Der Reckar = Bote erſcheint
wöchentlich zweimal , Dienstags
u. Freitags Der Abonnements-
preis berrägt für ein Jahr 1 fl.
36 kr., für ein halbes Jahr 54
kr., für ein Vierteljahr 30 kr.
Neck ar-Bote.
eU 0. F 2.
Dienstag, den 11.
Die Einrückungsgebühr für die
gespaltene Zeile oder deren
Raum beträgt 2 kr. Bei An-
zeigen, worüber die Expedition
Auskunft ertheilti, 3 kr.
Februar 1 8 45.
Wundtes aus der Zeit.
Die Graubündtner Gemeinden Chur und Ems sind
dein Plane zu der mit der Ueberſiedelung der Felsber.
ger in Vervindung stehenden Rheinkorrektion beigetre-
ten. Das nene Felsberg wird daher auf dem Platz
unter dem Srbloßhügel erbaut werden.
In den Kautonen der Schweiz werden die Inſtruk-
tionen für die Gesandten zur Tagsatzung entworfen
Mehrere Kantone haben sich bereits für Ausweifung
der Jesuiten erklärt, andere wollen die Luzerner Regie
rung noch einmal erſuchen, ihre Berufung zurückzuneh-
men, hauptsächlich um einen Eingriff in die Kantonal-
souveränetät zu vermeiden. ~ Gegen das bertichtigte Lu-
zeruer Gesez vom 7. Jan., wodurch die Angeklagten
des Verfügungsrechts über ihr Vermögen beraubt wer-
den, wird von allen Seiten Einsprache erhoben. Det
Leſer weiß, daß dies aucb in unserer zweiten Kemmer
durch Hecker, Welcker und Mathy geschehen ißt, unt
daß die Regierung die Zusicherung gegeben, ſie werte
die Recite babiſcher Staatsbürger an das Vermögeu
der Luzerner Angeklagten zu ſchûiuwen wissen. ;
Auf den Rath des Generals Narvaez und das An-
suchen der Mutter Prims hat die Königin von Spa-
nien den Letztern begnadigt und einen Courier nach Ka-
dix abgeschickt, um seine Abführung nach den Philip-
pinen zu verhindern. Narvaez ſcheint überhaupt volt
der großen Strenge ganz abgehen zu wollen, welcbe
in den lettten Monaten seine Regierung bezeichnete. -
Man glaubt, daß der Prozeß derer, welche am 6. No-
vemb. 1844 den Kriegsminiſter zu morden ſucbten, ſich
binnen einigen Tagen mit Freispruch endigen werde;
Narvarz selbſt hat sich für ſie verwendet.
Die spanische Regierung hat endlich die nötbigen
Gelder zur Bezahlung der früher in 1hrem Dienſt ge-
ſtandenen britiſchen und französiſchen Fremdenlcgionen,
welche noch ansehnliche Rückſtände zu fordern haben,
nach London und Paris überſchickkt. ~- In Folge eines
Miniſterraths iſt ein Courier nach Logrona abgeſcbickt
worden, wit dem Befehl die Hinrichtung Zurbano's,
deſſen man endlich habhaft geworden iſt, bis auf Wei-
teres auszusezen. Da Zurbavo jedoch bereits am 81.
erſchoſſen wurde, so kommt dieſe, vielleicht fingirte
Großmuth zu ſpät. Ç i
In Marseille iſt ein unterirdiſcher Gang , der von
einem Stadttheil zum andern unter einem Arme des
Meeres und der Mündung des Hafens durchführt, deſ-
sen Eriſtenz man bisher nur vermuthete, wieder auſ-
gefunden und untersucht worden. Die Bauart, die man
für römiſch hält, fand man so vortreffitch , daß der
Tunnel, weit ſchöner als der Londoner, indem er aus
einem einzigen Bogen von 60 Fuß Spannweite beſteht,
mit 300,000 Frces sich vollſtändig wieder herſtellen
läßt.
