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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen — 1845

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Nro. 1 - Nro. 9 (3. Januar - 31. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42424#0029

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Her Reckar = Bote erſcheint



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36'kr., für em halbes Japur bh
kr., für ein Vierteljahr 30 kr.

N eck ar-Bote.

M Z

Die Einrückungsgebühr für die
gespaltene Zeile oder deren
Raum beträgt 2 kr. Bei An-
zcigen, worüber die Expedition

Auskunſt ertheilt, 3 kr...

Freitag, den 24. Januar 1845.







. Buntes aus der Zeit.
Die Zahl. der im Monat Dezember auf sämmtlichen

Stationen der badiſchen Eisenbahn abgegangenen Per-
fonen iſt 88,975. Gesammteinnahme: 72,408 fl. 20

kr. CPerſonentaren 59,521 fl. 21 kr. , Güter-Trans-

porttaren 50,695 fl. 25 kr.).

Die Zaul der Studirenden in Munchen iſt gegen-
wärtig 1560, darunter 1 18 Ausländer, in Bern im
Ganzen 2L46G.

Wie der sſchweizeriſche Beobachter berichtet, ſind im
Kloſter St. Urban (Luzern) zwei freiſinnige Monche,

Pater Arnold und Großfkellner Meyer eingekerkert worden.

Püttmann, der Verfasser des in Preußen verbotenen
Bürgerbuchs und bisher Redakteur des Feuilletons der
Kölniſchen Zeitung, hält sich in Brüſſel auf. – Die
Fainilie des Literaten Heinzen iſt diesem an die belgi-
ſche Gränze gefolgt; er soll entschloſſen sein, sich dem
Aufrut zu ſtelen, der vom Richter wegen Anklage der
Majelſtätsbeleidigung an ihn gerichtet werden wird. ~
Freiligrath wird sich, wie verlautet, nach Rotterdam
begeben, um wieder in das Handelshaus einzutreten,
vun wo er ſeine Carriere begonnen. Hoffen wir, daß
das Geſchäftsleben uns nicht den Reichbegabten rauben
wird, der Allen, die seine ſchönen Dichtungen kennen,
ſo. werth geworden iſt.

Die franzöſiſche Zeitung des »Siecle« widerſpricht

die Nachricht über die Schließung der Noviziatshäuſer
der Jeſuiten.
In der Sitzung der franzöſiſchen Pairskammer vom
15. ds. bei Gelegenheit der Diskuſſion des Adresſeent-
wurfs auf die Thronrede hat die Partei Molé’s den
parlamentariſchen Kampf mit einem ziemlich heftigen
Angrisf gegen das Miniſterium Guizot eröffnet. Von
Guizot’'s Beredtſamkeit wird noch Alles erwartet. Die
Pairskammer hat den Entwurf diskutirt, die Kammer
der Deputirten die Diskuſſion eröffnet.

Schon sind drei Wochen seit der Eröffnung der Kam-
mern umfloſſen, und es werden vielleicht noch eben so
viele umfließen, ehe die Stände dazu kommen werden,
ſtch mit irgend einem der vorliegenden Geſchäfte abz::-
geben und irgend ein materielles Interesse zu fördern.
Mit Recht macht man auf die engliſchen Volksvertre-
ter aufmerksam, die zur Diskuſſion der Adreſſe einen
oder einige Tage verwenden und doch daſſelbe errei-
chen, wie die franzöſiſche Oppoſition. j
Die Nachricht, daß Kaliſch in Polen befeſtiget wer-
den solle, wird von der D. A. Z. für grundlos erklärt.
Die vorhandenen Feſtungen beschützen Polen hinläng-
lich gegen einen Einfall von Westen. ik 115

