Getreues Kreuze, beuge deine Arme,
Beuge dich herniedcr,
Deines Herren Mutter laß dich erbarmen,
Gib mir ihn herwieder.
Deinen großen Schatz mit mir teile,
Der dir so wohlfeile,
Den toten Leichnam gib du mir,
Das heilige Blut behalt du dir,
So sind wir beide reiche.
Laß mich nun von neuem grüßen
Das Herz, die Hände und die Füße,
Jch muß alle die Wunden hohl
Mit meinen Thränen füllen wohl,
Eh er mir entweiche.
(Hoffmanns „Fundgruben^ II (Breslau (837s S. 265):
Ach du harter Kreuzebaum,
Wie hast du dich auseinander gethan,
Davon ich viel groß Jammers han.
Ach wüßtest du an dieser Statt,
Was man an dich gesperret hat,
Du thätest deine Arme zusammen nun
Und licßest mein licbes zartes Kind ruhn.
Es müßten sich hübsche kleine Anschauungsbilder dichterischer Ent-
wicklungen dadurch herstellen lassen, daß ein verständnisvoller Fachmann
solche dichterische Einzelprobleme in verschiedenen Lösungen vorführte,
zahlreicheren, als mir möglich war. A. Bonus.
vrei Lilieii.
Drei Lilien. Das klingt poetisch, ästhetisch, spmbolistisch, läßt an hyste-
rische Lyrik und an Dekadentinnenhände denken, die müdc drin blättern, an
prärafaelitische Bilder mit übcrschlanken Müdchen, — und ist doch ein Ge-
schäft, reinste Prosa, eiu Notengeschäft, ein Musikoerlag, der drei stilisierte
Lilien in der Firma führt.
Ja, von Lilien wird niemand satt; das wußten auch die Komponisten,
die sich zu diesem neuen Unternehmen zur Verwertung ihrer künstlerischcn
Schöpfungen zusammenschlosseu. Es scheint mir, denn ich weiß nichts Be-
stimmtes darüber, eine Art Genossenschaft zu sein, eine Genossenschaft prak-
tischer und glücklicher Art, die sich von dem Drucke, den die Grundsätze der
Musikalienverleger ausüben, frei machen will. Jch vcrmute wenigstens, daß
in diesem von Max Marschalk geleiteten Verlagsunternehmen der Ertrag einer
Komposition mit dem Absatz der Exemplare steigt, daß also „die Auflagc/
von der die Verleger seinerzeit ebenso weise, wie unklug sagten, sie sei ein dem
Musikalienhandel völlig fremder Begriff, nun doch seine Rolle zu spielen be-
ginnt. Wenn dem so ist, dann ist das Unternehmen mit außerordentlicher
Freude schon darum zu begrüßen, weil eS die Besscrung der materiellen Lage
der Komponisten mit den rechtcn Mitteln erstrebt, und nicht, wie die be-
kanntcre „Genossenschaft" versuchte, die gänzlich unlogischc, undurchführbare
und rechtlose AufführungStantiöme von den 5tonzertanstalten fordert.
Aunstwart
380
Beuge dich herniedcr,
Deines Herren Mutter laß dich erbarmen,
Gib mir ihn herwieder.
Deinen großen Schatz mit mir teile,
Der dir so wohlfeile,
Den toten Leichnam gib du mir,
Das heilige Blut behalt du dir,
So sind wir beide reiche.
Laß mich nun von neuem grüßen
Das Herz, die Hände und die Füße,
Jch muß alle die Wunden hohl
Mit meinen Thränen füllen wohl,
Eh er mir entweiche.
(Hoffmanns „Fundgruben^ II (Breslau (837s S. 265):
Ach du harter Kreuzebaum,
Wie hast du dich auseinander gethan,
Davon ich viel groß Jammers han.
Ach wüßtest du an dieser Statt,
Was man an dich gesperret hat,
Du thätest deine Arme zusammen nun
Und licßest mein licbes zartes Kind ruhn.
Es müßten sich hübsche kleine Anschauungsbilder dichterischer Ent-
wicklungen dadurch herstellen lassen, daß ein verständnisvoller Fachmann
solche dichterische Einzelprobleme in verschiedenen Lösungen vorführte,
zahlreicheren, als mir möglich war. A. Bonus.
vrei Lilieii.
Drei Lilien. Das klingt poetisch, ästhetisch, spmbolistisch, läßt an hyste-
rische Lyrik und an Dekadentinnenhände denken, die müdc drin blättern, an
prärafaelitische Bilder mit übcrschlanken Müdchen, — und ist doch ein Ge-
schäft, reinste Prosa, eiu Notengeschäft, ein Musikoerlag, der drei stilisierte
Lilien in der Firma führt.
Ja, von Lilien wird niemand satt; das wußten auch die Komponisten,
die sich zu diesem neuen Unternehmen zur Verwertung ihrer künstlerischcn
Schöpfungen zusammenschlosseu. Es scheint mir, denn ich weiß nichts Be-
stimmtes darüber, eine Art Genossenschaft zu sein, eine Genossenschaft prak-
tischer und glücklicher Art, die sich von dem Drucke, den die Grundsätze der
Musikalienverleger ausüben, frei machen will. Jch vcrmute wenigstens, daß
in diesem von Max Marschalk geleiteten Verlagsunternehmen der Ertrag einer
Komposition mit dem Absatz der Exemplare steigt, daß also „die Auflagc/
von der die Verleger seinerzeit ebenso weise, wie unklug sagten, sie sei ein dem
Musikalienhandel völlig fremder Begriff, nun doch seine Rolle zu spielen be-
ginnt. Wenn dem so ist, dann ist das Unternehmen mit außerordentlicher
Freude schon darum zu begrüßen, weil eS die Besscrung der materiellen Lage
der Komponisten mit den rechtcn Mitteln erstrebt, und nicht, wie die be-
kanntcre „Genossenschaft" versuchte, die gänzlich unlogischc, undurchführbare
und rechtlose AufführungStantiöme von den 5tonzertanstalten fordert.
Aunstwart
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