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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen — 1845

DOI Kapitel:
No. 4 - No. 12 (3. Juli - 31. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42424#0229

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D Er. n e c> a r j zz tr.

D) Ein Wochenblatt. w
R ;. 11 Montag den 14. Juli : s 1845.

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Für sicchnung des Prinzen Joiuville slnd bereits 8 Schiffe mit circa
1:300 deutſchen Auswanderern beladen, nach Braſilien abgegangen. Sehr viel
wird aber über die ſchlechte Behandlung geklagt, welche die Auswanderer von
Seiten des Hauſes Dellrue & Cie. erfahren, das die ganze Expedition nach
Brasilien übernommen hat. Die Leute werden zuſammengepackt wie die Hä-
ringe; ſte klagen jämmerlich; allein auch der deutſche Conſul kaun nichts für
ſîie thun, da der Coutract, den sie mit jenem Hauſe abgeſctloſſen, zu allge-
mein, zu unbeſtimuit in: Darauf muß man die Deutſchen, welche Luſt haben,
in franzäſiſch: braſilianiſche Sclaverei zu gehen, anfmerkſam macben, daß site
den Contract bis ins Einzelnſte genau ſtellen. Um den bösen Gerüchten zu
begegnen, legt zwar das Haus Dellrue Erkläruygen von Auswanderern vor.
Die erſten Auswanderer wurden nämlicb sehr gut behandelt und daun eingela-
den, ein Schreiben zu unterzeichnen, in dem sie die volkommenſte Zufrieden-
heit ausſprechen. Uud diese Lockſpeiſe leiſtet die trefflichſten Dienſte.

Auf der Mosquitoküſte soll eine preußiſche Kolonie angelegt werden, wo-.
zu schon folgende nähere Beſtimmungen getroffen sind. Die erſte Expedition
mit Auswanderern ſoll im September abgehen, jeder Auswanderer hat 230
Thlr. zu zahlen, wofür er freie Fahrt und Beköſtigung, und bei der Ankunft
ein von den mitreiſenden Zimmerleuten zn errichtendes. Haus, das für eine
Famile Raum bietet, nebſt Länderei, und weiter zwei Kühe und 5 Schweine
ſo wie Vorrath an Kartoffeln . Hülſenfrüchten nad Korn erhält, das er bis
zur nächſten Ernte davon leben kaun.

Aus dem Kaukasus kommen von polziſcien Flüchtlingen die traurigsten
Nachrichten an ihre Landsleute; ihre Lage bei den Tscb erkeſſcn iſt eine sehr
ſchlimme. Sie werden von den dortigen Bergbewohnern mit großem Mißtrauen
betrachtet, und, obwohl sie ſich den größten Mühſeligkeiten und Gefahren aus-
etzen müssen, auch nicbt durch die geringste Auszeichnung belohnt. Sie wür-
den das Land auch längst verlaſſen haben, wenn die Flucht nicht faſt unmög-
lich oder wenigstens doch mit der größten Lebensgefahr verknüpft wäre.

In Königsberg hielt am 6. ds. Herr Ronge den Gottesdienſt der deutſch-V
katholiſchen Gemeinde. Schon von Morgens 3 Uhr an strömten die Schaa-
ren nach dem zur gottesdienſtlichen Feier beſtimmten Garten der Börsenhalle,
wo Kanzel und Altar unter Gottes freiem Himmel, mit duftenden Blumenge-
winden umfkränzt, erbaut waren. Um 7 Uhr begaun der Gottesdienſt mit einem
einleitenden Liede, während deſſen Hr. Ronge, zu jeder Seite einen der an-
dern Hrn. Prediger (Grabowsky und Hhoiztz! l vor den Altar trat. Hier
 
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