Kneetschke (liest und taumelt langsam rück-
wärts — bis er auf den hintern Wandstuhl fällt):
Oh! Oh! Oh!
Wladimir setzt sich wieder auf den linken
Wandstuhl und lächelt'
Papa: So! So! So!
Mit einem Ruck erheben sich dann alle drei und
stehen steif da — Kneetschke hebt seine beiden
Fäuste hoch zum Himmel empor, Wladimir
faltet über seinem Haupte seine Hände — und
der Papa spreizt die zehn Finger seiner beiden
Hände weit und ausdrucksvoll auseinander.
Gardine!
Zweiter Aufzug
Jetzt stehen zwei Stühle vor jeder Wand. In
der Mitte jeder Wand hängt ein ovales Fami-
lienbild.
Kneetschke: Gnädigste Gräfin Kathi! Ich be-
schwöre Sie — schieben Sie die Verlobung auf!
Ein Fürst, der seine Verlobungskarten nicht
einmal auf Tausendmarkscheinen drucken lassen
kann, ist es nicht wert, von einer geborenen
Patzig geliebt zu werden.
Kathi: Kneetschke, Sie machen mich unglücklich!
Kneetschke: Lassen Sie nur, das vergeht
wieder.
Kathi (mit dem Fuße aufstampfend): Wenn Sie
lieber vergehen möchten!
Mama (von links mit wallenden Locken): Aber
Kathi! Kathi! Wie kannst du nur den Fußboden
so behandeln?
Kneetschke: Komtesse ist verliebt.
Mama: Schweigen Sie, Kneetschke!
Papa (von rechts im Dreispitz): Was ist denn
hier los? Gibts auch hier einen Aufruhr? Sind
denn die Rebellen überall?
Kathi: Ach Papa! Dieser verrückte Kneetschke
will mich bereden — ach — meinem Wladimir
untreu zu werden. (Weint schluchzend mit’m
Taschentuch.)
Mama (kreischend): Was? Will dieser Kneetschke
dich heiraten? Sollst du Frau Kneetschke
'werden?
Papa: Aber Gemahlin! Werde doch nicht lächer-
lich. So ist’s doch nicht gemeint. Kneetschke,
holen Sie den Fürsten! (Kneetschke ab)
Kathi: Papa, das sage ich dir jetzt in allem
Ernste, ich bleibe meinem Wladimir treu und
wenn die ganze Welt in Stücke gehen sollte
Papa: Kinder, beruhigt Euch blos! (er legt seinen
Dreispitz auf den vorderen Stuhl rechts.)
M ama: Da soll ja der Teufel ruhig bleiben! Wer
kann denn das aushalten? Ich habe mir 'die
größte Mühe gegeben, die Verlobung endlich zu-
stande zu bringen — und jetzt soll mir ein Kam-
merdiener alle meine feinen Netze zerreißen?
Papa: Meta, beruhige dich blos!
Kathi: Das ist ja herzzerreißend.
P'ip a (sehr laut): Kinder, beruhigt Euch blos!
Wladimir (auch im Dreispitz): Ja, Kinder, be-
ruhigt Euch blos! Die Rebellen haben sich auch
beruhigt — und Euer Kneetschke wird auch be-
mhigt werden. (Er legt seinen Dreispitz auf den
/orderen Stuhl links.)
Papa: Wladimir, nimm nur erst Platz! Bitte,
neben deinem Dreispitz! Ich tu’s auch! Frauen-
zimmer, setzt Euch da hinten hin und seid mal
ein bißchen still. (Alle vier setzen sich.)
M ama: Ach, Wladimir, ich bin so unglücklich.
Kathi: Ach, Wladimir, ich bleibe dir treu — wie
es auch kommen mag, es ist mir alles ganz egal.
Mama: Mein mutiges Kind!
Papa: Nun seid doch endlich mal still und laßt
den Wladimir mal reden.
Wladimir: Ja, das möchte ich.
Papa: Bitte!
Wladimir: Die Sache ist doch so einfach: Wir
Iassen, um Euren Kneetschke zu beruhigen —
damit er nicht Radau schlägt — einfach falsche
Tausendmarkscheine anfertigen. Da diese mit
der Anzeige bedruckt werden, können sie doch
nicht in den Verkehr gebracht werden —■ und da-
mit ist doch jede Gefahr ausgeschlossen.
Kathi: Na natürlich! Oh, wie einfach!
Mama: Wladimir, du bist ein Genie!
Papa: Die Sache ist tatsächlich vom juristischen
Standpunkt aus unantastbar. Die falschen Tau-
sendmarkscheine können von uns zu Verlobungs-
zwecken wohl gebraucht werden.
