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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen — 1845

DOI Kapitel:
Nro. 18 - Nro. 24 (4. Maerz - 28. Maerz)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42424#0073

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Der Neckar » Bote erſcheint
wöchentlich zweimal , Dienstags
u Freitags Der Abonnrments-
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36 kr., für em halbes Jahr 54
kr., für ein Bierteljayr 30 te.. .

Dienstag, *





Buntes ais der Seit.

. Als die Deputirten des Breslauer Provinziallandtags
vor deſſen Eröſfnung bei dem Landtagsmarſcball Prinz
Adolf zu Hohenlohe-Ingelfingen ihre Aufwartung mach-
ten, erklärte derselbe: »da ÿ Se. Majeſtät ihnen die
sichere Aussicht eröffne, das mit dem näcbſten
Landtage (1847) die gew ünsc<Wte Reichsverfaſ-
ſung gewährt werden ſoll. Seine Maj. haben
ſich überzeugt, daß die Lage der Dinge von der
Art ſei, daß. ſie nicht allein dieſen Fortfchritt
erheiſche, ſondern. gquch begünſtige.« .

Die neue preufiſche Gewerbeordnung ilt erſcbienen.
Sie ſucht die Grundsätze der Gewerbefreiheit mit dem
Innungswesen möglickſt zu verſchmelzen, hat ſich aber
bis jetzt noch wenige Freunde verſcbafft.

Von großem Interesse ſind die Verhandlungen des bri-
tiſchen Parlameuts wegen der Brieferöſfuungsangelegen-
heit. Mazzini, deſſen Briefe hauptſäc1 lich geöffnet wur-
den und der in Verbindung mit den Brüdern Bandiera
geſtanden war, sucht nacbzuweiſen, daß diese ihren Un-
tergang nur deshalb gefunden hätten (sie wurden be-
kanntlich bei ihrem Einfall im Neapolitaniſchen gefan-

gen und hingerichtet), weil durch jeue Briefe, in denen

Mazzini den Bandierg's vou ihrem Unternehmen ab-
rieth, der Regierung von Neapel die Mittel an die
Hand gegeben worden ſeien, die Insurgenten unzeitig
1ns Land zu locken und sie leicht zu überwältigen.

Die außerordentliche Tagsatzung in Luzern hat be-
ſchloſſen, die Jeſuitenfrage vor der Freiſchaarenange-
legenheit zu behandeln. Die Abſtimmung läßt den Be-
_ ſchlupy gegen die Jesuiten so ziemlich voraussehen. Be-
trübend iſt aber die Mittheilung der Regierung von
Aargau an die von Zürich, daß weun keine Mehrheit
von der Tagsatzung zu Stande komme, das Volk ſich
ſelbſt Recbt verſct affen werde. ~ Die proviſoriſche Re-
gierung von Waadt hat folgende Beſchlüſſe des ſouve-
ränen Volks mitgetheilt: Alle Behörden werden für pro-
viſoriſch erklärt, diejenigen Beamten, welche in einer
Friſt von & Tagen ihre Zuſtimmung zu den Beſchlüſ-
sen der Volksverſammlung nicht gegeben haben werden,
ſollen entlasseu werden, die proviforiſche Regierung darf
ferner alle diejenigen Beamten abberufen, welche ihr
Vertrauen nicht hinlänglich genießen tc.

Die Zeitungen sind voll von Berichten über die Fort-
schritte der katholiſchen Reformbewegung aus Leipzig,
Dresden, Berlin, Breslau, Offenbach 2c. In Anng-
berg haben ſich sämmtliche (gegen 200) romiſch-katho-
liſche Familien, mit Ausnahwe voi! 4, zu eiuer deutſcb-
katholiſchen Gemeinde constituirt. Auch der Konig von
Sachsen ſoll den Beſtrevbangen von Ronge und Czerski
sehr geneigt sein, und man spricht selbſt davon, er werde
seinen Uebertritt erklären. Wie viel hieran Wahres iſt,
wird die Zeit zeigen. ~ Die Trauung Czerski?s iſt durch
einen proteſtantiſchen Geiſtlichen vollzogen worden.

