PARIS - LYON - MEDITERRAN NEE. 2 D 1 -Schnei I-
zugslokomotive, erbaut von Schneider & Co.,
Creufot
hielten; denn die wirkfame Umfangsgefchwindigkeit eines Kreifes ergibt (ich
als Produkt des Radius mit der Winkelgefchwindigkeit.
Ohne fich viel mit äfthetifchen Spekulationen abzuplagen, näherte man fich
mehr und mehr vollendeten Typen. Nicht etwa, darj die Bahnverwaltungen von
fich aus ftets gutes Formempfinden bewiefen hätten: der Sinn fürs Schöne
erfchöpfte fich bei ihnen meift in blanken Nummernfchildern und bunten
Ringen um den Längskeffel oder man dachte gleich an ganz Außergewöhn-
liches; fo in England an Innentriebwerke, fo in Frankreich an vorne liegende
Führerhäuschen. Anderswo mangelte jedes Gefühl für anftändige technifche
Formen. Preußen und öfterreich ffellten mit Vorliebe Lokomotiven in Dienft,
die barbarifch waren und ähnlich wie viele Machwerke der Architektur das
Auge beleidigten. Und trotjdem lieferte die Technik langfam aber ficher den
Beweis für die Kraft ihres Formfchaffens, deffen Erzeugniffe fich im Endtyp
verkörpern und hier höchfte Zweckmäßigkeit mit Schönheit verbinden müffen.
Endtypen der Heißdampf-Mehrzylinder-Lokomotive liegen heute vor, und
die wichtigften Geftaltungsgefetje laffen fich wie folgt zufammenfaffen, unfere
Bilder erläuternd und von ihnen erläutert:
1. Typifche Form, d. h. hohe, freie Kelfellage bei Schnellzugmalchinen, niederer, ge-
drungener Aufbau bei Güterzuglokomotiven.
2. Entlprechender Ausdruck der Fahr- und Tragverhältnille: wenige grofje Triebräder
bezw. viele kleine Räder. Die Achfe des vorderen Laufradpaares bei (chnellen Loko-
motiven weit vorgezogen. Windkegel bezw. flache Wölbung der Rauchkammertür.
3. Blank gedrehte oder hell geftrichene Reifen, die den Eindruck des Rollens verfchaffen.
4. Triebwerke mit wenigen kräftig bemellenen Stangen und Kurbeln und hauptlächlich
wagrechter Erftreckung.
5. Ausgeprägte wagrechte Fluchtlinien (Schienenparallelität): Zylinder, Rahmen mit Puffer-
plattform, Längskeffel mit Rohrleitungen, Fenlterkanten, Firltlinie des Führerhaules,
Tender.
6. Rhythmus und Proportion: Schornftein, Dampfdom, Sandkalten gegeneinander aus-
gewogen und in richtiger Lage zum Längskelfel, der möglichft ohne Querlchnittsän-
derung verlaufen (oll. Deutliche Durchdringungskurven der Kellelaufbauten.
7. Gut durchgearbeitete Einzelteile: Laternen, Pfeifen, Pumpen ufw.
GREAT WESTERN RAILWAY. Exprefjlokomotive. ,. ,. , . ... , KA . . . , ,,„,,..,„ ■ , ■ ,
Siehe vorderanficht Seite 129 Neuerdings lind nun freilich einige Malchinen erbaut tur Hochltdruckdampt
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zugslokomotive, erbaut von Schneider & Co.,
Creufot
hielten; denn die wirkfame Umfangsgefchwindigkeit eines Kreifes ergibt (ich
als Produkt des Radius mit der Winkelgefchwindigkeit.
Ohne fich viel mit äfthetifchen Spekulationen abzuplagen, näherte man fich
mehr und mehr vollendeten Typen. Nicht etwa, darj die Bahnverwaltungen von
fich aus ftets gutes Formempfinden bewiefen hätten: der Sinn fürs Schöne
erfchöpfte fich bei ihnen meift in blanken Nummernfchildern und bunten
Ringen um den Längskeffel oder man dachte gleich an ganz Außergewöhn-
liches; fo in England an Innentriebwerke, fo in Frankreich an vorne liegende
Führerhäuschen. Anderswo mangelte jedes Gefühl für anftändige technifche
Formen. Preußen und öfterreich ffellten mit Vorliebe Lokomotiven in Dienft,
die barbarifch waren und ähnlich wie viele Machwerke der Architektur das
Auge beleidigten. Und trotjdem lieferte die Technik langfam aber ficher den
Beweis für die Kraft ihres Formfchaffens, deffen Erzeugniffe fich im Endtyp
verkörpern und hier höchfte Zweckmäßigkeit mit Schönheit verbinden müffen.
Endtypen der Heißdampf-Mehrzylinder-Lokomotive liegen heute vor, und
die wichtigften Geftaltungsgefetje laffen fich wie folgt zufammenfaffen, unfere
Bilder erläuternd und von ihnen erläutert:
1. Typifche Form, d. h. hohe, freie Kelfellage bei Schnellzugmalchinen, niederer, ge-
drungener Aufbau bei Güterzuglokomotiven.
2. Entlprechender Ausdruck der Fahr- und Tragverhältnille: wenige grofje Triebräder
bezw. viele kleine Räder. Die Achfe des vorderen Laufradpaares bei (chnellen Loko-
motiven weit vorgezogen. Windkegel bezw. flache Wölbung der Rauchkammertür.
3. Blank gedrehte oder hell geftrichene Reifen, die den Eindruck des Rollens verfchaffen.
4. Triebwerke mit wenigen kräftig bemellenen Stangen und Kurbeln und hauptlächlich
wagrechter Erftreckung.
5. Ausgeprägte wagrechte Fluchtlinien (Schienenparallelität): Zylinder, Rahmen mit Puffer-
plattform, Längskeffel mit Rohrleitungen, Fenlterkanten, Firltlinie des Führerhaules,
Tender.
6. Rhythmus und Proportion: Schornftein, Dampfdom, Sandkalten gegeneinander aus-
gewogen und in richtiger Lage zum Längskelfel, der möglichft ohne Querlchnittsän-
derung verlaufen (oll. Deutliche Durchdringungskurven der Kellelaufbauten.
7. Gut durchgearbeitete Einzelteile: Laternen, Pfeifen, Pumpen ufw.
GREAT WESTERN RAILWAY. Exprefjlokomotive. ,. ,. , . ... , KA . . . , ,,„,,..,„ ■ , ■ ,
Siehe vorderanficht Seite 129 Neuerdings lind nun freilich einige Malchinen erbaut tur Hochltdruckdampt
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