Kathi: Aber Kneetschke darf nichts davon er-
fahren. Pst!
Wladimir (leise): Selbstverständlich! Zum
■Danke für meine gute Idee müßt Ihr jetzt aber ein
bischen Menuett mit mir tanzen.
Kathi (leise): Mit Wonne!
Ma ma (ganz leise): Aber wir haben ja keine
Musik!
Papa (auch ganz leise): Das ist ja gerade das Be-
ruhigende an diesem Menuett.
Die Vier tanzen Menuett ganz leise ohne Musik.
Und die Gardinen werden vorsichtig ganz
leise zugezogen.
Dritter Aufzug
Keine Stühle — oben an den Wandschirmen
Tannenguirlanden mit großen roten und gelben
Papierblumen.
Weibliche und männliche Domestiken gehen
und laufen über die Bühne mit Schüsseln, Tel-
lern, Flaschen, Blumen, Kuchen und Körben.
Einzelne Domestiken flüstern sich vorne was
ins Ohr —- eilen aber bald wieder weg. Aus
den Hinterzimmern hört man Gläserklirren und
Hochrufen.
Währenddem erscheint Kneetschke und schrei-
tet nachdenkend, die Hand am Kinn, durch die
Domestiken hindurch.
Und dann erscheint, während die gewöhnlichen
Domestiken verschwinden, das glückliche
Brautpaar, ohne den Kneetschke, der vorne
rechts stehen bleibt, zu bemerken.
Wladimir: Willst du sehen, wie die Tausend-
markscheine leuchten? (Er holt ein paar Scheine
aus der Brieftasche hervor und schwenkt sie in
der Luft herum und erblickt dabei den
Kneetschke.)
Kneetschke: Durchlaucht wollen entschuldi-
gen, daß ich mich nicht früher bemerkbar
machte — aber ich dachte gerade über das
'Leben nach — ich bin ein ehrbarer Mann und
kann mir dieses Nachdenken nicht abgewöhnen.
da es doch so viele Dinge gibt, die sich mit der
Ehrbarkeit eines festen Charakters nicht ver-
tragen.
Wladimir: Kneetschke! Sind Sie Professor ge-
worden?
Kneetschke: Durchlaucht! Ich bleibe, was ich
bin — bloß ein ehrbarer Mann und ein fester
Charakter.
Kathi: Und Sie bleiben dafür auch ein langweili-
ger Peter; bleiben Sie da stehen — wir gehen.
(Mit Wladimir scherzend hinten rechts ab.)
Kneetschke: Ob das noch eine echte Patzig
ist? Ich fürchte, dieser Wind-Fürst, der mit
seinen Tausendmarkscheinen so viel Wind
machte, hat diese Patzig demoralisiert. Hm!
Wie kann man nur mit so kostbaren Scheinen,
die außerdem noch zu Verlobungszwecken ver-
wendet werden sollen, so viel Wind machen?
Wie kann man nur? Hm, hm! (Papa und Mama
kommen.)
P apa: Ich fürchte, daß das Unglück nicht fern ist.
Mama: Ach! Wie hab ich mich erschrocken! Da
steht ja der Kneetschke!
Kneetschke: Bitte um Verzeihung, Euer Gna-
den! ich gehe schon!
Papa: Bleiben Sie stehen. Haben Sie die Hun-
dertmarkscheine zum Drucker getragen?
Kneetschke: Euer Gnaden mögen vergeben —
aber ich habe die Scheine nie bekommen.
Mama: Aber Hellmuth! Jetzt sprichst du wieder
von Hundertmarkscheinen. Was soll der
Kneetschke bloß davon denken? Wladimir hat
doch schon die Tausendmarkscheine — besorgt.
Kneetschke: Ah! Der Fürst Wladimir Zabor-
rek hat die fünfhundert Tausendmarkscheine be-
sorgt? Ja — dann darf er sich mit ihnen auch
den Wind zufächeln — das ist etwas anderes.
Papa: Was heißt das, Kneetschke?
Kneetschke: Durchlaucht waren vorhin hier
und taten, wie ich sagte. Ich hab’s mit meinen
eigenen Augen gesehen, als ich gerade übers Le-
ben nachdachte.
Brautpaar (hinten links): Mama! Mama!
Mama: Ich komme ja schon! Was wollt Ihr denn
von der Mama? (Hinten links ab.)
Kneetschke (erschreckend): Ah!
