Der lUeckar-LBVote.
et _ Ein Wochenblatt. mut
d 37. Montag den sf. Oktober 1845.
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Das tiese Gemüth Ronge's und die feurige Beredtſamkeit Doviat’s, die
wie durch Zaubermackt so oft die Zuhörer für die neue Lehre begeiſtert, haben
in Tägerweiler wieder einen ſchönen Sieg gefener. Während des Gottesdeien-
ſtes, den die beiden Reformatoren nämlich daſelbſt hielten, waren die meiſten
Anwesenden ſichtlich gerührt, und mauctes Auge, der Thränen lang entwöhnt,
wurde feucht, ja selbſt dem Gottesdienſt entfremdete Perſonen äußerten nach-
her, daß ſie noch nie ſo erbaut worden scien. © Ronge wird von da mit
Doviat nach Ulm reisen.
_ Die toskaniſche Regierung will den an sie ergangenen Requiſitionn um.
Auslieferung der politiſchen Flücktlinge, welcbe sich, 200 an der Zahl, auf
ihrem Gebiet befänden, keine Folge geben. Die päpſtliche Regierung sagt in
ihrem Grimme hierüber, sie macbe ſich hieraus nichts, sie hätte ohnehin genug
mit denen zu thun, die ſich in ihren Gefängniſſen befänden, und könnte die
Leute auch nicht wohl gehörig unterbringen. Die alte Geſchichte von den Nürn-
bergern, die keinen hängen, bevor sie ibn haben. : U ;;
_ Anm 2l. Oktober wurden die niedrigen Stadttheile Hamburgs gegen 9 ,
Uhr Morgens von der Fluth überſchwemmt und der dadurck verurſachte Scha-
deu soll, obſchon um 2 Uhr Nachwittags die Straßen wieder frei wurden,
nicht unbedeutend ſein. ug : :
Unter andern Vermäcbtniſſen, die der verſtorbene Erzbiſchof von Köln
ſeiner Dienerſchaft u. s. w. hinterließ, kommt eines für das von ihm gettiftete
Kloſter der barmherzigen Schwestern vor; zum Haupterben setzte er seinen Nef-
fen, den Grafen von Droſte, ein. Der prachtvolle Kelch, welchen er von der
rheinländiſchen Geiſtlickkeit erhielt, soll seiner Anordnung zufolge im Archive
ſeiner Familie verbleiben. ;
_ Die Deutſchkatholiken haben die Kammer in Dresden in einer ihrer letzten
Sitzungen wieder sehr beschäftigt und es sind ihretwegen mehrere Anträge bei
der Regierung geſtellt worden. : 145 j
Marſchall Soult will, wie wir hören, aus dem Kriegsminiſterirm ous-
treten, doch glaubt man, daß es dem Könige gelingen werde, ihn für die Bei-
behaltung seines Portefenille zu beſtimmen. j
j Nach der außerordentlichen Menge von Landleuten zu ſchließen, die geſtern
unſere Meſſe beſuchten, dürften die Kaufleute gute Geſchäfte gemacl;t haben,
um ſo mehr, als eben der Landmann bei dem ziemlich hohen Preiſe der Früchte.
!4.tr gare Lage befindet, und ſich daher um so eher zu Einkäufen ge-