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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 40.1929

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Rading, Adolf: Ein Landhaus in Breslau
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https://doi.org/10.11588/diglit.10701#0090

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INNEN-DEKO RATION



professor adolf rad1ng-breslau haus kr1ebel-breslau. westfront

Luft ist nicht mehr Unerforschtes, Fremdes, Ge- Musikzimmer werden durch beiseite zu klappende
miedenes; die Natur ist nicht mehr Unbekanntes, Falttüren verschlossen, sodaß nach Belieben die
sondern vielfältig Ergründetes, alles andere als Selbständigkeit der Zimmer aufgegeben werden
feindlich. Die Sonne: bekannter Teil der Materie, kann. Vom Speisezimmer gelangt man über eine
wie wir selbst. Erde, Luft und Himmel sind — große Sitzterrasse unmittelbar in den Steingarten,
uns zugehörig — Teil unseres Erlebens. Unsere Grundsätzlich anders ist nur das kleine Damen-
Häuser bauen sich auf aus einer Umgebung von zimmer aufgefaßt, in dessen Grundrißform sich
Erde, Blumen, Bäumen und Wasser, sie öffnen sich schon seine Abgeschlossenheit dokumentiert. Man
der Luft und der Sonne, sie sind einfach in diesem, erreicht es durch eine unauffällige Tür vom Wohn-
nicht in technischem Sinne. Sie sind Teil der zimmer aus. Fast die Hälfte des Raumes wird
Natur, aus ihren Zusammenhängen nicht zu lösen, ausgefüllt durch eine niedrige, eingebaute, weich-

* gepolsterte »couch«; eine Vitrine und Bücherre-
Das »Haus Kriebel« in Breslau ist, gale bilden die Wände. Das große, halbrunde,
obwohl halbstädtisch, aus solchen Gedanken- niedrige Fenster vermittelt die Aussicht nach dem
gängen entstanden. Es hat nach Süden drei ab- Steingarten, aber die Brüstung ist so hoch, daß —
gestufte Terrassen zum Garten, an den sich jen- im Gegensatz zum Wohnzimmer — der Liegende
seits der Straße der große Scheitniger Park an- nur die Zweige der Bäume und den Himmel beo-
schließt. . Das breite, zweiteilige Fenster des bachten kann und nichts mehr vom Erdboden wahr-
Wohnraumes ist wie das Schlafzimmer-Fenster nimmt. Das Fenster ist hier nicht Öffnung, sondern
und Speisezimmer-Fenster nach unten in die Brü- durchsichtige Wand. . Das Obergeschoß ist aus
stung versenkbar. Im Wohnraum ist die Brüstung dem Grundriß ersichtlich, es enthält: Schlafzimmer
nur 40 cm hoch, sodaß bei heruntergezogenem für vier Kinder mit eingebauten Möbeln, Anschluß
Fenster das ganze Wohngeschoß sich in eine an die große z. T. mit Glas (doppelte Decke) über-
große »Wohnveranda« verwandelt u. überall von deckte Sonnenterrasse, Kinderbad und das große
Luft durchstrichen wird. Denn die großen Off- Eltern-Schlafzimmer mit Bad und anschließen-
nungen zwischen Wohnzimmer, Speisezimmer und dem Gymnastik-Raum im Freien. . . adolf rading.
 
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