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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen — 1845

DOI Kapitel:
Nro. 34 - Nro. 42 (2. Mai - 30. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42424#0167

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Der Reckar = Bote erſcheint
wöchentlich zweimal , Dienstags
u. Freitags. Der Abonnements-
preis beträgt für ein Jahr i fl.
36 kr., für em halbes Jahr 54
kr., für ein Vierteljahr 30 kr.

Neck ar-Bote.

«V 0. BD.

Die Einrückungsgebühr für die
gespaltene Zeile oder deren
Raum beträgt 2 kr. Bet An-
zeigen, worüber die Expedition
Auskunft ertheilt, 3 kr.

Dienstag, den 20. Mai 1 845.





WUBuntes aus der Seit.

In Wiesbaden ſoll in dieſem Sommer eine Verſamm-
lung von Beguftragten und Mitgliedern aller histori-
ſchen und alterthumsforſchenden Vereine Deutſchlands
ſtattfinden.

Die im Kanton Graubündten veranſtaltete Samm-
lung für die Felsberger beläuft ſich auf 14,000 Fres.

Man hatte in lettter Zeit unter so vielem Andern eine
Brochure verbreitet, welche von der Mutter Czerski’'s
ausgegangen sein ſollte und worin sich dieſe im Sinne
der röomiſch-katholiſchen Kirche gegen ihren Sohn aus-
ſpricht. Wenn dieſes Marhwerk auch von GCzerski's
Mutter nicht direkt ausgegangen ſein konnte, so war
es ja doch leicht möglich , daß sie durch fanatiſche Prie-
ſter geleitet, demſelben ihre Zuſtimmung gegeben, und
die darin ausgeſprochenen Urtheile für die ihrigen an-
erkannt hätte. Lag doch auch ein Zeugniß von Ezerskis
jüngerm Bruder bei, das die Authentität verbürgen
ſollte. Dieſes Schriftchen ward dem » Scbhneidenmuhler
Reformator« in den Wagen geworfen, in dem er mit
seiner Mutter, die er zu ſich nimmt, und seinem Bru-
der saß, und diese betheuerten beide, daß ihnen von
dem Inhalte nichts bekannt sei. Pfui über sſolcbe er-
bärmliche Mittel! sie werden die Reform nicht unter-
drücken.

Karlsruhe, 14. Mai. Personenfrequenz und Ge-
ſammteinnahme auf der großh. bad. Eiſenbahn im Mo-
nat April: Zahl der auf sämmtlichen Stationen abge-
gangenen Personen i 18,237. Einnahme: an Perſo-
nentaren 34,388 fl. 52 kr., unterwegs erhobenen
Fabrtaren 65 sl. 54 kr., Uebergewichtstaren 1716 fl.
50 kr., Gütertransporttaren 29,925 fl. A6 kr., La-
gergebühren 40 fl. 59 kr., Equipagentransporttaxen

1658 fl. 1 kr., Viehtransporttaren 1416 fl. 54 kr., | thun, um den ſtrengen Dienfl und die Vaterliebe in

Das Gewictt

Gesammteinnabme 88,687 fl. 36. kr.
der abgegangenen Güter betrug 92,920 Ctr. U4 Pfd.



Buchſtäblicher Bericht. In einem lleinen
Städtchen sollte zu Gunsten der Gemeinde eine seit
langen Jahren beſtandene flädtiſche Sparkaſſe auf-
gehoben und unter die Contribuenten vertheilt wer-
den. Die Verwalter dieser Anſlalt hatten indeſſen
Sorge getragen , daß nach Abzug der Verwaltungs-
koſten Nichts in Kaſsſe übrig blieb und Null für Null
aufging., Ein ſchalkhafter Zeitungsſchreiber ließ
alsbald in die Wochenschrift einrücken : »Unſere
Sparkaſse, die im Tahre 1731 fundirt wurde, ward
geſtern unter die ſammttlichen Intereſſanten mir
nichts, dir nichts vertheilt.« ;

Die sieben Schritte. Unter den vielfachen
Trauungsceremonien der Hindus iſt dies die we-
ſentlichſte, weil die Ehe erſft dadurch vollkommen
unwiderruflich wird. Der Bräutigam führt nam-
lich die Brant ſiebenmal im Kreise herum und ſpricht
dazu : Möge dich Wiſchnu leiten, einen Schritt ~



zur Nahrung! ~ Möge dich Wiſchnu leiten, zwe i
Schritt zur Stärke und Kraft! ~ Drei Schritt
- zu den Pflichten der Religion! –~ Vier ~ zum
Wohlſtand! –~ Fünf = zur zahlreichen Heerde
voll Schönheit! ~Ö Sechs ~ zum Reichthum und
Ueberfluß! – Sieben ~ zum Peietler , der dich
ſegnen ſol! ~ Haſk du die sie den Schritte gethan,
ſo biſt du auf ewig meine Gefährtin !

Aus dem ruſſiſchen Krieg e. Nach unſäg-
lichen Beſchwerden war der General von Ochs auf
dem Rückzuge von Moskau in Orsza angekommen
und ging zum Bürgermeiſter Bek, bei welchem er
auf dem Hinmarſch einquartierk war, um wieder
Aufnahme zu suchen. Der General bat um ein
kleines Zimmer, das er kannte. „Ja,“ hieß es,
„in diesem liegt ein kranker weſtphäliſcher Offizier,
der aber wahrscheinlich heute noch ſlerben wird, dann
ſollen Sie es haben !‘“ Der General geht hinauf,
den Landsmann und Kameraden zu sehen. Wen
findet er? Den eigenen Sohn, der in der Schlacht
bei Mosaisk zwei ſchwere Wunden erhalten hatte,
den er gleich nach dem Vaterlande zurückgesendet,
den er langft in Sicherheit geglaubt hatte.. Allein
zu den Wunden war auf der Reiſe ein heſtiges
Nervenfieber gekommen, und so das Fortbringen
unmöglich geworden. Da ftand nun der Vater am
Lager des beſinnungsloſen Sohnes: Nun hoffte er
doch, ihm die Augen zudrücken zu können. Aber
ſieh da, es kommt der Befehl, ſchon in zwei Stun-
den zu marſchiren. Was ſollte der Krieger nun

Einklang zu bringen? Ein Kamerad gab ihm ein
Wägelchen mit Lemwand bedeckt, darauf legte er
den Sohn und ließ ihn nicht aus den Augen. Stun-
den lang führte er ſelbft die Zügel und brachte den
Thenern durch Hohlwege, Wagengedränge und
Menſchengewühl. Der Himmel aber und die reine
Luft half. Sein Sohn genaß. Glücklich langten
Beide in Preußen nach unsäglichen Gefahren an,
als ſie beim Uebergang über die Beresina noch ein-
mal auf kurze Zeit getrennt geweſen.



Der Spuck im Sarge.

Auf dem Vorplagtze einer ruſſiſchen Schenke lärmte
und ſchwatzte ein Betrnnkener, der einen Stof
Branntwein borgen wollte, aber der kieine Schenker
blieb nnerbittlich und warf nur dann und wann
durch das Zwiſchenfenſter einen fragenden Blick auf
die Hausfrau. Diese ſchuttelte leiſe mit dem
Kopfe, und der kleine Bube blieb hart wie der Fels,
auf welchem Peter der Große ſteht. Endlich, da
 
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