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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,2.1902

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Heft 16 (2. Maiheft 1902)
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Lose Blätter
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8191#0195

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Posthalter. Was? Sie werden aber doch ....

Rettinger. So einen Lumpen strafen!

Po sth a lt e ri n. Und 'm G'fängnis übergeben!

G ö tz e n s p e r g c r. Dem g'hort nix anders!

Amtsrichtcr. Lassen Sie mich los!

P o sth alt e r i n. Herr Amtsrichter!

Posthalter. Jch bitt Sie!

tzies (drängt sich gewaltsnm von rechts durch den tobenden Ring mit
einem großen Zettel in dcr Hand herein. Sehr crregt). Herr Posthalter, Herr
Posthalter, der Zettel, der Zettel, ha da . . . . da draußen an der Thür g'steckr!

Posthalte r. Was willst denn du jetzt mit dem Zettel? Laß mi aus!

Hies. Ja, aber der Zettel .... schauen's 'n näher an, 's is ja a
Habcrerzcttel! (Ein furchtbarer Schrei geht durch dic Menge).

Posthalter. A Habcrerzettel, was?

Amtsrichte r. Wo ist ein Habererzettcl? Her damit!

Hcrr vonBeck (hat Hies dcn Zettel entrissen und liest unter all-
gemeiner Spannung). Dem Posthalter Schlegel, seincr Frau nnd seinen edlen,
getreucn Freunden, dic so tapfer zu ihm halten . . .

Rettinger. Was? >

Amtsrichter Oho? l (zugleich).

Pfarrer. Wie?

Herr von Beck.kurz der ganzen Sippschaft . . .

Amtsrichter und Pfarre r (schrcien). Hören Sie auf!

Herr von Beck . . . wird hiermit für die nächsten Tage .... das
Habcrscldtrciben angekündigt.

Alle (schreien durcheinander). 's Haberfeldtreiben, 's Habcrfeldtreiben!
habt'S g'hört? 's Haberfeldtreiben!

Wally (nach vcrrauschtem Tumult, so laut, daß ihre Frage um so
drolligcr klingt). Mama, was ist dcnn des, 's Haberfcldtrciben?

Frau Wanningcr (gibt ihr mit einem wütendcn Blicke zu verstehen,
sie solle still sein).

Seehanscle (von dcm totbleichen Posthaltcr wieder losgclassen,
taumclt nach vorne). Was dös is? . . . hi, hi, hi . . . . Was dös is? . . . .
dös werd' jetzt der Posthalter mit seiner Frau scho' schgn! (Unter allgemeiner
Bewegung fällt der Borhang sehr schnell.)

Lrteratur.

* Endlich cine guteAntho-
logie!

Von allen „Branchen" unsrerBücher-
niacherei arbeitet kcine so miserabel,
wie unsre Anthologieen-Fabrikation.
Was sich von Blütenlesen in Gold-
schnirt und mit Bildcrchen an den
Backfisch heranmacht (aus dem doch
schließlich mit der Zeit eine ihrerseits
crziehende Frau wird), das ist fast
ohne jede Ausnahme nicht zum Be-
LuustwarL

schrciben schlecht nnd trügt unzweifel-
haft an hem tzeruntorkommen unsrer
literarischen Bildnng cincn sehr großen
Teil der Schuld. Kaum rcdenswert
bcsser steht's mit dcn Schulanthologieen:
sind diesc zumcist nicht gcwisscnloS
sreche Geschäftcmachcreien, wie dic
meisten Backfischbüchcr, so sind sie
dafür von altgeivohnten Vvrurteilen
abhängig, gegcn die auch dcr einsichtige
Einzelne nur bei starker Entschlossen-

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