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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen — 1845

DOI Kapitel:
Nro. 25 - Nro. 33 (1. April - 29. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42424#0115

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Der Reckar = Bote erſcheint
wöchentlich zweimal , Dienſtags
u. Freitags. Der Abonnements-
preis beträgt für ein Jahr 1 fl.
36 kr., für ein halbes Jahr 54
kr., für sip Bierteljahr 30 kr. 2.1

Ne

f ar-Bote.

Me.
Freitag, den 11. April 1845.

Die Einrückungsgebühr für die
gespaltene Zeile oder deren
Raum beträgt 2 kr. Ber An-
zeigen, worüber die Expedition
Auskunft ertheilt, 3 kr.



Buntes aus der Zeit.

Das Regierungsblatt Nro. 9. enthält u. A. die Er-
nennung des Staatsraths Nebenius zum Präſtdenten
des Juſtizminiſteriums; ferner die Ernennungen der
Staatsrathsglieder. Die ordentlichen Mitglieder ſind
Staatsrath Wolff, dem zugleich der Vorsitz in der ent-
ſchendenden Abtheilung übertragen wurde, Geh. Rath
Dahmen, Präſtdent der Oberrechnungskammer Schippel,
Bicekanzler Bett, Geh. Rath Vogel, (aus dem Kriegs-
miniſterium) Zolldirector Großweiler; die außerordent-
lichen: Hofgerichtspräſident Obkircher, Geh. Leg.Rath
Frhr. v. Marschall, Oberhofgerichtsrath Trefurt, Hof-
gerichtsdircktor Litſchgi.

_ Aus Heilbronn wird vom 1. April geſchrieben: In
der Generalverſammlung der Neckardanpfſchiffsahrtsge-
ſellſchaft stattete der Vorſtaud Bericht über die Wirk-
ſamkeit des Dienſtes im vorigen Jahre ab. Nach dem-
selben ſnd im Jahr 1844. L244 Fahrten gemacht und
bei deuſelben befördert worden: 28,585 Personen mit
î einem Ertrag von 29,482 fl. 13 kr., 6632 Etr. Gü-
ter mit einem Ertrag von 5288 fl. 47 kr., und es
vetrug die Brutto-Einnahme ſonach 52,741 fl. bei ei-
nem Kohlenverbrauch von 1 6,898 Etnr. Der Güter-
transport wird ſich jedes Jahr mehren, da die gere-
gelten Fahrten eine U IU versprechen und
dieſes Jahr die Frachten etwas ermäßigt ſind. Die
Boote vefaſssen ſich mit regelmäßiger Güterbeförderung.

Dle ſchweizer Blätter enthalten unter andern detai-
lirten Nachrichten über die Ereigniſſe vom 54. März
und 1. und 2. April auch den Bericht des Generals
v. Sonnenberg an die Luzerner Regierung. Der Ge-
neral erkennt darin an, daß die Freiſchaaren sehr brav
gekämpft haben, und er dantt ſeinerſeits den luzerner
Kriegern für ihre tapfere Haltung und ihre Ergeben-
heit. Das war aber eben ein Hauptirrthum der Frei-
ſchaaren, den ſie ſich und andern unaufhörlich einrede-
ten, beim erſten Angriffe würden Offiziere und Solda-
ten der Luzerner zu ihnen ikbergehen oder flüchten. Die
Zahl der Todten, Verwundeten uud Gefangenen von
beiden Seiten wird noch ganz verſchieden, von einigen
ſogar auf G00 bis 1000 angegeben. Unter den Gefan-
genen in Luzern ſind die Führer der Freiſchaaren Dr.
Steiger , Oberſt Rothpletz u. A.; der Advokat Ochſen-
bein iſt entkommen. Die Behandlung der Gefangenen
ſoll unmenſchlich ſein. Die Freiſchaaren ſind über
die Gränze nach dem Aargau geflohen, luzerner Trup-
pen rückten ihnen nach, das Freienamt und der Bezirk
Baden (die wichtigſten kathol. Landestheile Aargausz),
die ſich in großer Aufregung befanden, ließen einen offenen
Aufſtand gegen ihre Regierung befürchten ; der Vorort und
der Kanton Bern ließen deshalb den ganzen südl. und öſtl.
Aargau besetzen, um den Ausbruch zu verhüten.

Der Schneesturm.

(Fortſegung.)



Dieses Kind beſchäftigte in dieſem Augenblicke

d.e Gedanken der glücklichen Hüttenbewohner, ob-



gleich kein Laut ihre innern Gesühle verrieth. End-

| lich erhob fich der Vater von seinem Sitze und trat

aus der Thür , um einen Blick in die einſame Nacht
hinaus zu thun Tauſend Sterne glänzten an dem
Himmel und am fernen Horizont stieg der Mond
ſo eben prachtvoll und majeſtätiſch empor. Die
Nacht zeigte beinahe die Helle des Tages, und der
Schnee, gleich einem Diamaniſchleier ſlrahlend,
war von dem Froſle so gchartet, daß ein menſchli-
cher Fuß keine Spur auf deſſen Oberfläche zurück-
ließ. Der gute Alte hatte den ganzen Tag in dem
entfernten Walde gearbeitet; allein so erſchöpft und
ermùdet derſelve ſich auch jetzt fühlte, ſo vermochte
er doch kaum dem Wunſche zu widerſtehen, ſeinem
Kinde entgegen zu gehen; nur die Bitten ſeiner
Frau bewegten ihn endlich von dieſem Entſchluſſe
abzus chen. Beide kehrten jetzt wieder an das Feuer
zuruck, wo ſie ſich von dem lieblichen Kinde unter-
hielten, deren Bild ihre Gedanken während ihres
Schweigens beſchaftigt hatte.

„„Sie wächſt jetzt zu einem recht niedlichen Mäds
chen heran,“ ſagte die Mutter... „Die lange und
anſtrengende Wartung uud Pſlege, der ſie ſich wäh-
rend meiner lezten Krankheit im vergangenen
Frühjahre unterzag , hat sie ein wenig zurückgehal-
ten, allein jetzt erblüht ſie so ſchnell und so ſchon

wie eine Lilie. Moge der Segen Gottes wie ein

wohlthuender Thau und wie ein belebender Som-
merſlrahl auf unsrer lieblichen Blume ruhen, ſo
lange ſie auf dieser Erde blüht l’ — „„Meine gute
Agnes (“ sagte der Vater, „wir ſind zwar ſo alt
noch nicht; allein wenn das Schickſal uns auch ſchnel-
ler, als wir erwarten, unserem Ende entgegenfühs-
ren sollte, so glaube doch nicht, daß irgend ein le-
bendiges Wesen auf der Erde im Stande sein würde
ihr ein Leid zuzufügen.“ — „„Gewiß nicht (© erwie-
derte die Mutter, „und wenn Gott uns auch dieſe
Nacht noch von der Erde wegnehmen ſollte, ſo
würde lie doch nichtsdeſtoweniger glücklich sein.
Nicht, daß ſie uns je vergeſſen würde, allein haft
Du nicht immer gesehen, guter Mann, daß ſich
Gott der unglücklichen Waiſen ftets liebevoll an-
nimmt? Niemand kann weniger verlaſſcn sein als
ſie. Alle guten und ſüßen Dinge dieser Welt be-
freunden fich mit ihnen und alle gefühlvollen Her-
zen neigen ſich ihnen zu.
(Fortſezung folgt.)

Rs th ſ e l
Mit KD gar oft mit Schnee bedeckt,
Mit P zwar lebend, aber nur verſteckt,
Mit S gegeſſen und geleckt. ?
u, i G. Hauff.
 
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