kann. Das ganze Dorf besteht aus einer
Reihe niedriger, aus Lehm erbauten, mit Cypresscn-
rinde, welche die Stelle der Ziege! vertritt, gedeck-
ten Häuser. Im Hintergründe erblickt man einen
auf dieselbe Art erbauten Wagenfchoppcn, nur ist
er größer und auf ihm steht ein kleiner, wunder-
lich geformter Glockcnthurm, dessen Spitze, halb
 
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