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Zeitschrift für christliche Kunst — 1.1888

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223

1888. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

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v. W.) noch sehr genau erinnere, dafs derselbe ge-
macht worden sei, als man zur Ausbesserung einer
sehr schadhaften Stelle der dort ca. 4 Fufs dicken
Mauer einige Steine losgebrochen habe; der Mörtel,
in welchem die Münze gesessen, habe nicht ausgesehen,
wie der ihm sehr genau bekannte Mörtel im Innern
der römischen Mauer, sondern wie der äufsere in
späteren Zeiten an die römische Mauer angetragene
Bewurfsmörtel, und H. v. W , dem Schuler die Münze
gebracht, sei an jenem Tage gar nicht unter, bei
oder auf dem 40 Fufs hohen Gerüst gewesen. Es
liegt also keinerlei Beweis dafür vor, dafs die Münze
bei Ausführung des Mauerwerkes in die Mauer ge-
kommen, vielmehr ist es, wie Verfasser hervorhebt,
wahrscheinlich, dafs sie in nachrömischer Zeit „lange
nach Vollendung des Baues, etwa bei einer Restau-
ration, an die Stelle kam, wo der Maurer Schuler sie
entdeckte". Uebrigens sagt H. v. W., trotz des an-
geblich die Erbauung nach Gratian beweisenden Münz-
fundes, auf S. 8 seiner erwähnten Schrift von jenem
Bauwerk: „was kann es anders sein, als jenes Forum,
von welchem Ausonius sagt, dafs vor Gratians
Regierung sich dort die Bürger drängten"?

Bei Prüfung der Frage nach Zeit und Zweck der
Erbauung dieser römischen Prachthalle zeigt Verfasser
zunächst, dafs sich weder aus dem Material noch
aus der Konstruktion Schlüsse gegen das von der
Ueberlieferung angenommene Alter der Halle ergeben.
Was den ursprünglichen Zweck der Halle betrifft, so
wird dargethan, dafs ihre Bestimmung als Waaren-
lager, Kurie, Theil eines Kaiserforums, Kirche und
Grabkapelle theils unerwiesen, theils durch die gewich-
tigsten Gründe widersprochen ist, während nichts der
Tradition entgegensteht, welche das Haus der Helena
als bischöfliche Kirche geweiht sein läfst.

Das dritte Kapitel (S. 136—178) untersucht die
Geschichte der ältesten Kirchen, welche vor oder
nach dem Dome entstanden. Als älteste Kirche hat
eine früher, wenn auch nicht ursprünglich dem heil.
Eucharius, später dem Apostel Matthias geweihte
Kirche zu gelten, dessen Gebeine in konstantinischer
Zeit in ihr beigesetzt wurden. An sie hat sich,
ebenso wie an die der Zeit Konstantins nahestehende
S. Johanneskirche vor der Porta nigra, in welcher
Paulinus die Leiche seines Vorgängers S. Maximin
beisetzte, die Gründung der berühmten Abteien von
S. Matthias und S. Maximin angeschlofsen, von denen
die letztere jedenfalls durch ältere Zeugnisse beglau-
bigt und also wohl auch thatsächlich die ältere ist.
In ihr hat wahrscheinlich auch der hl. Athanasius
während seines Trierer Aufenthaltes gelebt, der, wie
Verfasser nachweist, in seiner viel citirten Apologia
ad Constantium nicht von dem Dom redet, sondern
nur erwähnt, dafs während seiner Anwesenheit in
Trier (336—338) wegen der Menge des Volkes in einer
Kirche Gottesdienst gehalten wurde, die noch im Bau
begriffen war. Weiter zeigt Verfasser, dafs die erst
spät erwähnte Kreuzkirche der hl. Helena, wenn sie
überhaupt bestanden hat, nicht zu S. Barbara in den
Ruinen der römischen Bäder zu suchen sein kann,
dafs die bischöfliche Kathedra nicht in der alten
Marienkirche an der Mosel, sondern in der später
S. Paulin genannten grofsen Marienkirche vorüber-
gehend gestanden habe, dafs sich jedoch der Nach-

weis nicht erbringen lasse, es sei dies schon im
IV. Jahrhundert und vor Aufstellung derselben in der
Domkirche der Fall gewesen.