Hinten rechts erscheint der Geist des Groß-
vaters Patzig in langem Barte, geht langsam
an der hinteren Wand entlang und bleibt in
der Mitte stehen. Papa und Kneetschke tau-
meln nach rechts und links an die Seitenwände.
Geist: Kneetschke! Behüten Sie die Ehre der^f
Familie Patzig! (Der Geist geht langsam weiter
und verschwindet hinten links, und Kneetschke
fällt auf die Erde, während der Papa die Hände
vors Gesicht schlägt.
Die Gardinen ziehen sich von selber zu.
Vierter Aufzug
Jede Wand ohne Girlanden mit verschiedenen
symmetrisch aufgehängten Familienbildern —
hinten Sofa, Sofatisch, Fauteuil auf einem Tep-
pich. Vorne rechts und links Tische, Schränk-
chen oder Aehnliches.
Der Postbote und der Kneetschke
Postbote: Ja — wissen Herr Kneetschke schon,
wer die Postkarte mit dem Esel geschrieben hat?
Kneetschke: Wer hat das getan?
Postbote: Werden Sie mich nicht verraten?
Kneetschke: Nein! (Gibt ihm einige Bank-
noten.)
Postbote: Ich danke, mein Herr! Fürst Wla-
dimir Zabörrek schrieb die Karte mit dem Esel.
Kneetschke: Ih!
Postbote: Ja!
Kneetschke: Eh!
Postbote: Adjeh!
Domestiken eilen durchs Zimmer und flüstern
dem Kneetschke was ins Ohr.
Ein Onkel und eine Tante erscheinen alsdann.
Onkel (setzt sich aufs Sofa): Kneetschke, Sie sind
ein alter treuer Diener des Hauses Patzig.
Tante (setzt sich auch aufs Sofa): Kneetschke,
wir haben Ihnen deshalb eine Mitteilung zu
machen.
Kneetschke: Euer Gnaden sind zu gütig.
Tante: Ja, das sind wir.
Onkel: Die Tausendmarkschein, auf denen die
Verlobungsanzeigen gedruckt worden sind —
Tante: Sind —
Onkel: Sind —
Kneetschke: Sind?
Onkel: Sind gefälscht!
Kneetschke (sich krümmend): Oh! Oh! Ach,
du meine Güte! Hat mir’s doch geahnt! Hat
mir’s doch geahnt! (Er rennt umher in ge-
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wärts — bis er auf den hintern Wandstuhl fällt):
Oh! Oh! Oh!
Wladimir setzt sich wieder auf den linken
Wandstuhl und lächelt'
Papa: So! So! So!
Mit einem Ruck erheben sich dann alle drei und
stehen steif da — Kneetschke hebt seine beiden
Fäuste hoch zum Himmel empor, Wladimir
faltet über seinem Haupte seine Hände — und
der Papa spreizt die zehn Finger seiner beiden
Hände weit und ausdrucksvoll auseinander.
Gardine!
Zweiter Aufzug
Jetzt stehen zwei Stühle vor jeder Wand. In
der Mitte jeder Wand hängt ein ovales Fami-
lienbild.
Kneetschke: Gnädigste Gräfin Kathi! Ich be-
schwöre Sie — schieben Sie die Verlobung auf!
Ein Fürst, der seine Verlobungskarten nicht
einmal auf Tausendmarkscheinen drucken lassen
kann, ist es nicht wert, von einer geborenen
Patzig geliebt zu werden.
Kathi: Kneetschke, Sie machen mich unglücklich!
Kneetschke: Lassen Sie nur, das vergeht
wieder.
Kathi (mit dem Fuße aufstampfend): Wenn Sie
lieber vergehen möchten!
Mama (von links mit wallenden Locken): Aber
Kathi! Kathi! Wie kannst du nur den Fußboden
so behandeln?
Kneetschke: Komtesse ist verliebt.
Mama: Schweigen Sie, Kneetschke!
Papa (von rechts im Dreispitz): Was ist denn
hier los? Gibts auch hier einen Aufruhr? Sind
denn die Rebellen überall?
Kathi: Ach Papa! Dieser verrückte Kneetschke
will mich bereden — ach — meinem Wladimir
untreu zu werden. (Weint schluchzend mit’m
Taschentuch.)
Mama (kreischend): Was? Will dieser Kneetschke
dich heiraten? Sollst du Frau Kneetschke
'werden?
Papa: Aber Gemahlin! Werde doch nicht lächer-
lich. So ist’s doch nicht gemeint. Kneetschke,
holen Sie den Fürsten! (Kneetschke ab)
Kathi: Papa, das sage ich dir jetzt in allem
Ernste, ich bleibe meinem Wladimir treu und
wenn die ganze Welt in Stücke gehen sollte
Papa: Kinder, beruhigt Euch blos! (er legt seinen
Dreispitz auf den vorderen Stuhl rechts.)