In Frankreich iſt der Graf Salvandy an der Stelle
Villemains zum Miniſter des öffentlichen Unteriichts
und zum Großmweiſter der Univerſität von Paris er-
nannt worden. i ;
. Zwei Politiker haben in Meg; eine sonderbare Wette
eingegangen. Der Eine behauptete gegen den Andern,
daß die Oberfläche des in Betreff der Angelegenheiten
von Tahiti bedruckten Papiers zehnmal so groß ſei, als
die des ganzen Reichs der Königin Pomare. Das Re-
sſultat wollen die Wettenden ſeiner Zeit bekannt marcben.
Die in Lemberg (Gallizien) wegen des Verbrechens
des Hochverraths anhängigen Verhandlungen ſind zum
Schlusse gediehen. Die Angeschuldigten ſind theils zum
Tod, theils zu schweren und zeitlichen Körperſtrafen
verurtheilt, bei 10 Individuen wurde keime Strafe er-
kannt.. Der Kaiſer von Deſtreich hat aver beſchlossen,
daß nur die acht Schuldigſten, worunter zwei fremde
Emiſſire, beſtraft werden, und zwar nur mit zeitlicher
Strafe. Den Uebrigen iſt die Strafe wegen des aus-
zeſtandenen Unterſuchungshaftes geschenkt.
Vor anderthalb Jahren wurde in Wien ein empören-
der Mord begangen. Man fand die zerſtückelten Theile
eines Mädchenkörpers an verſchiedeuen Orteu der Vor-
ſtadt. Kein Reiſepaß oder sonſtiger Ueberrejit konnte
auf irgend eine Vermuihung führen, wer die Getödtete
griveſen. Die Polizei ließ die Stücke zuſammenſetzen,
daguerotypiren und lithographiren, der Kopf wurde in
Weingeiſt aufbewahrt. Der Vater der Gemordeten kam
dieser Tage in Wien an, er wußte nichts von dem
Tode seiner Tochter, welche damals nach Wien gegan-
gen war, um ſich weiter auszubilden. Ihr Stiefbru-
der, ein ſtudireunder Chirnig, hatte öfters Nachricht
von ihr gegeben uud Geld in ihrem Namen verlangt.
Nuu, da er den Vater vor ſich ſah, wußte er uictts
zu sagen als: das Mädchen sei mit eiuer Herrſchaft
nach Ungarn gereiſt. Der Vater, dem dies auffiel,
ging auf die Polizei, um Erkundigungen einzuziehen.
Manu zeigte ibm das Haupt seiner Tochter. Der Mor-
der soll bereits Geſtändniſſe gemacht haben.
Vor einigen Tagen hat ſich in Gräz in Steiermark
eine geiſteskrauke Frauensperſon in einem unbeachteten
A gendlicke durch Glasſcheiben in der Abſicht, ſich das
" Leben zu nehmen, bedeitende Verlegungen beigebracht.
Der Arzt, welchein die Sorge tber die Irre vorzugs-
weise anvertraut, sollte aus dieſem Anlaſſe über ihr
Beſinden einen Bericht ausſtellen, und begab ſich in
dieſer Absicht zu der Leidendenz er hatte aber kaum
das Zimmer betreten, als er auf dieſelbe ein Piſtol ab-
drückte und ſie dadurch am Arm ſtreitte, hierauf aber
ſich selbſt einen zweiten Schuß in den Mund beibrachte.
Bei Abgang dieser Mittheilung lebten nocb beide Per-
ſonen, und es iſt kein Zweifel, daß der Arzt, deſſen
eigener Geiſteszuſtand in letzter Zeit mehrfaclze Beden-
ken erweckt hatte, die That gleichfalls im Wahnſinn
vollbracht hat. ! /
. In Irland iſt die Frau eines feûheren Kapitäns und
ichigen Beamten, die Mutter von 15 Kindern, wo-
von 10 am Leben ſind, mit einem Kavallerie - Lieute-
nant durchgegangen, der 24 Iahre alt iſt und ein jähr-
liches Einkommen von 18,000 Pf. St. besitzt. Der
Maun bat geklagt und fordert 20,000 Pf. St. Schad-
loshaltung.
