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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen — 1845

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Nro. 10 - Nro. 17 (4. Februar - 28. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42424#0053

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Der Neckar = Bote erſcheint
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N e ck a r -T

eU O. F Be

Die Einrückungsgebühr für die
geſpaltene Zeile oder derer
Raum beträgt 2 kr. Bei An-
zrigen, worüber die Expedition
Auskunft ertheilt, 3 kr.



z ote.

Freitag, den 14. Februar 1 845.





| Buntes aus der Zeit.

Bei der anhaltenden Kälte iſt der Neckar bereits an
mehreren Orten zugefroren; die Mannheimer Neckar-
brücke iſt ſchbon in der Nacht vom 7. auf den 8. dſs.
wegen des Eisgangs abgeführt worden. Auch die Rhein-
brücke iſt in der Nacht vom 9. auf den 10. d. abge-
führt worden.

Der Abg. Duvernoy hat in der würtembergiſchev
Abg.-Kammer den Antrag gestellt, dieselbe wolle, wie
dies die badiſche und die brauuſchweigiſche Kammer ge-
than, gegen die Staatsregierung den dringenden Wunſch
auszuſprechen, ſte möge, als ein Glied des deutſchen
Bundes, im Verein mit ihren Verbündeten geeignete
und kräftige Maßregeln argreifen, damit zu dem Zwecke
der Erh Ang der Einheit Deutschlands und deutſchen
Volksthums die Selbſtſtändigkeit und der Rechtszuſtand
der Herzogthümer Holſtein, Schleswig und Lauenburg
geſchützt und bleibend gewahrt werde.

Die Nachricht aus Wien von der Entdeckung des
Mörders, der die Leiche seines Opfers zerſtückelt und
die Theile in der Stadt zerſtreut hatte, hat ſich nicht
beſtätigt. Sie wurde durch einen Sträfling veranlaßt,
der Mitwissenſchaft an dem Morde vorgab, wahrſchein-
lich nur daram, weil er eine Spazierfahrt in freier
Luft machen wollte. Die ganze detaillirte Erzählung
war eine Erfindung.

Dagegen hat ſich in Berlin ein Individuum gestellt,
welches erklärt, das ehemalige Spernhaus in Brand
geſtecktt zu haben. Ueber alle Einzelnheiten und über

die Person ſelbſt widerſprechen sich die Zeitungen auf- |

fallend.

Das Feſt der Freiwilligen iſt in Berlin am 5. Febr.
als herkömmliche Gedächtnißfeier einer großen Vergan-
genheit in der beſtimmten Form gefeiert worden. Die
Kameraden verſammeln ſich, der Aufruf wird vorgele-
ſen, die alten Lieder werden gejungen, die Hörner
blaſen. Dann wird das Feldgeſchrei gegeben und die
Muſterrolle verleſen, aber, ach! in jedem Jahr ant-
wortet auf manchen Namen keine Stimme. Die alten
Freiwilligen gehen reif zur Freiheit und müde in ihr
ſtiles Haus. Und wer wird der Letzte ſein, der das
Gedächtnißmahl einſam abhält?! Man muß geſtehen,
daß etwas Geſpenſtiges darin liegt.

Die franzöſiſchen Journale erzählen, daß in dem gro-
Hen Fort des Mont Valerien, einem Haupipunkte der
Pariser Befeſtigungen, große prächtige Gebäude aufge-
führt werden, geräumig und bequem genug, um den
ganzen Hof aufzunehmen, eine eigene ſtrategiſche Straße
iſt von dem Fort nach Suresnes gebaut und hier eine
Brücke über die Seine geschlagen worden, ſo daß im
Falle einer ernſten Emeute oder ſouſtigen politiſchen
Bewegung die ganze königliche Familie in einer halben
Stunde aus den Tuilerien im Fort in Sicherheit sein
könne. Traurige Schickſale für einen Regenten, deſſen
Zufluchtsort in der Liebe des Volks sein sollte, und
doppelt traurig für einen Mann wie Louis Philipp,
der für das, was er zum wahren Wohl Frantreichs,





gethan, einen andern Dank verdient hätte, als der ihm
zu Theil wird.

Die Königin vou England hat am 4. ds. das Par-
lament eröffnet. Die Adreſſe auf die Throurede iſt be-
reits berathen und der Königin überbracht worden.

Zwei Miſſionäre von Tabiti ſind in Cork (IrlandJ
angekommen. Bei ihrer Abreiſe im Anguſt herrſchte
auf der Insel die größte Unruhe, faſt die ganze Be-
völkerung bielt sich in den Gebirgen im Vertheidigungs-
zuſtand, Pomare war mit ihrer Familie und Beglei-
tung in den Feſtungswerken von Raiatea , entſchloſſen
wieder zum Besitz ihrer Macht zu kommen oder zu ſter-
ben; wenige Misſtonäre ſind noch geblieben. Jene ſind
die Ueberbringer von Briefen der Königin Pomare an
die Königin von England und an die Direktion der
Londoner Miſſtonsgeſellſchaft, ſo wie einer Adreſſe an
die chriſtlichen Kirchen des gesammten Königreichs.

Die engliſche Regierung hat das Bureau auf der
Londoner Poſt aufgehoben, in welchem die Briefe von
Personen eröffnet wurden, die man verrätheriſcher oder
überhaupt feindlicher Abſichten gegen die englische oder
befreundete Regierung beargwohute. Man erinnert ſich,
daß dieſe von Pitt gegründete Anſtalt im vergangenen
Jahre Veranlassung zu lebhaften Debatten im Ober-
und Unterhaus geführt hat.



Des Beduinen Tochter.
(Fortsezung )

D Tett geschah der allgemeine Angriff mit dem
Bajonett. Es war ein wunderklarer Oktobermorgen
des Tahres 1837, als die erften weißen Rauchſäus
len von ihren angezündeten Wohnungen in die Luft
der Wüſte ~ wie ihre Palmbäume - - so dünn
und gerade emporftiegen. ;

- Blitzschnell hatten die Beduinen ſich auf ihre
ſchlanken Pferde geworfen. Da ſie in unsre geſchloſ-
ſenen Colonnen nicht einzubrechen wagten, ſo tries
ben ſie ihr altes Spiel wieder, und es gelang ihnen,
Einzelnen, die beim Plündern ſich zu weit vorge-
wagt hatten, mit grauenvoller Behendigkeit die
Köpfe abzuschneiden. Andre Beduinen hatten den
Schein der Unterwürfigkeit angenommen, und wenn
die Soldaten ſich in ihre Hütten wagten, um der
Arnuuth diſer Wüſte noch das Leßte zu rauben , oder
zu zerflören, ſo krochen ſic demuthig herbei, flehten
um Gnade und Schonung, und dann plötzlich wußs
ien sie mit ihrem, in den Falten des Gewandes ver-
borgenen Handſchar dem Unglüctlichen , der ſie ſo
nahe lommen ließ, von unten heranf den Leib aufs
zuſchlitzen.

— Dadurch aber wurden unsre rohen Soldaten
in Wuth versegt. Es verbreitete ſich unter ihnen das
Gericht, der Obergeneral habe die Vertilgung aller
 
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