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Zeitschrift für christliche Kunst — 1.1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.3545#0155

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259

1888. — ZEITCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. — Nr. 7.

260

wird, zugleich als einer Vorbereitung auf das mehr
systematische Studium der Geschichte der kirchlichen
Kunst, wie sie anregender und orientirender kaum
gedacht werden kann.

Als abgeschlossenes Werk präsentirt sich das
Buch von Jos. Liell: „Die Darstellungen der
allerseligsten Jungfrau und Go ttesgebäreri n
Maria auf d e n K u n s t d e n k m ä 1 e r n der Kata-
komben", dogmen- und kunstgeschichtlich bearbeitet.
Im ersten Theile bringt es den do gm engeschicht-
lichen Nachweis für die Verehrung der aller-
seligsten Jungfrau in den ersten fünf Jahrhunderten,
im zweiten Theile die Darstellungen derselben auf
den Kunstdenkmälern der Katakomben und zwar unter
dem Bilde der Orante, in verschiedenen Ereig-
nissen ihres Lebens, endlich ohne historischen
Hintergrund. Die gründliche Art, mit welcher dei
Verfasser zu Werke geht, die erfolgreiche Widerlegung,
die er verschiedenen Angreifern der katholischen Marien-
Verehrung (Schnitze und Hasenclever) zu Theil werden
läfst, die tadellosen, von eigener Hand ausgeführten Ab-
bildungen, die er beifügt, lassen das umfangreiche Werk
als eine sehr schätzenswerthe Bereicherung der ikono-
graphischen Katakomben-Literatur und der so bedeu-
tungsvollen Geschichte der Marienverehrung erscheinen.
Das Buch von L. Kaufmann über Albrecht
Dürer, welches schon in der ersten Auflage sehr bei-
fällig aufgenommen wurde, hat in der zweiten Auflage
nicht blofs ein viel vornehmeres Gewand angelegt,
sondern auch mancherlei Zusätze und Verbesserungen
erfahren, namentlich auch den erläuternden Schmuck
von 1 Heliogravüre, 5 Lichtdrucken und 9 Holzschnitten
erhalten. Diese sind glücklich ausgewählt und vor-
züglich ausgeführt, so dafs dieses treffliche Buch sehr
geeignet ist, ein solides Urtheil über den herrlichen
Meister und seine unsterblichen Werke zu vermitteln.
Als Lieferungswerk erscheint die „Geschichte
der christlichen Malerei" von Dr. Erich
F r an tz, von welcher der erste Band vollendet ist.
Er verfolgt die christliche Malerei von den sie vor-
bereitenden Stadien und von ihren Anfängen in den
Katakomben durch ihre zahlreichen und mannigfaltigen
Entwicklungsstufen bis zum Schlüsse der romanischen
Periode. An der Hand der Denkmäler, die in dieser
Zeit vornehmlich in Wandmalereien, Mosaiken, Minia-
turen, Stickereien bestanden, und mit denen der Ver-
fasser sich in jeder Hinsicht, auch in ikonographischer
und technischer, durchaus vertraut zeigt, behandelt
derselbe auf diesem umfassenden Gebiete alle ein-
schlägigen Fragen mit grofser Sicherheit und in einer
durchaus originellen Weise, keiner Schwierigkeit aus
dem Wege gehend. Ueberall zeigt sich das Urtheil
von echt kirchlicher Gesinnung, von tiefer Auffassung
und von feinem Geschmack getragen. Die Beschreibung
der einzelnen Darstellungen ist eine so geschickte, die
Darstellung eine so fesselnde, dafs der Mangel an
Abbildungen nicht allzusehr empfunden wird. Trotzdem
wird gewifs die Erklärung, dafs ein Bilder-Atlas nach-
träglich das Illustrationsmaterial bringen soll, von
allen Seiten aufs freudigste begrüfst. Möge dem
feinsinnigen Verfasser die Gesundheit in hinreichendem
Mafse beschieden sein, um sein Werk zu vollenden,
und seine akademische Lehrthätigkeit auch in den
neuen Verhältnissen ungestört fortsetzen zu können!
Von dem „Grundrifs der Geschichte der
bildenden Künste" von Dr. Adolf Fäh sind
erst zwei Lieferungen erschienen. Sie behandeln in
knapper aber gründlicher und klarer, von zahlreichen
und guten in den Text aufgenommenen Abbildungen
erläuterter Darstellung die Kunst des Orients (Hebräer,
Aegypter, Assyrier, Babylonier, Perser, Inder), sodann

die griechische Kunst, ihre Architektur und
Plastik. Die charakteristischen Eigenthümlichkeiten
der einzelnen Stile und Richtungen werden scharf
markirt, die Grundsätze für ihre Beurtheilung dargelegt,
die Rechte der christlichen Anschauung überall gewahrt,
so dafs dem Bedürfnisse nach einem allgemeinen
kunstgeschichtlichen Lehrbuche auch für christliche
Leser vollauf entsprochen wird. (j

