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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen — 1845

DOI Kapitel:
Nro. 34 - Nro. 42 (2. Mai - 30. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42424#0159

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Der Neckar = Bote erſcheint
wöchentlich zweimal , Dienstags
u. Freitags. Der 2bonnements--
preis becrâgt für ein Jahr i fi.
36 kr., sür eim halbes Jahr Êü
kr., für ein Vierteljahr zo kr.

Neck ar-Bote

| eU O. B § . . c
Diensſkag, den 13. Mai 1 845.

Die Einrückungsgebühr für die
gespaltene Zeile uder deren
Raum beträgt 2 kr. Bei An-
zeigen, worüber die Expedition
Auskunft ertheilt, 3 kr.



Buntes aus der Zeit.
B e k a n u t m a <»u n g.

Karlsruhe, 8. Mai. Da Se. Königl. Hoh. der
Grofherzog Sich auf einige Zeit nach Baden begeben,
fo bleiben bis auf weitere Bekanntmachung die öffent-
lichen Andienzen ausgeseit.

Großherzogliches geheimes Kabinet.

Am 5. ds. richtete Thiers seine angekündigte Inter-
pellation an die Miniſter wegen des Jesuitenordens. Er
ectlärte, daß dies nickt geſchähe, um der Regierung
Unannehmlichkeiten zu bereiten, indem er ihre bishe-
rige Haltung nicbt gerade mißbilligte; aber nun fordere
. er die ſtrenge Anwendung der Geſetze gegen die Jeſu-
iten, welche bereits mächtig genug geworden, um ihr
Daſein uicht mehr zu verbergen, vielmehr ſich ihrer
Streitk. äfte rühmten.

îSeit dem legten Herbſt werden 41 Hanundelsſcbifse
vermißt, die auf der Fahrt zwiſcheu den vereinigten
Staaten und Europa begriffen waren, ohne dietfenigen,
deren Uutergaug bekannt ist. MRectnet man auf jedes
dieſer Schiffe nur ks. Menſchen, ſo ergibt sich die
enorme Zahi von 615! Und wie mancher empfind-
liche Schaden wird den Eigenthümern der Scbiffe und
Ladungen und daraus fo vieten andern zugegangen ſein.

Eberbach: am Neckar. (Schluß.)

Unsere Stadt zählt 800 Bürger. Daß unter H00
Bürgern auch eine ziemliche Zab!l solcher Svbjekte'fiud,
die gerne nehmen was: Andern gehöct, das iſt doctz wohn!
uuwiderlegbar ~ in der ganzen Welt iſt dies ſo* Nu
muß von dieſen 300 Bürgern allnäcbtlich eine gewiſſe

Zahl, ich glaube 6 oder 8, patrouilliren, und zwar |

geht es der Reihe nach, wer nicht ſelbſt will, beſtelit
einen Andern, denn für & oder 10 Kreuzer finden ſict
Leute genug, die für die Sicherheit der Stadt wachen.

Sobald also der Nacktwäebter von ſeiner Runde unt
die Stadt zurück it, beginnt die Patrouille in kleinen
Abtheilungen die ihrige. Mau hört dieſe Mäuuer ſchon
von Weitem mit ihren genagelten Sch..hen und nach-
ſchleifenden Prügeln, und der schlaue Dieb findet hin-
länglich Zeit genug ſich vor dieſer Wache zu ſchbützen.
Es läßt sich zwar recht leicht entgegnen, daß aurb bei
der beſten Bewachung das Stehlen nicht verhindert werde,
das iſt nur allzu wahr, denn in Mannheim wurde ſei-
ner Zeit nur einige Schritte von der Hauptwache ein
Einbruch verübt. Es iſt deshalb auch keineswegs die
Sache des Referenten, Vorſchläge zur Verbesserung zn
machen ~ das iſt nicht so leicht ~ aber das läzt ſich

beſtimmt erklären, daß die jetzige Einrichtung für die

nächtliche Sicherheit unpaſſend und ungentigeud iſt ; es
hat deshalb die Gegenwart die Pflicht für. Verbeſſerung
z! sorgen. Auf welche Art dies am Zweckmäßigſten ſeye,
vas mögen Jene erwägen, in. deren Geſchäftskreis es
gehört, die Wütgei aber werden es daukend lohnen, wenn

ſie durch Präſervativmittel vor Unfällen geſchützt werden.

Der Schneesturm.
(Fortſegung.)

Der Himmel ſelbſt ſchien indeß mitkeidsvoll die
alte Mutter ihrem Bewußtsein entrückt zu haben;
denn wäre ſie in dem vollen Beſitz ihrer Geifleskräfte
geblieben, so wü! de sie wahrscheinlich aus Angfi nnd
Sorge für ihre Lieben geftorben fein. Drei Stun-
den dieses ſchrecklichen Sturmes waren indeß ubek
ihrem Haupte vorüber gegangen, wahrend welcher
ſie gleich cinem unschuldigen Kinde in einer milden
Sommernacht, den Schlaf der Vergeſſenheit ges
ſchlafen hatte. Jetzt als ſie erwachte, schien es ihr,
als ob ſie die Augen nur eben erſt geſchloſſen habez
und die Erinnerung an ihren Gatten, wie er in dew
Sturm hinaus geeilt, und an eine Tochter , welche
in demselben untergegangen war , ſchien nur noch
iwie ein ſchwerer, ſchmerzvoller Traum in ihrem
(Gedächtn ſse aufzutauchen. Der Anblick ihres treuen
Lebensgcfahrten, welcher zärtlich an der Seite








ihrcs. Bettes knieete, und der geliebten Tochter,
w.lche mit ſanfter Hand das Kiſſen nuter 1hrem
DHavupte unteeftutzte, ſtillte jedoch alle veangfltigendew
Rückerinnerungen und gab ihr bald die vorige Kraft
und Ruhe wieder, obaleich ſie aus der Bläſſe und
den vecſiörten Zügen ihrer Lieben ſchloß, daß dies
ſelben von Noth und Todesgefahren umringt ge-
wesen uud nur durch Gottes. Hand gerettet worden
wai en.

Sobald die glücklich Wiedervereinten ſichr ein ws-
nig erholt und dem Himmel ihren ftillen Dank für
1hre Rettnng dargebracht hatten, verſammelten fie
ch um den kleinen Tiſch, welcher so lange zum
[ cinfachen Mahle bereit geſtanden hatte, und flark-
Iten die erſchöpften Kräfte durch ein frugales, lande
| Uuches Mahtk. Die Geschichte der Nacht wurde dann
einfach erzählt, und als die Mutter vernahm, wie
der Iünugling ihre geliebte Hannah in dem Sturme
aufgesucht und fie dureh tausend Wehen in seinew
[Armen getragen hatte, da blickte ſie mit Stolz auf
| das unschuldige, schöne Kind, und fühlte alle Sorz
gen für die Zukuuft in ihrem mütterlichen Herzen
geſtillt; denn, wenu auch das Schickſal beſchloſſen.
haben ſollte, daß ſie das geliebte Kind bald einſamr
und verwaiſt auf der Erde zurücklaſſen müſſe, ſor
war ſie ööch nun überzeugt , daß noch eim Wesen auf
der Erde lebte, das, wenn nicht alles Vertrauen
auf menſchlichen Werth nur ein unglücklicher Wahre
ſei, die Theure beſchützen und lieben werde bis an
das Ende ihres Lebens, f EL

! ; sf (Schluß. solge.)
 
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