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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,2.1902

DOI Heft:
Heft 15 (1. Maiheft 1902)
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Schliepmann, Hans: Die Kunst und die Berliner Hochbahn
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Rolfs, Wilhelm: Sprechsaal: in Sachen bildender Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.8191#0132

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Zeit viel überzeugender und origineller spiegeln als irgend ein Steinbau;
da ist roirklicher „Stil der Gegenwart," der eben nicht auf Stilexperi-
mente und Modenwechsel im Schmuckwerk, sondern auf innere Ent-
wickelung zurückzuführen ist. Daß dies einmal wieder klargestellt ist,
muß ganz besonders einflußreich wirken, nämlich zum Nachdenken über
die eigentlichen Probleme der Baukunst leiten.

lsans Schliepmann.

8precksÄLl.

In 8acken bilclencler llunst?

Der „Dürerbund" ist im Werke. Vornehmlich, nicht ausschlietzlich, wird
er sich an das Volk wenden, an die Kunstgenietzenden, und er hat damit
genug zu thun. Aber brauchen wir nicht auch einen Bund, dessen Arbeit bei den
Künstlern einsetzt?

Will der Dürcrbund wirksam dic Massen mobilmachen, so könnte nian
sagen: auch die Findung und Ausbildung der Führer im Streit ist eine Auf-
gabe, die des Schweihes der Edlen wert wäre. Nicht bloh Kunstwerke
verstehen und geniehen lcrnen, sondern auch solche zu schaffen, gilt es.
Und wenn nun bei jener umfassenden Aufgabe im Wesen des Dürerbundes
liegt, dah er das ganze Gebiet der Kunst gleichzeitig in Angriff nehmen
kann und nehmen muh, so heiht es, wenn man vom Einzelnen ausgehen will:
sich beschränken! Jch bin ja darüber zweifelhaft, ob es jemals viel Glück-
liche geben wird, die für alle Künste gleich empfünglich sind, denn — nach
Montaigne — onvguss uo kursut ä tous tous äous äouuss; aber darüber besteht
bei mir kein Zweifel, daß, wer auf den Einzelgebieten der Kunst den darauf
thätigen Künstlern die Bahn frei machen will, für sjedes so unendlich viel
Arbeit findet, dah er sich auf eins beschränken muh.

Jch greife die bildende Kunst heraus.

Hier, wie überall in der Kunst, gilt es jene zwei Bedürfnisse zu be-
friedigen: es ist Raum zu schaffen sür die Thätigkeit echter Künstler; es ist
Verständnis für sie zu erwecken im deutschen Volke. Beides bedingt sich gegen-
seitig, aber man kann bald dem einen, bald dem andern mehr gerecht werden
wollen. Jch möchte das Hauptgewicht darauf legen, dah man die Thätigkeit
der bildenden Künstler fördern sollc. Welcher bildender Lkünstlcr? Der besten
des Tages . . . Welche sind das? . . Das sind diejenigen, bei denen wir er-
kennen, dah sie in ernster Arbeit, in redlichem Streben, unter Beherrschung der
technischen Mittel unserer Zeit uns Werke der bildenden Kunst geben, die uns
etwas Neues, etwas Jnteressantes, kurz etwas sagen, das nur unserer Zeit
und unserem Volke gehört, nicht vergangenen Tagcn, nicht dem internationalen
Tagesgeschmack. Eine Norm dafür, welches /die besten Künstlcr dieser^ Art,
die besten Werke der neuzeitigen bildendcn Kunst sind, gibt es nicht, kann es
nicht geben, denn die ästhetischen Gesetze kommen hinter der Kunst her wic die
theoretische Begründung längst bewährtcr Arzneimittel hintcr ihrer Anwcndung.

* Wir drucken diese Einsendung des Hcrrn Geheimrats vr. Rolfs mit
Vergnügen ab, weil wir alle derartigen Versuche fördern möchten. Die Mit-
arbeiter des Kunstwarts ihrcrseits werden allerdings wohl gezwungen scin, ihre
Kräfte vorläufig auf den Dürerbund zu sammeln, einfach, wcil sie sich sonst
zersplittern mühten. A.

Runstwart

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