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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,2.1902

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Heft 22 (2. Augustheft 1902)
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Rundschau
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Unsre Noten und Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.8191#0509

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Jch haüe Grotthuß immer noch ^ mich rcinigen. Aüer Eines zu ver-
üüerschätzt. Jm Julihefte dcs »Tür- i stecken rcichte dcr Komüdiantenmantel
mers" stcllt er sich nüederum, als vsr- I doch nicht aus, und dieses Eine ist eine
schmiege ich was Wichtiges, verschleiert j schlichte Thatsache. Grotthuß münscht
er, datz er mich im „Türmer" nicht ! keine Wahrheitsermittlung vor Ge-
antmorten ließ, mährend ich ihm im ^ richt, Grotthuß klagt nicht.

„Kunstmart" von Anfang an das Wort i Jn der Studentensprache nennt man
ohne jede Einschränkung für i das „kneifen," im öffentlichcn Lcbcn
Abwehr mie Angriff frei ließ, nimmt ! gibt es dafür cinen halbhumoristischen
er wieder die Pose an, als mollte ich i Ausdruck nicht mehr. 21.

Ansre st^oren uncl Viläsr.

Unscre Notenbeilage bringt diesmal eine Probe aus einer Violinsonate
von Enrico Bossi, dem neuaufgehenden Stern üer außerthcatralischen Musik
Jtaliens, dem Georg Göhler im XIV. Jahrgang des Kw. eine ausführliche
Charakteristik gewidmet hat. Unsere ülteren Leser werden diesen Aufsatz daher
mit Nutzen wieder nachschlagen.

Zugleich führen wir einen schr begabten jungen deutschen Liederkompo-
nisten, Theodor Streicher hier cin, vorläufig mit eincm einfachcn Liedchcn,
das man zart und anmutig wie es ist, mit jedcm Hören lieber geivinnt, wenn
es auch Streichers ganze Kraft natürlicherweise nicht auslöst. Wir werden sie
bald an umfangreicheren Beispielen im Kw. darthun. Hicr sei nur kurz darauf
hingedeutet, wie sich der Tonsatz am Schluß durch Wiedereinlencung in die
Eingangsmelodie formal abrundet, wie die musikalische Phrasierung mit der
sprachlichen übereinstimmt, wie fein die Modulation die wechselnden Gedanken
des Textes begleitet, wie das Entschweben des kleinen LiedgeisteS durch die
Höhcrlegung des Klavierparts geschildert wird, wie die oft volksliedhaft schlichte
und ruhige Linie der Singstimme durch reicheD harmonisches Lebon an indivi-
üuellem Leben gewinnt. Nur an einigen Stellen, die der Bortrag erst ein
wenig auszugleichen hat, deckt sich der melodische Umriß nicht ganz mit dem
sprachlichen Äusdruck, ich meine dort, wo cine Folge von je zwei Achtelnoten
auf eine Silbe mehr dem Bedürfnis des melodischen Flusses als dem Nhythmus
eincr natürlichen Deklamation entspricht, z. B. „zum Abendrot/ „das Heimwch."

Daß wir unsorm heutigen Hefte zwei Landschaftsbildcr von Edmund
Steppes beifügen, soll ebcnsowcnig ein unbedingtes Lob bedeuten, wie die
Beifügung dcs Bildes nach Atunch in unserm vorigen Hefte. Weber hat eben
erst (in seinem Münchner Ausstellungsberichte) von Steppes gesprochen und
unsre Bedenken gegenüber all den Einflüssen nicht verhehlt, dic in die Bilder
von Steppes zwischen seine cigenen Wellen strömen. Aber gerade, weil hier
so klar liegt, was nicht Steppcs, sondern Böcklin, Haider, Thoma ist, gerade
deshalb ist es interessant, diese Bilder zu besehen, denn zwischcn den allzu
walzenartigen Stämmen gibt sich an all dem Fremden vorbei der Ausblick auf
etwas, das Böcklin, Haidcr, Thoma trotz all ihrer Verschiedenheit gemein-
sam eignet, das aber in ihren Bildern von dem Bosonderen übertönt wird. -
So kommt es, üaß uns Steppes' Bilder geradezu wie typische deutsche ^
LandschaftSmalerei anmuten, sie sind vortresstich geeignet, zu diesem Be-
griff eine Anschauung zu geben. Das Persönliche ist übrigens immerhin stark
genug in ihnen, um auch für den besonderen ernst und ehrlich arbeitenden^
Künstlcr zu interessieren, dcssen Eigenart fich unzweifelhast noch in ganz sclbst-
ständiger Erscheinung hcrausarbeiten wird. "

Die drei Bilder zu dem Rundschau-Aufsatze „Potsdamerisches" bespricht
dort „Boreas". Wir werden uns in Zukunft häufiger erlaubcn, zur Betrach-
tung starker Entgleisungen auch „öffentlicher" Kunstpflege ein p. t. Publikum
einzuladen. _

c- Dic Kunst und dic tlcinen Srädw. Bcm Erich Schlnitjcr. greic Büchcrhnllcn.

(Schluß.) Von E. Knlkschmidi. — GinsePPc MarMcci. Von G. Gölster. — Losc
Blättcr: Aus Goethcs Iugcndbricsen. — Rundschnu. — Notenbcilnlien: Enrico Bossi. Sonnte 1<!-iuoII
für Violine nnd Pinnofortc, e. Satz; Theodor Strcichcr, „Dns Röscheu dns du inir gcschickt." —
Bildcrbcilacien: Ednnnid StcppeS, pvci Lnndschnften: drei Abbild. zn dcm Auf'atzc „Potsdanicrischcs."

Vrraniwocil.: oer oerausgcLer g erd. Ancnnrius m Tresden-Blaiewip. chttrreoaticure: mr iNuuk:
vr. Richard Batka in Prag-Weinberge, für bildcnüe Kunst: Paul Schultze-Naumburg
in Brrlin. — Scndungen für dcn Tcxt an dcn Herausgeber, übcr Musik an vr. Batka.

Druck und Verlag von Georg D. W. Callwep in München.
 
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