Zu Limerik (Irland) waren nerlich die sämmtlichen
Verwandten einer eben ver]torbenen Frau im Trauer-
wöchentlich zweimal , Dienstags
u. Freitags Der Abonnements-
preis berrägt für ein Jahr 1 fl.
36 kr., für ein halbes Jahr 54
kr., für ein Vierteljahr 30 kr.
Neck ar-Bote.
eU 0. F 2.
Dienstag, den 11.
Die Einrückungsgebühr für die
gespaltene Zeile oder deren
Raum beträgt 2 kr. Bei An-
zeigen, worüber die Expedition
Auskunft ertheilti, 3 kr.
Februar 1 8 45.
Wundtes aus der Zeit.
Die Graubündtner Gemeinden Chur und Ems sind
dein Plane zu der mit der Ueberſiedelung der Felsber.
ger in Vervindung stehenden Rheinkorrektion beigetre-
ten. Das nene Felsberg wird daher auf dem Platz
unter dem Srbloßhügel erbaut werden.
In den Kautonen der Schweiz werden die Inſtruk-
tionen für die Gesandten zur Tagsatzung entworfen
Mehrere Kantone haben sich bereits für Ausweifung
der Jesuiten erklärt, andere wollen die Luzerner Regie
rung noch einmal erſuchen, ihre Berufung zurückzuneh-
men, hauptsächlich um einen Eingriff in die Kantonal-
souveränetät zu vermeiden. ~ Gegen das bertichtigte Lu-
zeruer Gesez vom 7. Jan., wodurch die Angeklagten
des Verfügungsrechts über ihr Vermögen beraubt wer-
den, wird von allen Seiten Einsprache erhoben. Det
Leſer weiß, daß dies aucb in unserer zweiten Kemmer
durch Hecker, Welcker und Mathy geschehen ißt, unt
daß die Regierung die Zusicherung gegeben, ſie werte
die Recite babiſcher Staatsbürger an das Vermögeu
der Luzerner Angeklagten zu ſchûiuwen wissen. ;
Auf den Rath des Generals Narvaez und das An-
suchen der Mutter Prims hat die Königin von Spa-
nien den Letztern begnadigt und einen Courier nach Ka-
dix abgeschickt, um seine Abführung nach den Philip-
pinen zu verhindern. Narvaez ſcheint überhaupt volt
der großen Strenge ganz abgehen zu wollen, welcbe
in den lettten Monaten seine Regierung bezeichnete. -
Man glaubt, daß der Prozeß derer, welche am 6. No-
vemb. 1844 den Kriegsminiſter zu morden ſucbten, ſich
binnen einigen Tagen mit Freispruch endigen werde;
Narvarz selbſt hat sich für ſie verwendet.
Die spanische Regierung hat endlich die nötbigen
Gelder zur Bezahlung der früher in 1hrem Dienſt ge-
ſtandenen britiſchen und französiſchen Fremdenlcgionen,
welche noch ansehnliche Rückſtände zu fordern haben,
nach London und Paris überſchickkt. ~- In Folge eines
Miniſterraths iſt ein Courier nach Logrona abgeſcbickt
worden, wit dem Befehl die Hinrichtung Zurbano's,
deſſen man endlich habhaft geworden iſt, bis auf Wei-
teres auszusezen. Da Zurbavo jedoch bereits am 81.
erſchoſſen wurde, so kommt dieſe, vielleicht fingirte
Großmuth zu ſpät. Ç i
In Marseille iſt ein unterirdiſcher Gang , der von
einem Stadttheil zum andern unter einem Arme des
Meeres und der Mündung des Hafens durchführt, deſ-
sen Eriſtenz man bisher nur vermuthete, wieder auſ-
gefunden und untersucht worden. Die Bauart, die man
für römiſch hält, fand man so vortreffitch , daß der
Tunnel, weit ſchöner als der Londoner, indem er aus
einem einzigen Bogen von 60 Fuß Spannweite beſteht,
mit 300,000 Frces sich vollſtändig wieder herſtellen
läßt.
