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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen — 1845

DOI Kapitel:
Nro. 10 - Nro. 17 (4. Februar - 28. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42424#0069

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Der Neckar = Bote erſcheint
wöchentlich zweimal , Dienſtags

preis beträgt für ein Jahr 1 fle.
36 kr., für ein halbes Jahr 54
kr., für ein Bierteljahr 30 kr.

1.1)
u. Freitags Der Abonnements N ‘ C ck a T - B 1 t Ü.

I 7

Die Einrückungsgebühr für die
gespaltene Zeile oder deren
Raum beträgt 2 kr. Bei Ans
zeigen, worüber dic Expedition
Austunſt ertheilti, 3 kr.

Freitag, den 28. Februar 1845.



Buntes aus der Zeit.

In Curbaven iſt dieſer Tage das erſte Hamburger

Schiff aus China, und zwar aus Schay Hon, einem
der neueröffneten Häfen, eingelaufen.
Q Am 185. Febr. ſtarb in Berlin Prof. Steffens, ein
geborner Norweger , aber seit. langen Jahren durch Bil-
dung und Schriftſprache Deutſchland angehörig. El-
uem großen Kreiſe von Leſern war er sowohl durch seine
wiſſeuſchaftliche als belletritiſche Werke werth gewor-
den. Bon den lettern erinnern wir nur an »Was ich
erlebtes, »Malcolm«.

Die Luzerner Regierung hat, einen Eiufall der Frei-
ſchaaren aus Aargan befürchtend, das geſamwte Bun-
descontingent aufgeboten und an die milizpflichtigen Bür-
ger eine Proclamation gerichtet, worin dieſelben auf-
gerufen werden, ihren angeſtammten Glauben und die
von den Vorfahren theuer erkaufte Freiheit zu verthei-
digen. + Baſel hat in seiner Inſtruction für die Tag-
satzungsgeſsandten ausdrücklich keine Zwangsmittel ge-
nehmigt. Ebeuso will auch Genrf nur eine freundlicbe
Einladung an Lnzern richten, es möge ſeine Jeſuiten-
berufung zurücknenmen. Es herrſcht deshalb in Gens
eine große Spanuung und es ſtud Truppen aufgeboten
worden, von denen ein Theil an die Gränze des Kautons
Waadt gesandt wurde, denn nachdem die Revolution in
Lauſanne so gut gelungen iſt, richten die Waadtländer
ihre Augeu auf Freiburg, Genf uud Wallis. – Am LA.
iſt in Zürich die auſserordentliche Tagſayßung wegen der
Jeſuitenangelegenheit zuſammengetreten. Dem Präſideu-
ten hat der engl. Gesandte ein Schreiben des Lord Aber-
deen mitgetheint, worin die Beſorgniſſe der englischen
Regierung über die Folgen avsgesprochen ſind, welche

eine Fortsetzung der Parteikämpfe für die Schweiz ha-

ben köunte. Judeß sol ſich um ale dieſe Wirren zu
heben, eine Großmacht dafür in Rom verwenden, daß
die von Luzern geschehene Berufung der Jeſuiten unbe-
nutzt bleibe.

auch in Sùüddeuntſc!land Platz greifen zu wollen; so
haben sich in Frankfurt a. M. eine Anzahl Katholiken
zu einer Besprechung tiber die Gründung. eiver. deutsch-
katholiſchen Genreinde vereinigt.

Die franzöſiſce Regierung hat auf. das Anſtchen
Preußens eine Anzahl deutscher Schriftſteler aus Paris
und Frankreich verweisen laſſen. Es ſind: Ruge, Marx,
Herwegb, Heine, Börnſtein u. A.z von allen diesen itt
nur Marx (nach Brüſſel) avgereiſt, Herwegh wird ſich
wohl nach der Sctweiz begeben, Ruge, deſſen ſich der
ſächſiſche Gesandte bereitwillig angenommen hat , wie-
der nach Dresden, Heine iſt naturaliſirter Franzose und
Börnſtein werden bei seinem weitern Aufenthalt keine
Schwierigkeiten in den Weg gelegt werden. Das » Vor-
, wärts«, das Organ dieser Partei, wird nun in Eng-
land erſcheinen. + Ein anderer Schriftſteller, Adelbert
v. Bornſicdt, iſt ohne Angabe eines genügenden Grun-
fes putgswiefrn worden und wird ſich nach Karlsruhe
egeben. ;

Der Geſetzvorſchlag über die Bewilligung der geheis



nien Fouds iſt von der franzöſiſchen Kammer angenom-
men, das Amendement> Boudet, wonach 23,000 Frs.
zu streichen geweſen wären, mit einer Mehrheit von 24
Stimmen verworfen worden. Dieser Beſchluß war ein
Vertrauensvotum für das Miniſterium, allein durcb die hef-
tigen und oft matlos leidenschaſtlichen Angriffe, welcbe in
und außer der Kammer ſolche Abſtimmungen zu begleiten
pflegen, iſt die Unpopularität Gnizots und seiner Collegen
nur noch mehr gestiegen.

Zu unſerer Mittheilung in vor. Nr. über die Einrichtung
der Bezirksſtrafgerichte iſt zu den Aemtern, welche dem
Planeder Regierung zufolge nach Mosbach eingetheilt wer-
den sollen, das Amt Krauthemn noch beizufügen.



Des Beduinen Tochter.
(Fortsetzung )

nuts ff,

(Fs war eine druckend ſchwüle Luft, giftige Dun»
Ike ſchienen die ganze Atmosphäre zn füllen, die er-
müdeten Eſel und Kameele der kleinen Karawane
wurden zur Elle getricben; aber oft blieben ſie ſte-
hen, um eine brennende Luft zu ſchöpfen, die nur
noch mehr ihre Kraft abmatten mußte. Nur die ara-
brſchen Pferde, welche die beiden Oſſiciere ritten,
ſchnoben noch munter und kcâflig den heißen Dampf
aus den weiten Nüùflern, die auf der feinen Haut
ſlai k aufschwellenden Adern ſpraagen am Halſe auf,
und durch die Blutung eileichtert, ſpielten fie mit
den feinen Füßen im tiefen, wie ein Wellenmeer
bewegten Sande.

Der Eine, von heißer Leidenschaft getrieben,
konnke den Augenblick des Wiederſchens nicht genug
heſchleunigen ~~ der Andere hatte im jugendlichen
Uebermuth seine Luſt am raſchen Dahinfliegen durch

Die Reformbewegung in der katholischen Kirche scheint | sie emporte Wuſle.

So waren Beide der Karawane weit vorausge-
eilt, und jetzt allein in dem weiten, unabſehbaren
Meere von wogendem Sande.

Nun arer erhob ſich ein Wirbelwind, der aus
allen Himmeclsgegenden heraufzutoben ſchien. Wol-
ken von glimmenden Sande kräuſelten daher über
die ſchimmernde, duftige Ebene und hüllten die Rei-
ſenden ein in ihren grauen erftickenden Mantel. Oft
war die Luft so verfiaſiert, daß fie kaum einige
Schritte vor ſich hin ſehen konnten, Anfangs erblickz
ten sie ihre Karawane noch wie geſpenſtiſche Schats-
tengeſtalten; dann schien das bewegte Sandueer
jedes lebende Wesen verſchlungen zu haben. So weit
das Auge reichte, wenn einmal die Staubwolken
zerriſſen, hatte ein röthlicher wehendee Vorhang den
Horizont umhüllt. Die ganze Wütie ſchien in einen
Staubregenzverwandelt, der ſich aus dem Himmel
zu ergießen ſchien, die Augcn der Reiſenden ſchmerz-

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