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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen — 1845

DOI Kapitel:
No. 30 - No. 38 (2. Oktober - 30. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42424#0329

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Der II e ck ar - 1 ot e.
* Ê gt MWocheihläate u
W 32. Donnerstag den 9. Oktober 1845. ;

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M a u cl e r l e é. .

_ Erin Prriſer Blatt nennt aus Aulaß einer Deputirtenwahl zu Douai die
Franzoſen die intelligenteſte, edelſte, größte Nation. Wir wollen zwar zuge-
ben, daß die Franzosen die intelligeuteſten Schneider der Welt beſiten, ein
Vorzug, den wir ihnen um ſo lieber einräumen, als wir eben, wie die Melt
veiß, unsere geiſtige Thätigkeit auf wichtigere Dinge lenken, und namentlich
n der Philoſophie den Franzoſen ~ mindeſtens geſagt ~~ keineswegs nach-
itehen; welche Nation indeſſen die größte uud edelite iſt, wollen wir aus an-
geborener, dem Deutſchen eigenthümlichen Beſcheidenheit dem Urtheil der Ge-
ſchichte überlaſſen. : # ; trest
_ Wie jett faſt allenthalben in Deutſchkand der Antheil des Bürgers am
staatlichen Leben und in Folge deſſen der politiſche Prinzipienkampf mäcttig
hervortritt, so geschieht dies auch bei uus in Heidelberg gelegentlich der Er-
gänzungswahl cines Abgeordneten zur zweiten Kammer. Die Männer der äuſ-
serſten Linken, jene die dem jusie millieu angehören mit den Conservativen fei-
ern mit ihren Notabilitäten an der Spitze, ihre Meetings. In diesen Zuſam-
menkünften werden je nach der politiſchen Farbe der Partei die Erfordernisse
eines Deputirten in freier Rede besprochen und sodann die Urwähler deſignirt,
ohne daß hiebei die öffentliche Ruhe und Sicherheit im Geringſten geſtört wird.
So wird Deutſchland allmälig seiner politischen Mäüudigkeit heranreifen und
das Volk, deſſen Thaten Frankreichs größter Felbherr mit ſchlecht verhehltem
Grimme in ſein Tagebuch einzeichnete, wird endlich einmal zu nationalem
Selbſtbewußtsein erwachen. j +: e§ t

Die von Rom mit Recht gefürchtete Revolution brach endlich am 23. v.
Mts. zu Riwini aus. Ein Schuß während des Ballonſpiels ~ eines in Ita-
lien beliebten Vergnügens -- gab den Verſchworenen die Looſung, worauf ſie
mit bewasfneter Hand das Militair entwaffueten, die Regierungsgebäude besetz-
ten, sich der ösfentlichen Caſſen bemächtigten, die Gefängnisse erbrachen und
deren Bewohner bewasfneten. Ein Theil der Besatzung schlug ſich zu den Ver-
ſchworenen, mit Ausnahme der Offiziere, welche ſich der Bewegung nicht an.
geſchloſſen haben sollen. Alle Offiziere wurden gefangen genommen und in die
Gefängnisse gesetzt. Zwiſchen den Gensd’armen, 16 – 20, und den Ver-
ſchworenen kam es zum Kampfe, in Folge deſſen auf. beiden Seiten Mehrere
auf dem Platze blieben. Mehrere Schweizerſoldaten , die zum Beſuche nach
Rimini gekommen waren, fielen als Opfer der Bewegung. Eine proviſoriſche
Regierung wurde ernauut uud dem Briefcourier alle Papiere der Regierung

abgenommen. Die Tendenz der Revolutionaire kennt man nicht.


 
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