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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen — 1845

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Nro. 10 - Nro. 17 (4. Februar - 28. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42424#0045

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Der Neckar = Bote erſcheint
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Neck ar-Bote.

V 0. 1 1.

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qr sſpaltene Zeile oder deren
Raum beträgt 2 kr. Bei Ans
zriqen, worüber die Expedition
Auskunft ertheilt, 3 kr.

Freitag, den 7. Februar 1 845.





RWBuntes aus der Seit.

Die Deutſche Alg. Zeit. schreibt aus Baden: Einer
Initruktion zu Folge dürfen die Ergebniſſe der Samm-
lung für den gefangen gehaltenen Prof. Jordan nickt
mehr veröffentlicht werden; der Abgeordnete v. Itſtein,
von dem die Saunrilung ausgegangen, hat desfalls
den Rekurs auf dem Adminiſtrativiuſtanzenzuge ergriffen.

Der vormalige Direktor der Regierung. des Unter-
rheinkreiſes, Geheimerath Dahmen, iſt von Sr. kon.
Hoh. dem Großherzog zum Curator der Univerſität Hei-
delberg ernannt worden. Diese Würde war ſseit Jah-
ren dem Präſidenten des Miniſleriums des Junern über-
tragen.

Die würtembergiſche Ständeverſammlung iſt am 4.
Februar vom Honig eröffnet worden.

Die nassauiſche Abtheilung des Guſtav Adolf - Ver-
eins hat beſchloſſen, Kirche und Pfarrhaus von Neu-
felsberg auf ihre Koſten bauen zu lassen. Aber noch
iſt den unglücklichen Felsbergern von ihren eigenen Lands-
leuten sehr wenig geholfen, noch krachen und zerklüfteu
iber ihnen die Felſen und sie wiſſen nicht, ob sie die
Gaben werden genießen können, welche deutsche Wohl-

thätigkeit für ſle sammelt, während die Schweiz ſie

faſt ganz ihrem Schickſal überläßt.

Auch von Elberfeld, Trier und vielen andern Städten
des preuhiſchen Rheinlandes werden Petitionen an die
Provinzial-Landtage gerichtet, bezweckend Einführung
von Reichsſitänden, Preßfreiheit, größere Vertretung
der Städte auf den Landtagen , Oeffentlichkeit der Stän-
deverhandlungen, Juden-Emancipation u. s. w. Viele
der Unterzeichier ſind indes schon zum Voraus tiber-
zeugt, daß wenige oder keine ihrer Wünſche in Er-
füllung gehen werden. j

Die preußiſche Regierung soll ein Gutachten von dem

Dbercenſurgericht eingefordert haben,. ob die neu er-
wachte Polemik zwiſchen den religioſen Confeſſionen
noch ferner uneingeſchränkt fortgehen könne.

Der Magiſtrat einer kleinen Stadt in Oſtpreußen

hat einem mit 80 Thalern besoldeten Lehrer die in
vergangenen Jahre in Ausſicht geſtellte Gehaltszulage
jezt darum abgeschlagen, weil der Bittſteller noch so
gut gekleidet gehe, daß er einer Gehaltsverbeſserung
nicht. .bedürfe.. . - ,1.

Der Aachener Zeitung iſt folgender Artikel vom Ober-
censurgericht freigegeben worden: »In einen Dorfe des

Y ...'. r (Breslauer ?) Kreises peitſchte der Vater des

Gutsbesitzers, der die Funktionen eines Diſtrikts-Com-
misſsarins ausübt, einen wegen Verdachts eingezogenen
jungen Mann 5 Tage lang, um ihm ein Geſtändniß
abzugewinnen. Der Gezüchtige ſchien sein Leben unter
den fürchterlichen Qualen und Martern aufgegeben zu
haben. Um den Verdacht des Mords von ſich abzu-
leuken, schnitt der Herr dem auſcheinend Todten einige

Mal in den Hals, und machte nun die Anzeige,
der Angeklagte habe sich ſelöſt das Leben genom-

men. Doch dieser hatte noch so viele Beſinnung, daß

er ſchriftlich den ganzen Hergang dem inzwischen her-

beigeeilten Richter und Arzt mittheilen konnte. Solche |



Thatsachen sprechen lauter gegen die patrimonielle Ver-
waltung der Polizei und der Gerichte, als alle theo-
retiſchen Erörterungen u. s. w.«

Der Adreſſcentwurf auf die Thronrede iſt am 27.
Jan. von der franzöſiſchen Deputirtenkammer nach den
heftigſten und leidenschaftlichſten Debatten mit 216 gegen
52 Stimmen angenommen und am 29. dem König
überbracht worden. Das Ministerium Soult - Guizot
hat die Angrisſe für's Erſte zurückgeworfen, doch iſt
ſeine Stellung tief erschüttert. ~ Bemerkenswerth iſt,
daß der Paragraph, wodurch das Verfahren der Re-
gierung in der tahitiſchen Angelegenheit gebilligt wird,
nur mit einer Mehrheit von 8 Stimmen, darunter 6
von Miniſtern, angenommen wurde, und daß die der
Regierung ergebenen Deputirteu eine Subſcription er-
öffnet haben, um die Mittel zur Entschädigung für den
englischen Consult Pritchard zuſammenzubringen, weil
ſie von der Kammer vielleicht nmcht bewilligt werden
könnten. Die Oppoſition, die es ihren Zwecken dies-
mal angemessen fand, die Adreſſe, nachdem einmal die
erſten wichtigen Paragraphen angenoumen waren, ganz
durchgehen zu lassen, verzweifelt uoch nicht an der Bil-
dung eines neuen Miniſteriuus.



Des Beduinen Tochter.
Novellette von H. E. R. Belani.
ô f.

Eine wenig zahlreiche Abtheilung franzöſiſcher
Soldaten der Fremdenlegion von Algier ftieg von
den sanften Abhängen des kleinen Atlas-Gebirges
herab. Es war öfllich von Belida. Vor ihnen lag
der wüſte Theil der übrigens fruchtbaren Ebene
Metitſchah, die ſich bis an den Fuß des großen
tlas hinauf erſlrect Fünfundvierzig Betuinen-
ſtämme bewohnen dieſe Ebene, theils in feſten Dôrs
ſern (Kars), theils in beweglichen Lagern (Nevars).

Das Detachement gehörte zu dem Corps, das
damals im Lager: von Kuba ſiand. Die Soldaten
von der Infanterie ritten theils auf Dromedaren,
theils auf den schwarzen, ſchön gebauten, großen
und lebhaften Eſeln der Berberei. Gezelt uud Ge-
pack wurde ihnen auf langhalſigen Kamelen nachs
gefuhrt ; die Paclkthiere waren phantaſtiſch gescmückt
mit Decken und Federbüſchen. Araber, Mauren
und Kabylen befanden ſich theils als Dolmetscher,
theils als Paclknechte und Diener im Gefolge.
(Fine Anzahl Reiter , in der glänzenden , halb orien-
taliſchen Tracht eines afritaniſchen Regiments,
ſlankirten auf beiden Seiten zur Deckung gegen
rauberiſche Unfälle einzelner Beduinenz denn mit
den Stämmen war Friede seit ihrer großen Niedere
lage.. Ueberhaupt gewährte die kleine Karawane
in ihrer heiteren Miſchung von europäiſchen Uni-
formen, mit den flatternden llauen und weißen Ges
 
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