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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen — 1845

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Nro. 1 - Nro. 9 (3. Januar - 31. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42424#0017

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Der Neckar = Bote erſcheint
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Dienstag, den 14.

Neckar-

M. M.

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zeigen, worüber die Exprdition
Auskunft ertheilt, 3 kr.



Vote.

Januar 1 845.





Buntes aus der Seit.

In der Sitzung der erſten Kammer unſerer Land-
ſtände vom 7. Jau. wurde das Strafgeſetz nach den
von der zweiten Kammer gemachten Abänderungen mit

' . 42 gegen 2 Stimmen angenommen. – Am nämlichen

Tage nahm die zweite Kammer die von der erſten zu-
rückgekommenen Geſseßentwürfe tber Gehaltserhöhung
der Volksschullehrer nud über Regulirung des Schul-
geldes aun. Der niederſten Gehalt eines Hauptlehrers
der unterſten Klasse iſt hiernach, außer freier Wohnung
und dem Schulgelde, auf jährlich 178 fl., bei der
zweiten Klaſſe auf 200 fl. seſtgeſetzzt. Der niederjte
Betrag des Schulgeldes iſt von nun an A48 kr. ſtatt
s' fr. pr. Jer.

Der Biſcbof Arnoldi von Trier hat nun ein eigenes
Feſt vom heiligen Rocke angeordnet, verbunden mit der
Verehrung der vorzüglichſten andern Leidensinsignien,
der Nägel nämlich und der Lanze, »damit dem heil.
Rockt unseres Herrn Jeſu Chriſti in Zukunft die gehüh-
rende Verehrung erwieſen werde und damit jene glänu-
zende Kundgebung kath. Glaubens und wahrer Fröm-
„ migkeit wie wir ſelbe dieſes Jahr bei der Ausstellung
dieſes heil. Pfandes angeſtaunt haben, in dem Gedächt-
niß feſthalte.e (Worte des General-Vikariats.2) Das
Feſt wird am Mittwoch in der dritten Woche nach
Olſtern gefeiert werden. – In Bonn ſind die Univer-
ſitätsvrofessoren über die heil. Rockgeschichte in offenen
Krieg gerathen, und zwei derſelben, welche zugleich
predigen, vertheidigen von der Kanzel herab mit al-
lem Feuer ihrer Beredtſamkeit die Aechtheit und Wun-
derthätigkeit der Reliquie gegen die Andersdenkenden.

Der Vorstand der neuen deutſch -katholiſchen Kirct'e
in Schneidemühl, Prieſter Czerski, der sich nunmehr
verehelichen wird, hat die Erlaubniß für ten Super-
intendenten Schulz in Chodziesen erhalten, die Trau-
ung zu volziehen, doch wüuſcht er und seine Gemeinde,
day der katholiſche Prieſter Ronge diesen feierlichen uud
eutſcheidenden Akt vornetjme.

Der preußiſche Provinzial-Landtag wird am H Fe-
bruar eröffnet werden, ob in Königsberg oder Danzig,
iſt noch nicht bekannt. Die Eröffnung des westfaliſct en
Landtags hat in Müuſter ebenfalls am 9. Febr. ſtatt.

Bei Bruck in Steiermark iſt ein entſegliches Unglück
kaum verhütet worden. Als auf der Eiſenbahn ein Per-
ſonenzug in die Nähe eines Wärterbäuschens kam und
[ das Zeichen zum Paſſiren nicht gegeben wurde, ſo ließ
der Lokomotivführer den Zug halten uud fand den Wär-
ter todt (wie es heist erdroſſeltz quer über die Bahn
liegen und dieſe verrammelt. Die Mörder, deren man
noch nicht habhaft werden konute, wollten wahrſchein-
lich durch das Ueberfahren des Leichnams die Entde-
ckung ihrer That verhindern, und das Unglück, was
durch das Herausſpringen des Zuges aus der Bahn
erfolgt wäre, seiner Nachläßigkeit zuschreiben laſſen.
Am . 7..Jan: hat der große Rath von Luzern, trotz
des lebhaften Widerspruchs einiger Mitglieder, eine
Gesetzvorlage angenommen, welche die Regierung zu



den größten Ungerechtigkeiten ermächtigt. Ihre bishe-

rigen Maßregeln werden ſämmtlich gutgeheißen. Denn,
weil der Staat wegen des Aufruhrs und der Unterſu-
chung schon sehr bedeutende Ausgaben gehabt, weil er
ferner für »Atzungs - und Gefängnißkoſten« ein Vor-
zugsrecht auf das Vermögen des Schuldigen hat, und
weil die Koſten für Habhaftwerdung der Schuldigen
für zur selben Klasse gehörig erklärt werden, so glaubt
die Regierung die Forderung . der Staatskasse dadurch
ſtchern zu muüſsen, daß ſie das Verfügungsrecht der Ver-
hafteten, Angeschuldigten und Landesſlüchtigen über ihr
Vermögen aufhebt und ihnen Beiſtände gibt, die darauf
zu sehen haben, daß das Vermögen mwmöglichſt in dem

Zuſtand bleibe, in dem es sich am 8. Dez. befunden.

Wie sehr dieſe Maßregel Entſchuldigung zu den gröb-
ſten Wiäkürlichkeiten gibt, läßt ſich leicht eiſehen. Dr.
Pfyffer, der vorgeblich alles aufgeboten hat, um die
Annahme des Vorschlags zu vereiteln, führte nament-
lich auch dagegen an, daß wie ein Gesetz nicht zurück-
wirken könne, dies auch bei einer Geſetzauslegung nicht
ver Fall sein dürfe, denn, wenn nicht vorher verſchie-
dene Ansichten für recht und geseutich gehalten worden
wären, so härte es einer Auslezung gar nicht bedurft.
Ferner begehe der Staat das gröjßte Unrecht gegen die
Angeklagten, indem er, ethie die Schuld erwieſen iſt,
gleichſam schon eine Strafe vervängt. ~ Die neue Zü-
richer Zeit::ng macht ſich bei dieſer Gelegenheit über
die Unbildung des Herrn Stegriſt luſtig, der von fin-
girter Schuld sprechen woilte und immer ſagte: figu-
rirte Schuld. Noch mehr iſt~es aber zu wundern, daß
ſo viele Mitglieder dies nicht bemerkten. Siegriſt, der
kaum richtig leſen und schreiben kann, wird im großen
Nath für emen sehr gebildeten Mann gehalten.



Sittengemälde des Auslandes.
Nach dem Franzöſiſchen des Eugen Sue.

V. Die Vergifter.
(Fortsetzung ) l

Japhet befand ſich jezt auf einer Art von offe-
nem Wege, den er verfolgte, indem er immer sorg-
faltig hinhorchte.

Er vernahm bald einen seltsamen und feierlichen
Gesang , der ater nur schwach und noch weit entfernt
war; er fing an zu zittern und verdoppelte ſeine
Schritte: der Gesang wurde lauter und erkennba--
rer... Der Neger ging immer ſchneller vorwärts;
auf einmal horte es auf zu singen; eine augenblick-
liche Stille 1rat ein... darauf hörte man ein Kin-
dergeſchrei, zu Anfang schrecklich oder ſchneidend,
dann convulſiviſch und erflerbend. Mann hätte
glauben sollen, daß der Name JIaphet ſich in dieses
letzte Röcheln des Todeskampfes gemiſcht.

Er, zu Boden gedonnert, blieb unbeweglich und
mit ſtarren Augen fklehen . . . „Sollie es möglich
fein! ſagte: er bei ſich . |. „„Mein Sohn. +-; mein
 
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