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Zeitschrift für christliche Kunst — 1.1888

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Humann, Georg: Gewölbemalerei in der Salvatorkirche zu Duisburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.3545#0157

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•2(53

1888.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr.

204

Schildern liegenden Streifen stören nämlich in
etwa die hakenförmigen Auswüchse, welche durch
die ausgeschweiften und eingeschnittenen Ränder
der Schildflächen sich ergeben haben. Und doch
wirken beim Ueberblick über das ganze Muster
jene die Wandfläche netzartig überziehenden
Zwischenräume viel intensiver als die Form der
Schilder selbst, da jene den Beschauer zugleich
mit dem stilisirten Blattwerk gleich positiver
Zeichnung entgegentreten.

Ein bei weitem gröfseres Interesse als jene
Dekoration dürfte die Gewölbemalerei bean-
spruchen, welche auf dem - mittleren der fünf
Joche des Langschiffes
zwischen Vierung und
Westthurm und auf den

beiden angrenzenden
Kappen noch erhalten
ist.1) Die hier darge-
stellten, von Ornamen-
ten umgebenen Engel
halten Spruchbänder mit
Versen des ambrosia-
nischen Lobgesanges in
den Händen und bilden
in vieler Hinsicht ein

höchst nachahmungs-
werthes Motiv!

Zunächst vom forma-
len Standpunkt aus be-
trachtet, kann man bei
Gewölbeflächen, wenn
solche nicht ausschliefs-
lich mit Ornamenten ge-
schmückt werden sollen,
mittels keiner anderen
figürlichen Komposition den Eindruck des
Leichten, den die kühn gespannten gothischen
Gewölbekappen auf den Beschauer hervorrufen
sollen, so sehr erhöhen, haftet keiner figürlichen
Zeichnung so sehr das Unkörperliche an, wie

•) Diese Malerei habe ich bereits in „Kunst und
Gewerbe", Organ des bairischen Gew.-Museums zu
Nürnberg (19. Jahrg. Heft I) besprochen. Doch da
an genannter Stelle nur eine kleine unvollkommene
Zeichnung der Gewölbemalerei gebracht werden konnte,
so mag hier eine bessere photographische Wiedergabe
nebst kurzer Besprechung gerechtfertigt sein. (Der
Lichtdruck ist nach einer in Rücksicht auf die stets
ungleichmäfsige Beleuchtung der Gewölbekappen vor-
züglich gelungenen Aufnahme des Hof-Photographen
Risse Nachf. in Duisburg hergestellt. Durch den gen.
Photographen sind auch Abbildungen der Figuren des
Salvator und des Christophorus zu beziehen.)

jenen nur als Brustbilder dargestellten Engelchen
mit ihren mächtigen Schwingen und weithin
flatternden Spruchbändern. Auch die lebhaften,
frischen Farben2) der Malerei auf der weifsen
Putzschrift bei dunklen, kräftig markirten Rippen,
die leichten, spielenden, aber doch klar und
entschieden gezeichneten Ornamente und der
Umstand, dafs ein grofser Theil des Gewölbes in
mafsvoller Weise ohne jeden Schmuck belassen
ist, alles dies vermehrt den Eindruck der Eleganz
und benimmt dem Gewölbe so sehr den Eindruck
der Schwere, dafs wir dort oben in der Höhe,
fast könnte man sagen, weniger ein aus Steinen
zusammengefügtes Ge-
wölbe als eine leichte
gleich einem Zeltdach
ausgespannte Decke zu
erblicken glauben.

Auch dürften der-
artige Engelfiguren mit
Flügeln, Ornamenten u.
Bändern sich schon des-
halb zu Gewölbedeko-
rationen eignen, als sie
sich leicht jeder Flächen-
form anpassen lassen und
auch die auf starke ge-
bogenen Kappen unver-
meidlichen Krümmun-
gen der Figuren bei
Wahl dieses malerischen
Vorwurfes sich weniger
unangenehm bemerkbar
machen.

Schon auf der Abbil-
dung läfst sich leicht
erkennen, dafs nur die vier mittleren Figuren
von demselben Künstler, die beiden seitlichen
aber von je einer anderen Hand herrühren. Am
auffallendsten unterscheidet sich von den übrigen
Darstellungen die edel gezeichnete Figur, welche
unrestaurirt gelassen ist und auch auf der Ab-
bildung sich als solche leicht zu erkennen gibt.
Man gewahrt hier sofort, dafs die Flügel in zier-
liche Federspitzen auslaufen, dafs das Spruch-

2) Da nur die verhältnifsmäfsig geringen Ueber-
reste der Duisburger Wandmalerei, nicht zugleich die
übrigen Theile der Kirche, entsprechend ausgemalt
werden sollten, so hat nur eine leichte Uebermalung,
bezw. Ergänzung nicht mehr erhaltener Stellen jener
Malerei stattgefunden. Der ehemalige Zustand ist da-
her aus der beigefügten Lichtdrucktafel nicht in jeder
Hinsicht zu erkennen.
 
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