Handbuch der Schmiedekunst zum Gebrauche
für Schlosser und Kunstschmiede, gewerb-
liche und kunstgewerbliche Schulen, Archi-
tekten und Musterzeichner. Herausgegeben
von Franz S ales Meyer, Professor an der Kunst-
gewerbeschule in Karlsruhe. Mit 196 in den Text
gedruckten Abbildungen. Leipzig, Verlag von E. A.
Seemann, 18S8.
Die grofse Serie kunstgewerblicher Hand-
bücher, welche der unermüdliche Kunstverlag von
Seemann ankündigte, eröffnete das vortreffliche „H an d-
buch der Ornamentik" von Franz Sales Meyer. —
Demselben Verfasser ist auch das zweite in der Reihe
zu danken, das „Handbuch der Schmiedekunst",
welches auf 202 Seiten in knapper, klarer Fassung
zuerst ganz kurz das „Chemisch -Technologische in
Bezug auf das Material" behandelt, sodann die „Werk-
zeuge und Bearbeitung", ferner die „geschichtliche
Entwickelung der Kunstschmiedetechnik" in den ver-
schiedenen Stilepochen, endlich als den praktisch-wich-
tigsten, daher auch ausgedehntesten Abschnitt, „die
Hauptgebiete der Kunstschmiedetechnik". Das Buch
ist ungemein lehrreich durch seine sehr bestimmten,
gemeinverständlichen Unterweisungen, fast noch mehr
durch die grofse Anzahl guter Abbildungen in jeder Stil-
art und von den wichtigsten in den Rahmen der Kunst-
schmiedetechnik fallenden Gegenständen. Es wird daher
nicht leicht erfolglos um Rath gefragt werden, und in der
Regel zuverlässige Auskunft geben. Denjenigen, die das
Kunsthandwerk studiren, sei es daher angelegentlichst em-
pfohlen, noch mehr denen, die es auch ausüben ! —n.

Die diesjährige retrospektive Ausstellung in Brüssel,
deren Glanzpunkt die kirchliche Abtheilung bildet,
erinnert an die „Ausstellung kirchlicher Kunst-
gegenstände", welche das „k. k. österreichische
Museum für Kunst und Industrie" im vorigen Jahre
in Wie n veranstaltet hat (vergl. Bericht über dieselbe
in den Bonner „Jahrbüchern" Heft 74, S. 206—280).
Der dazu im Verlage von Carl Gerold's Sohn erschienene
illustrirte Katalog, der auf 110 Seiten 1250
Gegenstände in knapper Form, aber mit wissenschaft-
licher Gründlichkeit beschreibt, und von 44 der hervor-
ragendsten derselben gute Abbildungen theils im Text,
theils auf Extra-Tafeln bietet, kann wegen dieser
Vorzüge einen bleibenden Werth beanspruchen.

Im Anschlüsse an ihn sei der Katalog zum
bischöflichen Museum in Haarlem erwähnt, welchen
J. J. Graaf, Dechant zu Ouderkerk an der Amstel,
soeben unter dem Titel „Gids in het bisschop-
pelijk Museum vor kerkelijke Oudheid, Kunst en
Geschiedenis te Haarlem" in dritter Auflage ver-
öffentlicht hat. Dieser gut ausgestattete „Führer"
umfafst 404 Seiten, auf denen die Kunstgegenstände
des Museums, die Abgüsse wie die Originale, in ein-
gehender, durchaus zuverlässiger, weil sachverständiger
Weise chronologisch beschrieben und auch die „Prenten-
und Portrettenverzameling" sowie die „Teekeningen" und
„Bibliotheek" katalogisirt werden. Das gut geordnete
Museum verdient einen Besuch wegen mancher vor-
trefflicher mittelalterlicher Kunstwerke, namentlich aus
den Gebieten der Elfenbein- und Holzplastik, des Gold-
schmiedegewerkes und der illuminirten Kodizes. a
 
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