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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,2.1902

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Heft 21 (1. Augustheft 1902)
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Rundschau
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Unsre Noten und Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.8191#0456

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sich gerade in ihnrn recht viel von
dem Deutschtume, auch von dem Konser-
vativenimDeutschtume, das wir lieben.
Schlcchtweg die unsere nennen wir
auch die Kunst der Böcklin uud Lteller
mit dem Rechte der Licbe, die unS sagt:
das ist deineS Wesens. Und als
ihreS WesenS haben diese Großen
selbft unscre Großen gefühlt. Wenn
noch mehr Jahrhunderte verrollt sind,
wer iveiß, ob nicht dann ein Geschichts-
schreiber des Deutschtums als dcssen
hvchstes Schicksalsglück bezeichnen wird,
daß es sich in zwei wichtigen Ent-
wicklungen neben einandsr entfalten
konnte, in der nwnarchischen des großen
Reichs und in der republikanischen der
Schweiz. Uns allen aber sollt' es sich
immer tiefer und fester ins Bewußtsein
wurzeln, daß wir uns nicht zu verdrän-
gen, daß wir uns zu ergünzen haben. A.

^ Der Dohnenstieg.

Der Vermerk in unserm ty. Hefte
in Sachen des Nogelschutzes weist eine
Lücke auf. So sehr wir auch den häß-
lichcn Singvogelfang der Jtaliener ver-
urteilen, so müssen wir doch immer
bedenken, daß auch bei uns durch den
Dohnenstieg ein Singvogelsang be-
trieben wird, der kcine Entschuldigung
verdient. Den mörderischen Pferde-
haarschlingcn sällt vor allem einer
unserer besten Waldsänger, die Sing-
oder Graudrossel, zum Opfer. Min-
destens die Hälste aller im Dohnen-
stieg umkommenden Drosseln sind Sing-
drosseln. Es ist gleichgültig, ob es sich
um die bei uns oder die in Norwegen,
Schweden, Finnland u. s. w. brütenden

Singdrosseln handelt, denn wir haben
doch wohl auch kein moralisches Recht,
den Nordlandsleuten ihre Sänger weg-
zufangen, um sie aufzucssen. Auch die
Weindrossel, die Amsel, die Mistel-
drossel, die Schilddrossel und der echte
Krammctsvogel sind Sünger, schon
deswegen sollten wir sie schonen, Dann
abcr auch, weil sie nützliche Vögel sind.
Zunächst, sie vcrtilgcn allc eine Menge
Ungeziefer, ferner, die Drosseln sorgen
für die Verbreitung der beercntragen-
den Sträucher und Bäume, tragen also
zur Verschönerung der Landschaft bei.
Wo sie, wie in Weingegcnden, schüd-
lich werden, sollte es erlaubt sein, sie
mit der Flinte zu erlegcn, der Dohncn-
stieg könntc abcr im Tcutschen Reiche
ebenso wohl verboten werden, wie man
die Lerchengarne und die Meisenhütte
verboten hat. Es ist bedauerlich, daß
wir keine Statistik des Dohnenstiegs
haben; es wäre interessant, zu erfahren,
wie viele Drosseln, Seidenschwünze,
Rotkehlchen, Mönche, Blaukehlchen,
Dompfaffen, Spechtmcisen, Spechte,
Meisen und andere nützliche und hübsche
Vögel jeden Herbst vernichtet werden.
Die Folgen des Dohnenstiegs machen
sich übrigens dadurch bemerkbar, daß
der KrammctSvogelfang von Zahr zu
Jahr weniger lohnend wird, svdaß vicle
Förster von dicscr Itebensinnahme ab-
sehcn. Ein allzu großer Widerstand
der Bcrufsförstcr wäre also wohl kauni
zu erwarten, wcnn die Vogelschutz-
vereine encrgisch für ein Verbot deS
Dohnenstie^es wirkten.

lsermanu Löns.

Niisrs j^orsn unci kiMer.

Die heutige Notenbeilage dient als Jllustration des AufsatzeS über die
Veröffentlichungen des Dreililien-Verlags. Artur Schnabel gehört zu
den jüngsten Modernen, zeichnet sich aber dadurch aus, daß er sich von Maß-
losigkeitcn sernhält und in eine wirkliche musikalische Form zu bringen weiß,
was bei viclen sonst „Stimmungsbrei" bleibt. Das vorliegende Lied ist in
seinem klarcn drciteiligen Aufbau, der harmonischen Geschlossenheit und der
Einheitlichkeit des motivischen Marerials ein Beispiel dafür. Daß trotz dieser
Solidität die moderne Stimmungsfeinheit nicht leidet, zeigt die Deklamation
und die harmonische Ausgestaltung der einzelnen Gedichtzeilen. Als Stimmungs-
Aunstwart
 
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