In Frankreich iſt der Graf Salvandy an der Stelle
Villemains zum Miniſter des öffentlichen Unteriichts
und zum Großmweiſter der Univerſität von Paris er-
nannt worden. i ;
. Zwei Politiker haben in Meg; eine sonderbare Wette
eingegangen. Der Eine behauptete gegen den Andern,
daß die Oberfläche des in Betreff der Angelegenheiten
von Tahiti bedruckten Papiers zehnmal so groß ſei, als
die des ganzen Reichs der Königin Pomare. Das Re-
sſultat wollen die Wettenden ſeiner Zeit bekannt marcben.
Die in Lemberg (Gallizien) wegen des Verbrechens
des Hochverraths anhängigen Verhandlungen ſind zum
Schlusse gediehen. Die Angeschuldigten ſind theils zum
Tod, theils zu schweren und zeitlichen Körperſtrafen
verurtheilt, bei 10 Individuen wurde keime Strafe er-
kannt.. Der Kaiſer von Deſtreich hat aver beſchlossen,
daß nur die acht Schuldigſten, worunter zwei fremde
Emiſſire, beſtraft werden, und zwar nur mit zeitlicher
Strafe. Den Uebrigen iſt die Strafe wegen des aus-
zeſtandenen Unterſuchungshaftes geschenkt.
Vor anderthalb Jahren wurde in Wien ein empören-
der Mord begangen. Man fand die zerſtückelten Theile
eines Mädchenkörpers an verſchiedeuen Orteu der Vor-
ſtadt. Kein Reiſepaß oder sonſtiger Ueberrejit konnte
auf irgend eine Vermuihung führen, wer die Getödtete
griveſen. Die Polizei ließ die Stücke zuſammenſetzen,
daguerotypiren und lithographiren, der Kopf wurde in
Weingeiſt aufbewahrt. Der Vater der Gemordeten kam
dieser Tage in Wien an, er wußte nichts von dem
Tode seiner Tochter, welche damals nach Wien gegan-
gen war, um ſich weiter auszubilden. Ihr Stiefbru-
der, ein ſtudireunder Chirnig, hatte öfters Nachricht
von ihr gegeben uud Geld in ihrem Namen verlangt.
Nuu, da er den Vater vor ſich ſah, wußte er uictts
zu sagen als: das Mädchen sei mit eiuer Herrſchaft
nach Ungarn gereiſt. Der Vater, dem dies auffiel,
ging auf die Polizei, um Erkundigungen einzuziehen.
Manu zeigte ibm das Haupt seiner Tochter. Der Mor-
der soll bereits Geſtändniſſe gemacht haben.
Vor einigen Tagen hat ſich in Gräz in Steiermark
eine geiſteskrauke Frauensperſon in einem unbeachteten
A gendlicke durch Glasſcheiben in der Abſicht, ſich das
" Leben zu nehmen, bedeitende Verlegungen beigebracht.
Der Arzt, welchein die Sorge tber die Irre vorzugs-
weise anvertraut, sollte aus dieſem Anlaſſe über ihr
Beſinden einen Bericht ausſtellen, und begab ſich in
dieſer Absicht zu der Leidendenz er hatte aber kaum
das Zimmer betreten, als er auf dieſelbe ein Piſtol ab-
drückte und ſie dadurch am Arm ſtreitte, hierauf aber
ſich selbſt einen zweiten Schuß in den Mund beibrachte.
Bei Abgang dieser Mittheilung lebten nocb beide Per-
ſonen, und es iſt kein Zweifel, daß der Arzt, deſſen
eigener Geiſteszuſtand in letzter Zeit mehrfaclze Beden-
ken erweckt hatte, die That gleichfalls im Wahnſinn
vollbracht hat. ! /
. In Irland iſt die Frau eines feûheren Kapitäns und
ichigen Beamten, die Mutter von 15 Kindern, wo-
von 10 am Leben ſind, mit einem Kavallerie - Lieute-
nant durchgegangen, der 24 Iahre alt iſt und ein jähr-
liches Einkommen von 18,000 Pf. St. besitzt. Der
Maun bat geklagt und fordert 20,000 Pf. St. Schad-
loshaltung.
Zu Limerik (Irland) waren nerlich die sämmtlichen
Verwandten einer eben ver]torbenen Frau im Trauer-