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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen — 1845

DOI Kapitel:
No. 30 - No. 38 (2. Oktober - 30. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42424#0341

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Der lleckar-BPote.
. ecSCONITTT
d. z5. Montag den 20. Oktober 1845.





„M a n <ch.e r. le ü:
In Ungarn ſind, wie wir hören, die Winte:früchte mißrathen, dagegen

war die Ernte der Sommerfrüchte nnd jene der Kartoffeln und Hülsenfrüchte - .

deſto ergiebiger, und es soll überhaupt bei dem großen Vorrath von Früchten,
der dort angehäuft iſt, im AUgemeinen nicht an Mangel zu denken sein.

Die Franzosen macben jetzt große Vorbereitungen zu einer Hauptſchlachy.

die ſie den! Abd-el. Kader liefern wollen, und es sollen picbt mehr als G ver-
ſchiedene Truppenabtheiluugen gegen ibn im Anmaiſch begriffen seinz außerdem

hat Lovis Philipp noch 6 Regimenter Jufauterie und L Regimenter Cavallerie zs ;

nach Algier beordert. : .... :
In Italien iſt's noch nickt ganz ruhig uud die Aufſtände ſind noch nicht ;
ganz beseitigt, obſchon eine Maſſe Unzufriedener das Haſenpanier ergriffen hat.

Der Sultan hat unlängst ein Getraidemaaß in ſeinem Reiche eingeführt.

Von einer Strafe, die er auf Uebertretuugen setzt, lesen wir nichts, doch nach
dem Strafmaaße zu ſchließsen, das die Bäcker trifft, welche schlechtes oder zu
leichtes Brod backen, mag ſie empfindlich genug ausfallen. Die Bäcker wer-
den nämlich in dem oben angegebenen Falle bei den Ohren an ihre Läden an-
genagelt. Wie muß das Brod da ſo gut sein, gewiß viel besser als bei uns.

Ein Paar Thaler Strafe, die einer hier bekommt, ſind bald wieder eingeblaen. Z

cken; aber so auf Staatskoſten Ohrlöcher gestochen bekommen, iſt keine große
Ehre und mag auch obendrein kein augenehmes Gefühl verurſacben.
Die Berliner Polizei war so glücklich 30 Perſouen beiderlei Geſcklechts,

die das 7. und 9. Gebot der heiligen Sctrift uud eines oder das andere von Ñ

den übrigen 8 übertraten, in der Nähe von Berlin zu arretiren. Viel’ Ehre
für Berlin – 80 Stück auf eiumal, die audern abgerectuct, die den ſcharfe

ſichtigen Blicken der Polizei entgingen und noch ihr Unweſen treiben.. Man

sollte meinen ,F.inT Berlin sei auch eine hohe Sctule für Spitzbuben u. s. w.

Der Moritz von Haber, derſelbe Moritz, der den Lieutenant Sarachaga
Uria im Zweikanipf erſchoß, hat ~– wie wir aus einem andern Blatte erſehen
t bei einem Laudgrafen geſpeiſte. Sonderbar! was kümmert uns denn das,

bei wem der Moritz von Haber ißt, oder iſt er vielleicot dadurch, daß er Eis

nen erſchöſſen hat, eine so wichtige Person geworden, daß die gebildete Welt
unglücklich iſt, wenn ste nicht hie und da einmal erfährt, ob der Morit noch

guten Appetit_hat ?

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