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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen — 1845

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Nro. 10 - Nro. 17 (4. Februar - 28. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42424#0061

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Der Reckar = Bote erſcheint
wöchentlich zweimal , Dienstags
u. Freitags Der Ubonnements-
preis beträgt für ein Jahr 1 fl.
36 kr., für ein halbes Jahr 54
kr., für ein Bierteljahr 30 kr.

Neck

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M S



Die Einrückungsgebühr für die

Y IJ 1) t e ÿrſpaltene Zeile oder deren
Q > Raum beträgt 2 kr. Bei An-

zeigen, worüber die Erpedition
Auskunft ertheitt, 3 kr.

Freitag, den 21. Februar 1 1 45.







Buntes aus der Seit.

In der Sitzung der zweiten Kammer unserer Land-
ſtände vow 18. ds. wurde u. A. mit allen gegen drei
Stimmen der Beſcbluß gefaßt, sîch zu Protokoll gegen
die geheimen Wiener Conferenzbeschlüſse zu verwahren und
auszuſprechen, daß dieselben, sofern ſie ächt seien, ſowoll
den Souveränetätsrechten, als auch den bad. und au-

dern Verfaſsingsrechten entgegenſtänden. ~~ Ip dersel-

ben Sitzung wurde der Kammer durch Staatsminijſter
v. Böckh eröffnet, daß Se. kön. Hoh. der Großherzog
beabsichtige, am Ende der laufenden Woche den Land-
tag zu ſcbließen. |

Bei eintretender günſtiger Witterung ſollen sowohl
die Arbeiten an dem Festungsbau in Raſtadt, als an
der Eiſenbahn mit verdoppeltem Kraftaufwand fort-
geführt werden. Man glaubt, daß die Strecke von
Offenburg nach Freiburg ſchon im Monat Mai eröff-
net werde.

Die Neue Züricher Ztg. meldet, daß dem proviſo-
riſchen Ciſenbahncomite in Schaffhauſen die offizielle
Anzeige zugegangen sei, das bad. Staatsminiſterium
habe die Vermeſſung der Eiſenbahnſtrecke gemeinſchaft:
lich beschlossen.

Münzrath Kacbel geht als Abgeſandter Badens nach

München zum Münzcongreß. Es ſoll die gleickmäpige -

Beſtimmung eines größeren Silbergelds zur Sprache
kommen.

Am 153. Febr. iſt in Wiesbaden die naſsſauiſche Land-
ſtändeverſammlung eröffnet worden.

Se. Maj. der König von Baiern hat dem erſten
Bürgermeiſter von München 1000 fl. zum Holzankauf
für Arme zukommen lassen, ein um so weithvolleres
Geſchenk, als die Mittel des Vereins zu dieſem Zweck
nicht mehr ausreichen. j

Landammann und Rath des Kantons Uri haben ſich |

in einer Proclamation auſ’s Heftigſte gegen die Jeſui-
tenfrinde, namentlich gegen die Führer der radicalen
Partei, erklärt. ~ Der große Rath von Aargau hat
bei Berathung der Geſandtſchaftsinſtruction für die Tag-
ſatzung die Ausweiſung der Jeſuiten, nicht aber den
Tadel gegen den Vorort und die Schritte gegen die
Freiſchaaren gebilligt. Im Waadtland trat der Staats-
rath ab, nachdem er noch den Großen Rath auf den
folgenden Tag einberufen hatte. Eine sehr bedeutende
Volksverſammlung ernannte nun eine proviſoriſche Regie-
rung, welche die Geſchäfte bis zur baldigen Wahl des
neuen Staatsraths leiten wird. Am folgenden Tag ſprach
die Volksversammlung die Auflöſung des Staatsraths aus,
der auch die angekündigte Sitzung nicht mehr hielt. Die
neuen Wahlen werden ſogleich vorgenommen werden. Al-

les iſt ohne irgend eine Gewaltthätigkeit vor sicb gegangen,

und man hat nur den Verluſt Eines Menſchenlebens, durch
eine Unachtſamkeit, zu beklagen.

C ~~2



Des Beduinen Tochter.
(Fortsezung') .
ä.
So brachte ich ſie, ohue daß ihr Rang entdeckt
war, mit in das Lager von Kuba. Mehrere Sols
daten hatteu Beduinenſrauen und Madchen mitges

bracht, und es wurde bei den Obern nicht viel dar-

aus gemacht. Das Leben in Afrika, besonders

außerhalb der Stadt Algier ~ wo ſchon franzöſis

ſche Leichtigkent Alles moderniſirt hatte ~~ war ſo
eintóniq und freudenlos, daß die Führer des Heers
den Soldaten gern solche kleine Galanterien gónns-
ten, um ſie bei gutem Geiſt zu erhalten, und ſo

durfte ich hoffen, daß auch meine Zeltgenosſin mir

nicht genommen werden wärde, wenn nur ihr Rang
verſchwiegen bleiben konnte. ~ ;
Was ſoll ich sagen? ~~ ich ließ in meinem Zelt
ein Gemach für Ambra abſchlagen, wo ſie in der
gewohnten Zurückgezogenheit eines Harems, allen

menſchlichen Blicken verborgen lebte. Dort empfing

ſîie mich ficts unverhüllt. – O welche himmiliſche
Reize waren über dies irdiſche Weib ausgegoſſen!

D O wie ruhte ſie ſo lieveglühend an meiner Bruſt!

wie heiß und ſchwellend waren ihre Küſſe – wie
anſch niegend. wie kindlich vertrauend und hinge-
bend war ihr ganzes Wesen! Bei der reinſlen Iung-
fräulichkeit hätte ſie mir doch Alles gewährt, denn
ſie glaubte als Sclavin meinen lelseſten Wünſchen
nichts verſagen zu dürfen, aber der höchſle Schutz-
geiſt der Unschuld hatte meinem Willen die Kraft
gegeben, dieſe Himmelsblume der Wüſle nicht zu
brechen.

Ich ertrug die Neckereien meiner Cameraden,
denn ich hatle das Bewußtsein, höher zu flehen, als
ſie wähnten. Während meiner Abwesenheit im
Dienſt bewachte mein treuer mauriſcher Diener mein
Kleinod, und ich wußte, daß ich mich darauf ver-
laſſen konnte.

Aber wohin ſollte das fuhren? – welches Ende
ſollte dieſe Liebe nehmen? – Mit jedem Tage

flieg in uns Beiden die Leidenſchaſt höher. Ic

reizender und liebeglühender ihre Hingebung war,
detto ſchwächer war der Widerſtand meines Cha-
rakters. ~ Sollte ich sie erniedrigen ~– ihr Ver-
trauen mißbrauchen ~ ihre Hingebung sſchmählich
benußen - die Edelſie ihres Geſchlechts zu einer
verächtlichen Creatur herabwürdigen? ~– Nimmers
mehr! ... und doch & ha - ſchon ertappte ich
mich auf entseglichen Trugſschlüſsen , die einen Ver-
rath am Heiligſten bemänteln sollten, j

Mich von ihr trennen? ~ nie, nie! lieber von
meinem Leben.
 
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