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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,2.1902

DOI Heft:
Heft 13 (1. Aprilheft 1902)
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Avenarius, Ferdinand: Sprechsaal: letztmals: der "Türmer" und wir
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https://doi.org/10.11588/diglit.8191#0033

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Sprecksaal.

cter „^lürmer" uncl rvir.

Unsern Aufsatz (Kw. AV, to) schlossen wir mit der Bitte an Herrn
von Grotthuß. bei nochmaligem Rechtfertigungsversuch die Sache und die
Wahrheit fester im Auge zu behalten. Jn seinem Märzhefte bringt nun der
„Türmer" eine neue abermals vier und eine halbe Seitcn lange Neplik. Unsre
Bitte abcr ist leider vergeblich gewesen, und so müssen wir mit dem Bckcnntnis
beginnen: in dem Menschen Grotthutz haben wir uns geirrt.

,. Es ist nicht wahr, daß ich irgendwelchesachlich e Erwiderung des
Herrn von Grotthutz auf meinen Angriff den Lesern des „Kunstwarts" vor-
enthalten hütte. Der „Kunstwart" schrieb, was Herr von Grotthutz
seinen Lesern vorenthält: „Die Sache, um die sich's handelte, war durch
unsre Frage umschrieben: »Jst das öffentliche Zitieren von Privatbriefen
zu Reklamezwecken ein Unfug oder ist's keiner?« Weshalb ich's meinerseits
für einen Unsug halte, das sagte der Satz: rWohlwollen, Höflichkeit, auch
konventionelle Redensart stehen unter ganz andern Bedingungon, wenn man
dem unmittelbar Beteiligten unter vier Augen eine Meinung sagt, als wenn
man unter sachlicher Verantwortung vor der Oeffentlichkeit ein Bckonntnis
ablegt.« Herr von Grotthutz schreibt vier und eine halbe Druckseite lang
gegen mich, aber auf diese Gründe antwortct er nichts. Hat sich Herr
von Grotthuh nie gefragt, warum der anständige Arzt, Pfarrer, Rechts-
anwalt, Künstler Dankesbriefe nicht abdrucken läßt, und wenn's den
Einsendern noch so recht wäre? Darum handelt sich's." Und darauf hat
Grotthutz nichts erwidert. Statt einer Antwort crürterte er vielmehr, wie
gerade seine Selbstziticrung im „Türmer" beweist, dcn Wert, der Privat-
äußerungen unter Umständen zuzusprechen sei. Diescr Wert oder Unwert ist
aber zur Sache selbst völlig gleichgiltig, denn „der anständige Arzt, Pfarrer,
Rechtsanwalt, Künstler" druckt bekanntlich zu öffentlicher Reklame auch an
und für sich richtige Privatbriefe nicht ab. Die betreffenden Sätze versuchten
demnach eine Ablenkung von der eigentlichen Frage, warcn also keine
sachliche Erwiderung, waren zur Sachc belanglos.

2. Trotzdem stand es Herrn von Grotthutz vollkommen frci, auch diese
seine Sätze und alles, was er sonst etwa zu sagen wünschte, im „Kunstwart"
gedruckt zu sehen. Jn Heft 6 meines Blattes auf Seite 518 habe ich ihm
öffentlich erklärt: „Uebrigens stelle ich Herrn von Grotthutz zu dem
Versuche, sich zu rechtfertigen wie zu seinen Ängriffen gegen
mich auch den »Kunstwart« selber zur Verfügung." Warum be-
nutzte das Grotthuß nicht, warum bot er mir nicht das Glciche an? We r
von uns fühlte sich schwach? Jedenfalls ist cs cinc weitere thatsächliche Un-
wahrheit, wenn Herr von Grotthutz mir den Mstt abspricht, scine Abwehr
und seine Angriffe den Lesern des „Kunstwarts" zu untcrbreiten.

Z. Dicse Thatsachen lagen unmißverständlich klar. Wenn ste Herr von
Grotthutz trotzdem nicht berücksichtigte, so lützt sich dic Annahmc kaum ver-
meiden, datz or die Unmahrheit wissentlich gcsagt hat, obgleich er daran
ehrenrührige Beschuldigungen knüpstc. Die einzigc Müglichkeit, sein Verschuldcn
zu dem eincr groben Fahrlässigkeit zu ermätzigen, bietet die Annahme, datz
ihn in der Erregung jede Besonnenheit verlassen hat. Eine Anzahl Aeußerungen
und der ganze Ton seiner weiteren Erwiderung sprechcn auch dafür. Es wird
Sache mcines Gcgners sein, sich in diesem Falle zu seiner Uebereilung unter
Aunstwart

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