M ama: Da soll ja der Teufel ruhig bleiben! Wer
kann denn das aushalten? Ich habe mir 'die
größte Mühe gegeben, die Verlobung endlich zu-
stande zu bringen — und jetzt soll mir ein Kam-
merdiener alle meine feinen Netze zerreißen?
Papa: Meta, beruhige dich blos!
Kathi: Das ist ja herzzerreißend.
P'ip a (sehr laut): Kinder, beruhigt Euch blos!
Wladimir (auch im Dreispitz): Ja, Kinder, be-
ruhigt Euch blos! Die Rebellen haben sich auch
beruhigt — und Euer Kneetschke wird auch be-
mhigt werden. (Er legt seinen Dreispitz auf den
/orderen Stuhl links.)
Papa: Wladimir, nimm nur erst Platz! Bitte,
neben deinem Dreispitz! Ich tu’s auch! Frauen-
zimmer, setzt Euch da hinten hin und seid mal
ein bißchen still. (Alle vier setzen sich.)
M ama: Ach, Wladimir, ich bin so unglücklich.
Kathi: Ach, Wladimir, ich bleibe dir treu — wie
es auch kommen mag, es ist mir alles ganz egal.
Mama: Mein mutiges Kind!
Papa: Nun seid doch endlich mal still und laßt
den Wladimir mal reden.
Wladimir: Ja, das möchte ich.
Papa: Bitte!
Wladimir: Die Sache ist doch so einfach: Wir
Iassen, um Euren Kneetschke zu beruhigen —
damit er nicht Radau schlägt — einfach falsche
Tausendmarkscheine anfertigen. Da diese mit
der Anzeige bedruckt werden, können sie doch
nicht in den Verkehr gebracht werden —■ und da-
mit ist doch jede Gefahr ausgeschlossen.
Kathi: Na natürlich! Oh, wie einfach!
Mama: Wladimir, du bist ein Genie!
Papa: Die Sache ist tatsächlich vom juristischen
Standpunkt aus unantastbar. Die falschen Tau-
sendmarkscheine können von uns zu Verlobungs-
zwecken wohl gebraucht werden.
Kathi: Aber Kneetschke darf nichts davon er-
fahren. Pst!
Wladimir (leise): Selbstverständlich! Zum
■Danke für meine gute Idee müßt Ihr jetzt aber ein
bischen Menuett mit mir tanzen.
Kathi (leise): Mit Wonne!
Ma ma (ganz leise): Aber wir haben ja keine
Musik!
Papa (auch ganz leise): Das ist ja gerade das Be-
ruhigende an diesem Menuett.
Die Vier tanzen Menuett ganz leise ohne Musik.
Und die Gardinen werden vorsichtig ganz
leise zugezogen.
Dritter Aufzug
Keine Stühle — oben an den Wandschirmen
Tannenguirlanden mit großen roten und gelben
Papierblumen.
Weibliche und männliche Domestiken gehen
und laufen über die Bühne mit Schüsseln, Tel-
lern, Flaschen, Blumen, Kuchen und Körben.
Einzelne Domestiken flüstern sich vorne was
ins Ohr —- eilen aber bald wieder weg. Aus
den Hinterzimmern hört man Gläserklirren und
Hochrufen.
Währenddem erscheint Kneetschke und schrei-
tet nachdenkend, die Hand am Kinn, durch die
Domestiken hindurch.
Und dann erscheint, während die gewöhnlichen
Domestiken verschwinden, das glückliche
Brautpaar, ohne den Kneetschke, der vorne
rechts stehen bleibt, zu bemerken.
Wladimir: Willst du sehen, wie die Tausend-
markscheine leuchten? (Er holt ein paar Scheine
aus der Brieftasche hervor und schwenkt sie in
der Luft herum und erblickt dabei den
Kneetschke.)
Kneetschke: Durchlaucht wollen entschuldi-
gen, daß ich mich nicht früher bemerkbar
machte — aber ich dachte gerade über das
'Leben nach — ich bin ein ehrbarer Mann und
kann mir dieses Nachdenken nicht abgewöhnen.
da es doch so viele Dinge gibt, die sich mit der
Ehrbarkeit eines festen Charakters nicht ver-
tragen.
Wladimir: Kneetschke! Sind Sie Professor ge-
worden?
