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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen — 1845

DOI Kapitel:
Nro. 25 - Nro. 33 (1. April - 29. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42424#0127

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Der Neckar = Bote erſcheint
wöchentlich zweimal , Dienſtags
u. Freitags. Der b onnements-
preis beträgt für ein Jahr 1 il.
36 kr., für ein halbes Jahr 54
kr., fär eiz Vierteljahr Zo tr. . (

Nes at.V

ro. 80. eg
Freun, den 18. April 1845.

Die Einrückungsgebühr für die
gespaltene Zeile oder deren
> Raum beträgt 2 kr. Bet An-
zeigen, worüber die Expedition

't.
.O Auskunft ertheilt, 3 kr.

4Y





Buntes aus der Zeit.

Der Kaiſer von Öeſtreich hat durch ein eigenhän-
diges Handbillet verboten, daß den in Deutschland gr-
bildeten Se P aratittenvereire in öſtreichiſchen Zeitungen
oder andern Druckschriften der Name »deutſch-katholiſche
Kirche« beigelegt werde. ~ Der oftgenannte Pfarrer
Licht hat ſich nun durch ein Schreiben an die biſchöf-
liche Behörde zu Trier förrilich von »der römiſchen,
uicht aber der altkatholiſchen Kirche« losgeſagt.

Nachdem auch die rückſtäudigen Erklärungen von
Waadt und Teſsſſin eingekommen ſind, hat die eidge-
nöſſiſche Tagſatzung am k 2. ds., in der Abſicktt, alle
bundesgemäy zuläſſigen Mittel zu ergreifen, welcbe zur
Beruhiguug des Vaterlandes und Verhütung neuer Stö-
rungen beitragen können, in Betracht, daß zii dieſem
Zwecke von wohlthätigem Einfluß sein id, wenn der
hohe Stand Luzern nacb den vielen Opfern, die ohne-
hiu dem letzten Landfriedensbruch erlegen sind, von dem
ihm zuſtehenden Strafrecht schonenden Gebrauch macht,
nach Anbörung des Berichts und Autrags der nieder-
geseizten Tagſsatzungskommwiſſton beſchloſſen: dem hohen
Stand Luzern wird dringend anewpfohlen, in Bezie-
hung auf die Ereigniſſe von Dez. U 844 und vom März
und April 1843 Begnadigung zu ertheilen und inſofern
Todesurtheil gefällt werden solte, demselben jedenfalis
keine Vollziehuug zu geben; die eidgenöſſiſche Kommiſ-
ſſon wird dieſen Beschluß den Behörden des Kantons
Luzern eröffneu und denselben »uacbdruckſam unterſtu-
ßen.« Luzern behielt sich vor, eine Erklärung gegen
dieſen Beſchluß zu Protokoll zu geben. ~; Die Zahl der
Gefangenen in Luzern iſt 4856, davon ſiud 344 Lu-
zerner, 788 Aargauer, L01 Berner, 1490 Baſelland-
ſchaftler, 9 Ausländer. – In Baſellandſcbaſt itt ein
Aufruf zu einem neuen Freiſchaarenzug ergangen, dem
aber Niemand zu folgen Luſt bat.

Berichten aus Bonn zufolge iſt Auguſt Wilhelm
Schlegel so sehr erkrankt, daß ſeine Wiedergeneſung
nicht mehr gehofſt werden darf.

Dr. Arn. Ruge iſt iu Zurich angekommen. Er ge-
denkt ein größeres wiſſenschaftliches Werk während die-
ſcs Sommers in der Schweiz zu vollenden, und als-
dann sich wieder nach Dresden zu begeben.

Der Schneesturm.
(Fortsetzung )

„Gott iſt mit besonderer Huld der Vater derje-

nigen jungen Wesen auf der Erde, ſprach die Muts-
ter weiter, deren Aeltern er zu ſich in den Himmel
gerufen hat, und daher kommt es auch, daß ſie,
fur welche Andre ſo ängfilich bangen und forgen,
keine Sorge für ſich felbſt kennen. Würde dies uicht
eben so der Fall sein mit unscer lieben Hannah ?
Ein so ernstes und nachdenkendes Kind, aber nie



traurig und elend! bereit um der geringfügigfien
Ursachen willen Thränen zu vergießen, aber eben
ſ0 bereit ſie zu trocknen und in ein heitres Lächeln



| überzugehen.



Ich weiß uicht woher cs kommt, lie-
ber Mann, aber diese Nacht fühle ich mich mehr
als gewöhnlich fur ſi ſie erwärmt. Der Mond und
die Sterne sehen in dieſem Angenblicke auf ſie
herab, und sie blickt zu ihnen empor, während ſie
uber det Schnee auf ihrem Wege Über gleitet ;
allein ich wünſchte, sie wäre hier und ich ſahe pi.
reichen Flechten jet ſchiönen Haares über ihre
Schultern wallen, und ihren liebevollén Blick auf
meinen Augen ruhn. .‘

Während die Alten ſich auf diese Weiſe von
ihrer Tochter unterhielten, erſchütterte plöglich ein
heftiger Windſtoß die Hütte, und der entblätterte
Eſchenbaum, unter deſſen 'Schußz dieſelbe ſiand,
beugté ſich ſeufzend und klagend unter des Sturmes
Gewalt. Der Vater erhob ſich ſogleich von seinem
Site und sah aus der Thür. Welch eine Veränd-
erung war in diesen wenigen Angenblicken vor-
gegangen! Der Mond war beinahe verſchwun-
den, und nur noch in einer fahlgelben, glänzenz
den Hohle am Himmel ſichtbar. Alle entfern-
len Sterne waren ſchon verdunkelt, und nur
einige der nâchſtſlehenden Himmelslichter flim-
merten noch mit einem ſchwachea Scheine an dem-
ſelben Himmel, welcher vor einer halben Stun-
de, noch Veits rea. wolkenlos gewesen war,, und
an welchem man jezt nur einen eiſigen Nebel

| ſ und ſchwarzes Gewölke in wilder Verwirrung

vorüber jagen sah. Die ganze Atmosphäre ſchien
in Aufruhr und Empörung. Einen Augenblick
lang ſkand der gute Alte in Beobachtung die-
ſer Scene verloren, dann forderte er haſtig seie -
fes Stab. .Ich hatte mich fur einen beſſeren
Wetterpropheten gehalten . sagte derſelbe. „Es
treibt ein Sturm von Nordoft heran, und wir
werdeu eine ſehr unruhige Nacht h ctorjruc;: ‘é
(Fortsetzung folgt.)

NR ä t H) ſ.e 1.

Bekaunt bin ich im Abendland
Geehrter doch im Morgenland,

Gar zahlreich iſt zwar unser Bund
Verbreitet auf dem Erdenrund.

Doch ändern wir uns niemals nicht
Diez iſt ja erſte ~öpflicht.

Wir > ſind uns Alle gleich

In China, wie im deutſchen Reicb.
Als Äahseen von dem erſten Sdlag
Pflegt jeder, was sein Vater pflag
Versetzt ~ was in dem Menſchen webt
Den todten Stoff erfüllt , belebt.
[Bei vielen iſt .. erbarmet eu!
Das Zweite oft dem erſten gleich.




 
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