Die vor einiger Zeit verbreitete (auch von uns mit-
getheilte) Erzählung von einem Mordanfall auf den
Oberpolizeimeiſter von Warſchau, Graf Abranovigt,
und von der Entdeckung und Beſtrafung der Mitſchul-
digen iſt der D. A. Z. zufolge unwahr und nur durch
die Verhaftung eines Offiziers veranlaßt, der einen
Gensdarmen thätlich beleidigt hatte. '
î Die Kaukaſusarmee besteht gegenwärtig aus 80000
Mann mit ungefähr 4100 Stücken Geſchütz. Darun-



ter ſind 65,000 Mann Infanterie und 20 Regimen-
ter Koſaken zu 300 Mann. Der General der Infans-
terie, Graf Woronzow, Generalgouverneur von Neu-
rußland und Besſarabien iſt zum Oberbefehlshaber des
kaukaſiſchen Armeckorps und zum Statthalter des cis-
und transkaukaſsiſchen Landſtrichs ernannt. Der frühere
Oberbefehlshaber General Neidhart iſt krankheitshalber
ſeines Dienstes entlaſſen – Die Koſacken und Tarta-
ren am Kuban (Fluß im Norden des Kaukaſus) haben
ſich seit dem Abzug der ruſſiſchen Truppen empört.

In London ſind der ueunen Bauakte gemäß mehrere
Armenwohnungen in Kellern geschloſſen worden, die
nicht einmal Fenſtern, sondern nur Lucken hatten..

Bei der Verlooſung der Gegenſlände aus der Berli-
ner Gewerbeausſtellung hat das Glück ſich auch wieder
recht launisch gezeigt; mancter Offizier erhielt Damen-
reifröcke und manche Dame VNeitjcben, Sporn n. dgl.
Vielen ward ein Schächtelchen mit Zahnpulver zu Theil,
eine bittere Erinnerung für die, deren Zähne längſt
ſchon das Ziel alles Irdiſchen gefunden haben. Ein
Lehrbarſche hat eine Equipage gewonnen , deren Werth
zu 1800 Thaler angegeben iſe Man hat ihm 1400
Thlr. geboten, der Glückliche bejſteht aber auf 1 800
Thlr. ~ In der Voß'ſchen Zeitung lieſt man: Lieber
K. ! Auf 8 Looſe der Gewerbolotterie habe ich ein Kaf-
feservice gewonnen, wenn Du mir daſſelbe für W/,
Sgr. abkaufen willſt, so bin ich der feſten Ueberzeu-

gung, ein gutes Geschäft zu machen. Dein Moritz X.

Das Auto-da-feés.
(Fortsetzung.)

Das war ein Donnerſchlag aus blauem Himmel
für den reizbaren kränklichen Senhor Gabriel. Von
dieſem Angenblick an dachte er auf weiter nichts,
als Rache. Tauſend Pläne gingen durch seinen
Kopf. Erft wollte er Banditen dingen, um Vater
und Tochter mit dem verhaßten Liebhaver, den er
noch nicht einmal bemerkt hatte, aus der Welt zu
ſchaffen. Die dreihundert Cruſados, die eine sol-
che Expedition gekoſtet haben würde, hâtte er wohl
angewendet, denn um fich rächen zu können, iſk
dem Portugieſen kein Opfer zu theuer; aber die
Leute lebten ſtill und eingezogen. Sie gingen täg-
lich zur Meſſe, gaben viel Almoſen, ließen keine
Kirchenbuttel ohne Gabe vorüberziehen und bezahl-



ten viele Meſſen für die armen Seelen im Feges

feuer. Abends verließen sie niemals ihre Wohnung.
Mit Dolchen war also nicht viel auszurichten Als
lein der Himmel — wie er verſicherte ~–f hatte ihm
einen glücklichen Einfall eingegeben. Er theilte ihn
ſeinem Beichtvater mit, um ſein Gewiſſen zu vers-
ſichern, und ſchritt dann, nach erhaltener Billi-
gung und Absolution, zum Werke. Er fing namlich
an, in einem abgelegencn Kämmerchen, das aber

im gegenuberſtehenden Hauſe beobachtet werden
 
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