Auch die im vierten Kapitel (S. 179—235) an-
gestellte Untersuchung der Grabstätten der Trierer
Bischöfe vom IV. bis zum XI. Jahrhundert, welche für
die Erbauungszeit mehrerer Kirchen werthvolle Anhalts-
punkte liefert, widerlegt die Behauptung, S. Paulin sei
Jahrhunderte hindurch die eigentliche Grabstätte der
Trierer Bischöfe gewesen und rechtlich als Kathedrale
angesehen worden; höchstens dürfe eingeräumt werden,
dafs von einem oder mehreren Bischöfen zu Zeiten
dort feierlicher Gottesdienst abgehalten wurde. In
diesem Abschnitt wird namentlich auch die durch Ab-
bildungen erläuterte Mittheilung über die Auffindung
der archäologisch interessanten Lade mit den Reliquien
des hl. Paulinus allgemeines Interesse beanspruchen.

Vorstehender Bericht läfst erkennen, dafs Beissel's
Schrift als ein höchst werthvoller und dankenswerther
Beitrag zur Trierer Kirchen- und Kunstgeschichte zu
betrachten ist, um so anerkennenswerther, als der
Verfasser der Versuchung standhaft widersteht, vor-
handene und unaufgeklärte Lücken durch geistreiche
aber unerweisbare Hypothesen auszufüllen.

Viersen. Aldenkirchen.

Die alten -Wandmalereien im Dome zu
Braunschweig. In photographischen Licht-
drucken herausgegeben von der George Behrens-
schen Kunstanstalt. I. Lieferung: 13 Blätter.

Die Kunstanstalt von G. Behrens, welche seit
Jahren sich die Darstellung und Herausgabe der Kunst-
schätze von Stadt und Land Braunschweig angelegen
sein läfst, hat ein sehr verdienstliches Unternehmen
begonnen, welches das lebhafte Interesse aller Kunst-
verständigen in hohem Mafse verdient, nämlich die
der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts angehörenden
Wand- und Gewölbemalereien im Dome S. Blasii zu
Braunschweig in wohlgelungenen photographischen
Lichtdrucken zu veröffentlichen.

Es liegen bereits 13 Blätter mit Darstellungen aus
dem südlichen Kreuzschiffe vor, welche dem Geschick
und der Leistungsfähigkeit des Photographen das
glänzendste Zeugnifs geben. Die grofsen, technischen
Schwierigkeiten, wie sie die gewölbten Flächen, die
mangelhafte Beleuchtung etc. mit sich bringen, sind
glücklich überwunden, und die besonders bei Gewölbe-
Aufnahmen unvermeidlichen Verkürzungen kaum störend.

Allen Kunstfreunden wird die vorzügliche Ver-
öffentlichung dieser, leider zu wenig gekannten und
gewürdigten Braunschweiger Malereien, der bedeutend-
sten Reste romanischer Monumentalmalerei in Nord-
deutschland, gewifs höchst erwünscht sein. Besonders
die ausübenden Künstler und Kirchenmaler werden
darin mustergültige Kompositionen und willkommene
Anhaltspunkte für stilgerechte Ausmalung romanischer
Kirchen finden. Noch brauchbarer würde das Werk
für diesen praktischen Zweck, wenn ein Blatt in sorg-
fältiger Farbenausführung beigegeben werden könnte.
Zwar bringt die Geschichte der Malerei von Janit-
scheck auch eine farbige Beilage aus dem Dome zu
Braunschweig, welche indefs, ebenso wie die Blätter
bei Gailhabaud, dem praktischen Bedürfnifs weniger

genügen.
Köln.

Mathias Göbbels.
 
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