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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen — 1845

DOI Kapitel:
Nro. 25 - Nro. 33 (1. April - 29. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42424#0133

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Der Neckar = Bote erſcheint
wöchentlich zweimal , Dienstags
u. Freitags. Der Abunnements-

. preis beträgt für ein Jahr x fl.
36 kr., für ein halbes Jahr 54
kr., für ein Vierteljahr 30 kr.

Neck ar-Bote.:

J10. 2.

Die Einrückungsgebühr für die
gespaltene Zeile oder deren
aum beträgt 2 kr. Bei An-
zeigen, worüber die Expedition
Auskunft ertheilt, 3 kr.

Dienstag, den 22. April 1845.





Buntes aus der Zeit.

Die Luzerner Gesandtschaft hat bei der Tagsatzung
die vorbehaltene Erklärung wegen der anempfohlenen
Amneſtie abgegeben. Sie beklagt ſich über die unbillige
Forderung der eidgenöſſisſchen Stände um so mehr, als
man gewußt habe, daß die Regierung von Luzern mit
Ertheilung einer ümfaſseuden Amnueſtie beſchäftigt ſei.

Unter den Gefangenen in den Kirchen von Luzern
_ ſind mehrere Fälle von Lungenentzündungen und andere

- Fieberkranfkheiten ausgebrochen und mehrere Personen

ſiund schon geſtorben.

Der König von Preußen, als Fürſt von Neuenburg,
hat Veraulaſſung gefunden, der unglücklichen Gemeinde
Felsberg in Graubündten die Bewillung ewer Unter-

ſtüttng von zehntauſend Schweizerfranken zukommen | My tter eiqnuer Hand für

q! rm. April wurde der Handlungskommis, der zu
Anfang dieſes Jahrs in Mainz einen preußiſchen Dra-
goneroffizier im Duelle erſchessſen hat, von dem Kriegs-

gerichte zu einem Jahr Feſtungsarreſt verurtheilt worden.



Der Schneesturm.

ortſeizun
Dann pfiſ ter 4 +1s. Hund, einem alten

Schäferhund , welcher jetzt zu alt fur seinen frühes
ren Beruf war, und brach auf , um seiner Tochter
entgegen zu gehen. Die Mutter begleitete ihren
Mann bis vor die Thure und betrachtete den ftur-

miſchen Himmel mit erſchrockenem , ſorgvollem

Blicke. Die Schrecken der erzüruten. Natur. ver-
mehrten ſich indeß von Ytinnut zu Minute, und
bald war auch der letzte blaue Stteift. welcher noch
einiges Licht über die in plotzliches Dunkel gehüllte
Erde verbreitete, am Himmel gg Der
Sturm brauſlte daher in pfeifenden W
große Schneeflocken drehten ſich in der Luft im Kreiſe
umhec, ob von dem Boden emporgehoben, oder aus
den Wölkcn ſich entladend, dies konnte die erſchro-
ene Mutter nicht uuterſcheiden; allein nur zu gut
begriff ſie, daß es eine gefahrvolle Nacht sei, eine
Nacht der Verzweiflung und des Todes

hörte indeß ihre Worte ſchon nicht mehr, denn er
war bereits hinavsgetreten in den Sturm, nur die
1roſtloſe Mutter blieb in der einſamen Hitte allein
mit ihrem Schmerze zurüc.

î Die kleine Hannah Lee hatte das Haus ihres
Herrn verlaſſen, sobald ihr Auge die Scheibe des
aufgehenden Vollmondes erblickt hatte , welcher wie
cin heitrer Traum über die düſteren Gipfel der Ges
birge emporſtieg. Iettt trippelte sie einſam und
allein unter dem ſchönen ſtillen Himmel daher, und
die kleinen Hügel und Vertiefungen des Thales

irbeln. und

Der
Himmel sei uns gnadig!“’ rief ſie aus, ,,o was wird
aus unſerem armen Kinde werden!‘ Der Alte



hallten wieder von den Hymnen und Nationallie-
dern, welche sie mit reiner Silberſtimme durch die
“fte ertönen ließ! Zuweilen ſtand ſie einen Aus
genblick ſtil und versuchte die Sterne zu zählen,
hs in vorziglich ſchönen Gruppen an dem rei-
nen Himmel 46 nzten, oder betrachtete die Stern-
bilder , welche iht bekünzt waren, und nannte ſie
in der. Freude ihres grzens bei den N« men, wel-
che die Scha fcr ihres Landes ihnen gaben. Allein
ſo wie ſie weiter ſchritt, u: ſich ihre Gedan-
ken der väterlichen Hütte zu.
Feuerplatz; die Eltern, welche ihre Ankunft erwar-
teten; ihr eignes feines Zimmer, welches ſo nett
für fie bereit gehalten wurde; ihr Bett . von der
ſie bereitet; die erſten
Frühlingsblumen durch den Schnee breche nd in dem
Garten, den alten Pray mit etqth weißen , ſchwa-
chen Aus gen, welcher nie verfehlte, ſie zu bewillklome
men, das Pferdchen und die §u!, alle e Freunde
und Bewohner der kleinen Hütte. [So ſchritt. ſte
vorwärts, während die Schneediamanten unter
ihren Füßen glänzten, und der Froſt einen Kranz
von ftrahlenden Perlen um ihre Stirne wand.

Sie hatte nun die „Schwarze + Marſch“. erreicht;
welche êi! dem halben Weye zwischen ihres erstt
und ihres Vaters Wh lag, als fie plögzlich
ein fes Getöse in nordoſtlicher Richtung vers
nahm. Wenige Secunden darauf fuhlte ſie auch
ſchon einige Schneeflocken ihr Gesicht berühren. Als
ſie hierauf einen Blick in ue Thal hinad warf, ſah
ſie, daß ein Schneeſlurm mit der Schnelligkeit einer
Ülath dagegengebrauſt kam. ~ Dies erſchreckte ſie
nicht, allein ihr Gesang verſtummte und ein menſch-
liches. Auge, welches ſie beobachtet hätte, dürfte
vielleicht einen flüchtigen Schatten von Beſorgniß

auf ihrem Geſichte bemerkt haben. Sie setzte jedoch
unerſchrocken ihren Weg fort und fühlte lich muthi-
ger mit jedem Schritte, welcher ſie der väterlichen
Hütte näher fuhrte. Indeß hatte der Sturm jetzt
die Schwarze=Marſch orreicht, und der breite Licht-
ſtreifen, V lchse bis dahin och vor ihr in der Rich-
tung füral väterlichen Wohnung geleuchtet hatte,
verſchwand bald gänzlich vor ihrem Auge, ſo daß
das Kind sich jettt in einer ſchauerlichen, granuen-
vollen Finſterniß befand. Sie ſah nichts als Schneces
flocken und hörte nichts, als ein furchtbares, miß-
tönendes, ſtoßweises Brauſen und Heulen. Die
Kälte wurde immer ſchneidender und ihre kleinen
Hände und Füße schienen ſchnell bis zur ttf |
lichkeit zu erſtarren,
(Jottfegung folgt.;
Auflöſung des Räthſels in Nro. 50e..

; Eſel, Seele.



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