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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen — 1845

DOI Kapitel:
Nro. 34 - Nro. 42 (2. Mai - 30. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42424#0163

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Der Neckar = Bote erſcheint (IA €
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u. Freitags. Der Abonnementsr- J” Y
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zeigen, worüber die Expedition
' Auskunft ertheilt, 3 kr.

Freitag, den 16. Mai 1 845.





Buntes aus der Zeit.

Am 9. Mai wurden von der franzöſiſchen Kammer
die Gelder für die Bewaffnung der Fesſtungswerke von
Paris genehmigt; welcher Sieg für die Conſervativen!
— Von den 140 Millionen Frs., welcte seiner Zeit
für die Befeſtigung bewilligt wurden, sind bis jetzt
408 Mill. verausgabt, und das Miniſterium hofſt zu-
verſichtlich mit dem Reſt die uoch übrigen Arbeiten aus-
führen zu können. ]

Aus den vereinigten Staaten bringen Schiffe die
Nachricht, daß die Stadt Pittsburg von ſchwerem
Brandunglück heimgesucht worden iſt. Vom s. April
Mittags 12 Uhr bis zum 6. Abends 8 Uhr dauerte
der Brand und 1200 Häuſer gingen zu Grunde.

Auf der Rordküſte von Afrika zeigen ſich ungeheure
Heuſchreckenſchwärme, deren vertilgende Züge auch nach
Algerien herein ſich erſtrecken. In Konſtantine dauerte
ihr Vorüberzug 24 Stunden. Die Kabylen, denen ſte
zum Theil sehr bedeutenden Schaden veranlaßt haben,
erinnern sich seit 40 Jahren keine ſolche Maſſen dieser
Insekten gesehen zu haben.

~



Unter Bezug auf das Großbh. Regierungsblatt vom
3. Februar l. I. Nro. Il., worin die dem Altbürger-
meiſter und Kirchengemeinderath Andreas Silber von
Dallau (Amts Meosbach) allergnädigſt verliehene gol-
dene Civilverdienſtmedaille öffentlich bekannt gemacht
wird, nimmt ein Freund desſelken Veranlassung , die
bei dieſem Anlasse ſtattgefundene Feierlichkeit in dem
Reckarboten nacbzutragen.

Rachdem die am 4. Jenner gefaßte allerhöctſte ge-
heime Cabinetsentſchließung durch die Großh. hohe Re-
gierung des Unterrheinkreiſes am 1 1. gedachten Monats
dem Großh. Bezirksamte Mosbach war mitgetheilt wor-
den, beeilte ſich Herr Oberamtmann Hotz auch sogleich
die Einleitung zu treffen, daß noch Sonntags den 12.
Jenner die Feierlichteit vor ſich gehen konnte.

Der getrosfenen Anordnung gemäß versammelten ſich
die beiden Ortsgeiſtlichen, der Gemeinderath , die bei-
den Kirchengemeinderäthe und sämmtliche Ortsbürger
auf dem Rathhauſe. Von da aus verfügte ſich der Ge-
meinderath nebſt den beiden Kirchengemeinderäthen in
die Behausung des Altbürgermeiſters Silber, vem bis
zu dieſem Augenblicke von dem, was da geschehen sollte,
noch keine Mittheilung war gemacht worden, um ibn
nach dem Rathhauſe zu begleiten.

In dem Rathszimmer angekommen, eröffnete Herr

Oberamtmann Hot in einer paſsſenden Anrede, in wel-
cher der Verdienste gedacht wurde, welche sich der Ge-
feierte um die Gemeinde während seiner vieljährigen
Amtsführung erworben habe, demſelben die huldvolle
Geſinnung Sr. Königlich. Hoheit unseres guädigſten
Großherzogs; heftete ihm die Ehrenmedaille auf die
Bruſt und beſchloß dieſen Akt mit einer nochmaligen
Anrede an die Gemeindebürger, worin ihnen nahe ge-
legt ward, wie sehr ſie sich alle durch eine so große
Ehrenauszeichnung, die einem ihrer Mitbürger zu Theil
geworden sei, selbſt geehrt fühlen müßten, und welch



eine kräftige Aufforderung darin für jeden gutgesinnten
Bürger liege, sich die Achtung, das Vertrauen und die
Liebe des Regenten und des gesammten Vaterlandes
zu erwerben. :

Hierauf begrüßte der evangel. Pfarrer Joſeph den
greiſen Bürgermeiſter und ſchilderte die manchfachen
Verdienste, die ſich derselbe als Mitglied des Kirchen-
gemeinderaths während seiner Z0jährigen Amtsführung
um das kirchliche Gemeindewesen erworben habe.

In gleicher Weiſe ergriff nachher der kathol. Pfarrer
Hofmeiſter das Wort und rühmte insbeſondere das Ver-
dienſt desselben, in seiner langen Amtswirksamkeit ein
gutes Vernehmen zwiſchen den katholiſchen und prote-
ſtantiſchen Gemeindsgliedern ſtets erhalten zu haben.

Zum Schlusse brachte der jüngſt gewählte Bürger-
meiſter Schoder in wenigen aber herzlichen Worten dem
tiefergriffenen Altbürgermeiſter im Namen des Gemein-
deraths und der Gemeindebürger ſeinen Glückwunſch
dar, und endete mit einem frendigen »Hoch lebe unser
durchlauchtigster Großherzog !« das von allen Anweſen-
den dreimal wiederholt ward.

Damit endete die ſchóne Feier der Anerkennung und
Würdigurg treuen Bürgerſinnes und gewissenhafter
Dienſtführung, in der ſich unser hochherziger Landes-
vater eben so sehr wieder als gerechter Belohner bür-
gerlicher Tugenden verherrlichte, als ste höchſt erfreu-
lich dem Altbürgermeister Silber iſt, der ſich, dem Ziele
seines Lebens nahe, noch so rühmlich ausgezeichnet ſieht.



Vernehmliches Ge bet. Wahrend eines Or-
kans, wobei das Schiffsvolk in größte Beſftürzung
geſet ward und den Tod vor Augen ſah, nahm
Jeder seine Zuflucht zu dem Himmel und betete aus
Leibeskräften. Schreien, Heulen und Gott um
Rettung anrufen, Alles dieses ging mit solchem

Grcetöſe verwirrt durcheinander, daß Niemand im
' Stande war, ſich ſelbſt zu verſtehen.

Einer dieser
Verzweifelten, ein Matroſe, fürchtete, daß in dem
Geräuſche der Himmel sein andächtiges Gebet nicht
hören würde , ftieg auf die äußerſte Spitze des Maſt-
baumes und bediente sich zu seinem Gebete eines
Sprachrohrs.

Der Schneesturm.
G gzcSfgdhtluß,)

Es war neun Uhr, als der Sturm über dies»
ſchwarze Marſch hereinbrach, und jettt schlug die
Glocke zwölf. Wahrend dieses kurzen Zeitraums
hatten Hannah und Wilhelm ein Leben der höchſten
Angst, ater auch des höchſken Entzückens gelebt, in
welchem ihre Herzen ſich gänzlich gegeneinander
anſchloſſen und ihnen die Ueberzeugun4 klar wurde,
daß fie veftimmt waren, von nun an mit einander
zu leben und zu fkerben. Die Liebe des jungen
Mannes war die eines flolzen und entzückten Bes-


 
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