. Das Repräſentantenhaus in Washington hat am 29,
Jan. die Bill wegen des Anschlusses von Texas ange-
nommen, und man zweifelt nicht daran, daß ſie in

Senat dnrchgehen wird. Dagegen iſt man in Texas |

Neckar

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s Die Einrückungsgebühr für die

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§ ; J ! >> Raum beträgt 2 kr. Bei Ans

G. “. pus „ zeigen, worüber dic Expedition
sti. Ausktunſt ertheili, 3 kr.

„carz 1 845.





! ſelbſt nicht mehr ganz so günſtig für den Anschluß an

Union gesſtimnit. |
iſchen Frankreich und China iſt ein Handelsver-
reſchloſſen worden, der von der Tagespreſſe als

di. nnentſprechend bezeichnet wird.

L .rfelder Zeitung meldet aus Hilden das fol-
gende „agdunglück. Zwei Wilddiebe hatten einen Ha-
sen geſchoſen. Der welcher dem noch lebenden Thier
zunächſt war, wollte kein Pulver mehr gebrauchen und
den Haſen mit einem Kolbenſchlag tödten. Unglückli-
cherweise aber ging durch dieſe Bewegung das Gewehr
los und der Scbuß drang dem Wilderer in den Unterleib.

Unweit Reutlingen wurde am 1.1. Febr. ein Stein-
adler geſchoſſen, in deſſen Magen man die Reſte eines
einjährigen Kindes, namentlich eine Hand und zwei
Fuße fand (?). Das Thier iſt ſammt dem traurigen
Inyalt an das Naturalienkabinet nach Tübingen gelie-
fert worden.

Auf den Freienthaler Eiſenhämmern im Kreiſe Soe
lingen CProvinz Weſtfalen) werden laut der Elberfel-
der Zeitung jetzt ktählerne Schuhſohlen verfertigt.

Im letztverfloſſenen Jahr wurden in dem Regierungs-
brzirk Trier 5 alte Wölfe, 3 Wölfinueu, 6 juuge
Wölfe und 10 Neſtwölfe, überhaupt L6 Stick dieſer
Raubthiere getödtet und an Vertilgungsprämien 178
Thaler gezahlt.



Das Glöcklein.
Es tönt ein Glöcklein von fernem Strand,
Deß Kiang iſt mir nicht unbekannt;

Das Glöcklein tont im milden Schall,
In leiſem Zittern erſtirbt sein Hall.

Es wankt heran rin Wandersmann ,
Der matt und nimmer weiter kann;
Er hebt zum Fährmann die bittende Hand:
„„O, ferne den Nachen zum ſel’'gen Strand!’


»Und flehte voll Inbrunſt ein Gott zu mn,
So ſtöß’ ich doch nimmer den Nachen von hier; –~
Schan hin in die wilde Nacht voll Graus,

Uud hörſt du der warnenden Wetter Gebraug ze

„Und Fährmann , hörſt du. wie schwer und bang
Mir rufet des Glöckleins hinsterbender Klang ?
D hilf mir, bevor es zum Schlummer entſchalle !‘
Der Fährmann doch - ſchaut finster und kalt,

Da wirft sich der Wanderer hinein in die Fluth,
Ringt kühn mit der Wogen wildſchäumenden Wuth,
Glaubt schon sich gerettet aus gähnendem Schlund –
Da zieht's ihn hinunter in kühlen Grund.

Und wie er tiefer und tiefer ſinktt,
Das Glötklein leiſer und leiser tlingt,
Und - mit des Güöckleins verhallendem Ton –\
War auch des Wanderers Leid entfliohn.
C. G. Kuhn.

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