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Zeitschrift für christliche Kunst — 1.1888

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Merlo, Johann Jacob: Der Engelbertusschrein im Kölner Dom und sein Verfertiger, der Goldschmied Conrad Duisbergh
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https://doi.org/10.11588/diglit.3545#0045

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1888. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST - Nr. 2.

G2

dem Jahre 1368 in einer Kapelle des Domes
verborgen ruhenden Gebeine seines heiligen
Vorgängers zum Zwecke der öffentlichen Ver-
ehrung erheben liefs. Der Kölner Goldschmied
Konrad Duisbergh wurde mit der Ausfüh-
rung des kostbaren silbernen Sarges beauftragt,
der diese ehrwürdigen Ueberreste in sich auf-
nehmen sollte. 1633 vollendete er sein Werk
und am 7. November, dem Sterbetage des
Heiligen, wurden unter grofser kirchlicher Feier-
lichkeit die Gebeine in den Behälter ein-
geschlossen. Der Name des kunstreichen Ver-
fertigers ist in bescheidener Weise an dem
Werke eingegraben. Der aufmerksame Be-
schauer wird die Bezeichnung:

CONKADTDVISBERGH-rE-Ä).1

bei jener Vorstellung entdecken, welcher die
Unterschrift: „Henricum Regem Rom. Coronat"
beigegeben ist.

Aegidius Gelenius, von welchem 1633 die
Lebensgeschichte des hl. Märtyrers Engelbertus
im Verlag des Kölner Buchhändlers Gisbert
Clemens erschienen war, gab bald nach jener
Festlichkeit, im darauffolgenden Jahre 1634, eine
Beschreibung der prachtvollen Tumba heraus,
ein Quartbändchen mit dem Titel: Pretiosa
Hierotheca duodecim unionibus historiae coloni-
ensis exornata. Coloniae, typo Gisberti Cle-
mentis anno 1634. (128 Seiten.) Man darf
mit grofser Wahrscheinlichkeit annehmen, dafs
Gelenius dem Künstler durch Angabe der Ideen
zur Anordnung des Werkes beigestanden habe.
Eine Inschrift an der ehemaligen Grabes-
stelle in der Seiten - Kapelle zeigte die Ver-
setzung in den Hochaltar des Domes an:

Anno 1368 S. Engelbertus de Marca
Archiepiscopus Coloniensis hie sepultus
et anno 1633- 7-9bris ad summum altare
translatus est.
Bei der Annäherung der französischen Heere im
Jahre 1794 wurde der Engelbertusschrein mit den
übrigen Domschätzen in das Innere von Deutsch-
land geflüchtet, bis er am 13. Mai 1804 auf feier-
liche Weise in den Dom zurückgebracht wurde.
Gelenius liefs in seiner oben bezogenen Be-
schreibung den Namen des Künstlers ungenannt.
Es lag in der Gewohnheit unserer Vorfahren,
die ganze Dankesfülle dem Schenkgeber zu-
zuwenden ; die Person des ausführenden Künstlers
hielt man mit der Auszahlung des bedungenen
Lohnes für abgethan und dachte nicht daran,

seinen Namen zu dauerndem Andenken in die
Annalen der Kunstgeschichte einzuführen. Die-
sem unlöblichen Brauche ist es zuzuschreiben,
dafs uns von den ausgezeichneten Talenten, die
hier auf den Gebieten der Architektur, der
Skulptur, der Malerei und des Kunsthandwerks
gewirkt haben und deren hervorragende Lei-
stungen wir noch zahlreich bewundern, nur
äufserst wenige dem Namen nach bekannt sind.
Es kann als eine Ausnahme gelten, dafs Duis-
bergh dafür gesorgt hat, dafs sein Name nicht
von seinem Werke getrennt wurde.

Die neuere Zeit zeigt sich erkenntlicher
gegen die ausführenden Künstler, und so haben
auch wir uns bemüht, auf dem Wege archiva-
633 lischer Forschungen über die persön-
lichen Verhältnisse Konrad Duisbergh's
nähere Aufschlüsse zu gewinnen.

Zuerst trifft man ihn im Jahre 1597, wo er
in der St. Peterskirche mit Beatrix von Hann
das Ehebündnifs vollzog. „Anno 1597 copulati
Conraidt von Duissbergh — Beatrix von Hann",
ohne Angabe von Tag und Monat. (Copulat.
- Buch im Stadtarchiv.) Sie zogen in die
Columbapfarre, in deren Taufbuch sich folgende
Eintragungen befinden:

„1604, 25. Julii: Conradus Dusberg auri-
faber et Beatrix obtulerunt filiam vocatam
Sibillam."
„1606, 15. Maji: Conradus Dusberg auri-
faber et Beatrix coninges obtulerunt filiam
vocatam Helenam."
Im letztgenannten Jahre wird ihm Frau
Beatrix durch den Tod entrissen worden sein.
1607 war er zur zweiten Ehe geschritten mit
einer Tochter des Goldschlägers und städtischen
Wardeins Johann von Worringen. Als dieser
im Jahre 1606 den Entschlufs gefafst hatte,
sich von seinem einträglichen Amte, das er
bereits über 40 Jahre versah, zurückzuziehen,
traten drei Kölner Goldschmiede als Bewerber
um die Nachfolge auf: Johann Rodorff, Konrad
Duisbergh und Philipp Altendorf. Der Rath
verordnete, dafs diese drei Kandidaten zur Probe
gestellt werden sollten, und in Folge dessen
findet sich am 14. Mai 1607 Folgendes in die
Rathsverhandlungen eingetragen:
„Wardein.
Der Herr Bürgermeister Boland referirt,
dafs er Diejenigen, welche um den Wardeins-
dienst supplicirt, zur Probe gestellt und mit
ihnen der Münzsachen halber communicirt
 
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