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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,2.1902

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Heft 13 (1. Aprilheft 1902)
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Rundschau
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Unsre Noten und Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.8191#0060

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an, denn die Zeitverhältnisse änderten !
sich, und die Künstler, Idealisten wie
sie waren, verstanden nicht genug, die !
„peinliche Ausnutzung jeder geschäft-
lichen Konjunktur/ während doch schon
im Altertum ein Aetion mit seiner j
Aleranderhochzeit „zwei Fliegen mit
einer Klapps schlug," nämlich Kunst
und Geschäft zugleich machte. Da j
werdc die neue Einrichtung helfen! ^
„Wieder reicht die Jndustrie der ^
heimischen Kunst die starke Hand, die
engen Schranken, in der sie gefesselt j
war, reißt sie nieder, um sie ans Licht,
an die Freiheit zu führen." So möge
sie denn werden „eine Weihestätte
edelster Kunstl" . . .

Auf diese Rede von der Licht und
Freiheit in die Kunst tragenden Jn-
dustrie folgten nun weitere eines ^
Kommerzienrats, des Oberbürger- I
meisters und des Erzbischofs, dann I
aber erhob sich der Herr Minister von
Rheinbaben. Ja, sagte er, der Geist j
der hier lebt: „es ist der alte Geist,
der Geist des wahren Jdealismus/
sagte er. Möge die Düsseldorfer Kunst
so bleiben! Möge sie sich nicht von
den Götzen des Tages blenden lassen!
Geloben wir das I „Die Bestrebungen

auf künstlerischem Gebiete, wie sie hier in
Düsseldorf verfolgt werden, licgen
genau auf der Linie, wie Seine Maje-
stät der Kaiser die Kunst sich entwickeln
zu sehen wünscht. Seine Majestät hat
auf die wahren Jdeale hingewiesen
und vor den falschen Jdealen in der
Kunst gewarnt. Wenn wir geloben,
auf diesem Wege zu bleiben und Alles
zu pflegen in der Kunst, was wahr
und echt ist, dann sind wir, dann sind
die Künstler Düsseldorfs die treuen
Diener unseres kaiserlichen Herrn."

Wie wir hören, wird nun auch
die Düsseldorfer Kunstakademie ihren
Lehrplan nach großen Gesichtspunkten
umgestalten. Erste Abteilung: Tech-
nisches. „Einfache und besonders
doppelte Buchführung," „Wie erfahre
ich den Geschmack des Käufers S," „Die
Konjunkturen auf dem bemalten Lein-
wand-Markt," „Wie erhalte ich die Zu-
friedenheit der Börse?," das sind, wie
uns verraten wird, einige der Titel
neuer Lehrkurse. Zweite Abteilung:
Jdeales. Hier wird sich der Unter-
richt einfacher gestalten künnen, da
man dafür Herrn Professor Knackfuß
als den über diese Dinge authentisch
Jnformierten gewonnen hat. A.

Ansre jVolen unä kilcler.

Unsere Notenbeilage bringt diesmal „Siegfricds Schwert" als eine
Probe aus dem ersten Bande der Plüdd emannschcn Balladen, die wir
unsern Lesern schon wiederholt und diesmal in einem Hauptartikcl ans Herz
gelegt haben. Wie kann es geschehen, daß man einem Stück von solcher
urkrästigen Frische nirgends im Konzertleben begegnet? Schon in dcn ersten
Takten ist der rechte Ton angeschlagen: das kecke Heldcnthema dient als Leit-
motiv, in formaler Hinsicht als Ueberleitungsglied zwischcn den einzelnen Vers-
paaren. Man beachte besondcrs dieharmonische Umbildung und Vergrößerung, die
esnach „macht er einSchwert so breit und lang" crfährt; jetzt, mit dem Schwertbcsitz
ist der Held erst fertig, er reckt sich m seiner prangenden Stärke auf, — und nun
kann's losgehn! All das sagten uns die paar knappen Akkorde in überzeugender
Anschaulichkeit. Wie sinnfällig und — wie einfach! die fast chorischc, rüstig

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