Kneetschke: Durchlaucht! Ich bleibe, was ich
bin — bloß ein ehrbarer Mann und ein fester
Charakter.
Kathi: Und Sie bleiben dafür auch ein langweili-
ger Peter; bleiben Sie da stehen — wir gehen.
(Mit Wladimir scherzend hinten rechts ab.)
Kneetschke: Ob das noch eine echte Patzig
ist? Ich fürchte, dieser Wind-Fürst, der mit
seinen Tausendmarkscheinen so viel Wind
machte, hat diese Patzig demoralisiert. Hm!
Wie kann man nur mit so kostbaren Scheinen,
die außerdem noch zu Verlobungszwecken ver-
wendet werden sollen, so viel Wind machen?
Wie kann man nur? Hm, hm! (Papa und Mama
kommen.)
P apa: Ich fürchte, daß das Unglück nicht fern ist.
Mama: Ach! Wie hab ich mich erschrocken! Da
steht ja der Kneetschke!
Kneetschke: Bitte um Verzeihung, Euer Gna-
den! ich gehe schon!
Papa: Bleiben Sie stehen. Haben Sie die Hun-
dertmarkscheine zum Drucker getragen?
Kneetschke: Euer Gnaden mögen vergeben —
aber ich habe die Scheine nie bekommen.
Mama: Aber Hellmuth! Jetzt sprichst du wieder
von Hundertmarkscheinen. Was soll der
Kneetschke bloß davon denken? Wladimir hat
doch schon die Tausendmarkscheine — besorgt.
Kneetschke: Ah! Der Fürst Wladimir Zabor-
rek hat die fünfhundert Tausendmarkscheine be-
sorgt? Ja — dann darf er sich mit ihnen auch
den Wind zufächeln — das ist etwas anderes.
Papa: Was heißt das, Kneetschke?
Kneetschke: Durchlaucht waren vorhin hier
und taten, wie ich sagte. Ich hab’s mit meinen
eigenen Augen gesehen, als ich gerade übers Le-
ben nachdachte.
Brautpaar (hinten links): Mama! Mama!
Mama: Ich komme ja schon! Was wollt Ihr denn
von der Mama? (Hinten links ab.)
Kneetschke (erschreckend): Ah!
Hinten rechts erscheint der Geist des Groß-
vaters Patzig in langem Barte, geht langsam
an der hinteren Wand entlang und bleibt in
der Mitte stehen. Papa und Kneetschke tau-
meln nach rechts und links an die Seitenwände.
Geist: Kneetschke! Behüten Sie die Ehre der^f
Familie Patzig! (Der Geist geht langsam weiter
und verschwindet hinten links, und Kneetschke
fällt auf die Erde, während der Papa die Hände
vors Gesicht schlägt.
Die Gardinen ziehen sich von selber zu.
Vierter Aufzug
Jede Wand ohne Girlanden mit verschiedenen
symmetrisch aufgehängten Familienbildern —
hinten Sofa, Sofatisch, Fauteuil auf einem Tep-
pich. Vorne rechts und links Tische, Schränk-
chen oder Aehnliches.
Der Postbote und der Kneetschke
Postbote: Ja — wissen Herr Kneetschke schon,
wer die Postkarte mit dem Esel geschrieben hat?
Kneetschke: Wer hat das getan?
Postbote: Werden Sie mich nicht verraten?
Kneetschke: Nein! (Gibt ihm einige Bank-
noten.)
Postbote: Ich danke, mein Herr! Fürst Wla-
dimir Zabörrek schrieb die Karte mit dem Esel.
Kneetschke: Ih!
Postbote: Ja!
Kneetschke: Eh!
Postbote: Adjeh!
Domestiken eilen durchs Zimmer und flüstern
dem Kneetschke was ins Ohr.
Ein Onkel und eine Tante erscheinen alsdann.
Onkel (setzt sich aufs Sofa): Kneetschke, Sie sind
ein alter treuer Diener des Hauses Patzig.
Tante (setzt sich auch aufs Sofa): Kneetschke,
wir haben Ihnen deshalb eine Mitteilung zu
machen.
Kneetschke: Euer Gnaden sind zu gütig.
Tante: Ja, das sind wir.
Onkel: Die Tausendmarkschein, auf denen die
Verlobungsanzeigen gedruckt worden sind —
Tante: Sind —
Onkel: Sind —
Kneetschke: Sind?
Onkel: Sind gefälscht!
Kneetschke (sich krümmend): Oh! Oh! Ach,
du meine Güte! Hat mir’s doch geahnt! Hat
mir’s doch geahnt! (Er rennt umher in ge-
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