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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,2.1902

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Heft 23 (1. Septemberheft 1902)
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Schumann, Paul: Vom deutschen Bauernhause
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Batka, Richard: Sprechsaal: in Sachen der Konzertprogramme u.s.w.
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https://doi.org/10.11588/diglit.8191#0532

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Voraussichtlich rvird dieses auch uusere wisseuschastliche, kulturge-
schichtliche Erkeuutnis förderu. Nach unscrm gegeuwärtigeu Wisseu siud
zwei Haupttypen des deutschen Baueruhauses zu uuterscheiden: das
sränkisch-thüringische und das sächsische. Das frünkisch-thüringische Bauern-
haus kennzeichnet sich durch seine Zugehörigkeit zu einer geschlossenen
Hofstätte und seine Querteilung: das Untergeschoß (Küche und Flur in
der Mitte, Stall und Stube zu beidcn Seiten) in Stein, und für die
Stube lange noch Blockbau zwischen Ständern, das Obergeschoß bis in
die Neuzeit Holzbau in Form des Nicgelwcrkes. Das allemannische,
das algäucr und das schweizer Bauernhaus sind weitere Entwickelungen
des fränkisch-thüringischcn Tchpus. Das sächsische Bauernhaus kennzeichnct
sich dagegen durch die hallenförmige Längsteilung und die Diele, welche
ursprünglich den ganzen Bau durchzieht. Besondere Abarten sind das
dithmarsische und das holsteinische Bauernhaus. Das hessische stellt einen
Uebergang vom sächsischen zum fränkischen, das westfälische einen solchen
oom hessischen zum holsteinischen Bauernhause dar. An diesen Grund-
linien wird voraussichtlich die ihrem Abschluß zugehende Forschung nichts
ändern. Jm einzelnen aber wird sie unzweifelhaft unsere Erkenntilis
vertiefen, wohl auch die Zusammcnhänge zwischen germanischer und
slawischer Bauweise weiter klären.

So dürfen wir das Werk des Verbandes dcutscher Architctten-
und Jngcnieur-Vereine als cin sehr bedeutsames Unternehmen nach der
üsthetischen wie nach der vaterlündischen und historischen Seite hin be-
zeichnen. Es wird auch die Bestrebungen, denen wir von Anbeginn an
im Kunstwart und bald auch im Dürerbund nachgchcn, müchtig fördern.
Herzlichen Dank darum all den deutschen Münncrn, die sich um sein
Zustandekommen seit nunmehr zehn Jahren so thatkräftig bemüht haben!

jdaul Scknmann.

Lprecksaal.

In 8acken cker Uonrertprogranirne u.s. w.

l- Jch halte es für sehr bedauerlich, daß Hcrr H. Pudor im t-t- Heft des
Kunstwarts bei Konzerten die Partiturcn der aufgeführten Wcrke verteilt wissen
rvill. Selbst iveim man imstande ist, eine Partitur zu lesen, ivozu es jahre-
langer Uebung bedarf, sollte man sich hüten, es zu thun, dcnn ivcnn die Augcn
beschäftigt werden, kommt das Ohr entschieden zu surz. Ein kunstverständiger
Hörer wird die Partitur zu Hause vor und nach dem Konzert studiercn, da-
gcgen im Konzert selbst die Augen auch vor äußcrlichen Wirkungen des Saales
schützen; er wird sie schließen, damit daS Ohr recht hören kann.

Was cine Partitur nun bei den drei Bierteilen dcr Amvesenden soll —
soviel sind cs wenigstens im Konzert, die das Partiturlesen nicht gründlich
gelernt haben — das weiß ich nicht. Diese Leute verfolgen die Noten-„Bilder"
und freuen sich königlich, wenn mal etwas gestimmt hat. Wie will Herr Pudor
diesen Leuten das musikalische Hörcn beibringen? Nein, wers gelernt hat, der
studiere zu Hause, und wers nicht gelernt hat, der genieße die Musik mit dcm
Ohr während des Konzertes und nehme diese Offenbarungen eines Künstlers
in sich auf mit der Seele! Was schiert ihn die Aufzeichnung dicser Musik?
Wenn jemand ein Schauspiel anhvrt, soll er da auch mit dem Tcxtbuch in der
Hand die Worte verfolgen? Lachen Sie nicht! Dies ginge noch, dcnn Lesen
Runstwart

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